Ein eigenwilliger Stil zwischen Spaghetti-Western und Heavy Metal: Die "Dezperadoz" rockten das Café Art in Walldorf. Foto: Hans-Joachim Of
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Von Hans-Joachim Of
Walldorf. Schafft Frauen und Kinder in den Keller, sperrt das Feuerwasser weg. Läutet die Glocken und kommt ihnen um Gottes Willen nicht in die Quere. Die Outlaws sind wieder in der Stadt. So hieß es in der Region, als eine Viererbande - Dezperadoz genannt - unterwegs war. Der Name hatte sich im Vorfeld in den Saloons längst wie ein Lauffeuer verbreitet, wurde mal leise flüsternd, mal ehrfürchtig raunend weitergereicht. Jeder, der ihnen schon einmal über den Weg gelaufen ist, hieß es, würde sich bis an sein Lebensende daran erinnern und noch seinen Enkelkindern davon erzählen.
Jetzt hatte die Formation "Dezperadoz" aus dem Rhein-Neckar-Delta - von den vielen Anhängern wegen ihres besonderen Musikstils, einer Kreuzung aus Heavy Metal und typischem Western-Sound, liebevoll als "Spaghetti-Western-Metalband" betitelt - die Gitarren geladen, um bei ihrem "Heimspiel" im Walldorfer Saloon "Café Art" für besondere Töne und Furore zu sorgen.
Die "Vier glorreichen Halunken" um den energiegeladenen Frontmann und Bandgründer Alex Kraft spielten an diesem Abend tatsächlich ihren einzigen Club-Gig im Rhein-Neckar-Raum im Jahr 2019. Die weiteren Bandmitglieder sind Ausnahme-Drummer Jochen Rautenstrauch aus Walldorf, Bassist Manuel Mandrysch sowie Gitarrist/Zweitstimme Wolfgang M. Sing, der seinem "Pferd" vehement die Sporen gab.
Die teilweise mit Cowboyhut und Western-Style angereiste Gästeschar stand dicht gedrängt vor der Bühne und bekam beim zweiteiligen Set neben Songs aus dem noch aktuellen Album "Call Of The Wild" einen bunten Querschnitt aus inzwischen fünf veröffentlichten Alben der musikalischen Outlaws zu hören. "Silver City", "March To Destiny", "Rebel Heart" oder "Back In The Saddle" wurden mit viel Beifall bedacht, ebenso die furios performten Stücke "600 Miles", "All The Long Way", "Bullets & Bones" oder das herrliche Doors-Cover "Riders On The Storm".
Ein gut aufgelegter, lachender und kraftvoll agierender Frontmann (der seinem Namen alle Ehre macht) erzählte zwischen den Songs kleine Entstehungsgeschichten - und dann gab die Kapelle, die in der Vergangenheit auch in Wacken oder beim Summer-Breeze-Open-Air ihre Spuren hinterlassen hatte, Vollgas und ließ die Gitarren sprechen. Mit "Rawhide", "Hellbilly Square" und (natürlich) dem bekannten "Ghostriders In The Sky" bog die Gruppe, die weit mehr als eine Handvoll Riffs im Patronengürtel hatte, auf die Zielgerade ein, hinterließ "Rauchende Colts". Nein: "Spiel mir das Lied vom Tod" hatten sie dieses Mal nicht im Gepäck, doch viele Stücke, die man sofort mit der Lebensgeschichte des bekannten Marshalls Wyatt Earp oder mit Billy The Kid ("Dead Or Alive") assoziiert.
Wie es war? Nicole und Steffen aus Heidelberg, noch mit offenem Mund: "Einfach gigantisch. Wir sind hin und weg." Die anderen Gäste einer Gruppe am Tresen pflichteten ihnen mit "super, sensationell" bei.
"Wir werden im Rahmen unserer Live-Aktivitäten eine ganz besondere Exklusiv-Show zelebrieren", hieß es zuvor aus dem Bandlager der "Dezeperadoz". Sie hatten Wort gehalten. "Im Spätjahr wird es ein neues Konzeptalbum mit einer ganz besonderen Story geben", verriet Alex Kraft am Ende eines schweißtreibenden Gigs, der alle Sinne berührte und Lust auf kommende Westerngeschichten machte.