Diese Reihe an Lindenbäumen stört einen Teil der Bewohner in der Roter Otto-Dix-Straße. Ihre Blätter würden ständig in den Garten fallen, der Honigtau verklebe alles auf der Terrasse. Deshalb fordern sie die Rodung dieser Linden. Foto: Galina Hecker
Von Sophia Stoye
St. Leon-Rot. 24 gesunde Lindenbäume sollen gefällt werden: Das fordern Anwohnerinnen und Anwohner der Roter Otto-Dix-Straße und unterschrieben deshalb eine gemeinsame Erklärung. Der Gemeinderat lehnte zwar auf Antrag der Grünen die Fällung der Bäume mehrheitlich ab, entschied sich aber dafür, einen neutralen Gutachter hinzuzuziehen. Er soll prüfen, inwieweit die Bäume zurückgeschnitten werden können.
18 Anwohnerinnen und Anwohner von sechs Grundstücken übergaben bereits Mitte Juli dem Bauhofleiter Wolfram Back eine Unterschriftenliste, laut Gemeindeverwaltung haben sich aber inzwischen auch "mehrere Anwohnerinnen und Anwohner von drei Grundstücken der Otto-Dix-Straße gemeldet, die sich für den Erhalt der Bäume einsetzen". Wie Klimaschutzbeauftragter Sascha Rachow in der Gemeinderatssitzung ausführte, handelt es sich bei den 24 Bäumen um holländische Linden, die bis zu 30 Meter hoch werden können. Die 2002 im Rahmen der Gebietserschließung gepflanzten Bäume befinden sich im Tränkweg und stehen nahe den Gärten der betroffenen Grundstücke in der Otto-Dix-Straße. Die Linden wurden auf einem Grünstreifen gepflanzt, der zwischen den Grundstücken und einem Radweg liegt.
"Wir haben das ganze Jahr Sauerei, die Blätter fallen und fallen, ich habe jeden Tag einen Sack voll damit", erklärt eine Anwohnerin, die die Liste unterschrieben hat. Außerdem würden die Bäume alles verkleben. Das rührt daher, dass in seiner Blütezeit von Juni bis Juli der sogenannte Honigtau von den Bäumen tropft, der von Blattläusen ausgeschieden wird und als Nahrungsquelle für Bienen und Schmetterlinge dient. "Das ist katastrophal, ich kann in meinem Garten nichts aufstellen", so die Anwohnerin.
"Wir müssen uns an den Bebauungsplan halten, dann muss das die Gemeinde auch", kritisiert sie weiter. Ihr zufolge hätte man die Bäume, die einen Abstand von drei Metern zu den Grundstücken haben, zu nah gepflanzt. Laut Bebauungsplan hätten die Bäume damals nämlich in der Mitte des Grünstreifens positioniert werden sollen. Das kann Bauamtsleiter Werner Kleiber nicht bestätigen: "Im Bebauungsplan ist das definitiv nicht vermaßt." Zwar stehe darin, dass die Lindenbäume auf dem Grünstreifen gepflanzt werden sollen, einen vorgeschriebenen Abstand zu den Grundstücken gibt es aber nicht. Bürgermeister Alexander Eger betont zudem, dass zum Zeitpunkt der Geländeerschließung die damaligen Grundstückseigentümer einen Erschließungsbeirat gewählt hatten, der alles vorberiet. Außerdem erklärt Eger, dass man die Lindenbäume überhaupt nicht hätte mittig pflanzen können: "Man wollte sich noch die Option für eine zweite parallele Baumreihe auf dem gleichen Grünstreifen freihalten." Diese wurde bisher nicht gepflanzt.
"Wir haben nichts gegen die Bäume – sie spenden uns ja auch Schatten – aber es müssen nicht ausgerechnet die Bäume sein, die am meisten Sauerei machen. Das ist eine Zumutung", kritisiert Joachim Bilke, ein weiterer Anwohner der Otto-Dix-Straße. Man könne stattdessen ein paar Meter weiter eine andere Baumart pflanzen. Die Unterschriftenliste habe man außerdem erst jetzt eingereicht, weil die Linden vor allem in den letzten Jahren so groß geworden seien und anfangs noch nicht so viele Menschen in dem Gebiet wohnten.
Die Bewohnerinnen und Bewohner haben keinen Rechtsanspruch auf eine Fällung, wohl aber auf einen Rückschnitt der Bäume auf drei Meter Höhe – derzeit sind die Linden etwa zehn Meter hoch. Für Bauhofleiter Wolfram Back ist dies allerdings nicht sonderlich sinnvoll: "Wenn man die Bäume zurückschneidet, treiben sie nur stärker aus", erklärt er.
Mit einer Gegenstimme beschloss der Gemeinderat, die Bäume nicht zu fällen und einen Sachverständigen hinzuzuziehen. Dieser soll begutachten, wie weit man die Bäume zurückschneiden könne, ohne sie zu zerstören. "Dass wir in der heutigen Zeit über Baumrodungen reden, ist sehr verwunderlich", äußerte sich Erwin-Peter Albert (Junge Liste).
Auch SPD-Gemeinderat Klaus Grün sprach sich für das Bestehenbleiben der Bäume aus. Als eine schwierige Situation und Entscheidung empfanden Siegfried Köck (Freie Wähler) und Udo Back (CDU) die Abstimmung. Man könne beide Seiten verstehen, dennoch sei man gegen eine Fällung.
Michael Herling (FDP) erklärte die Beeinträchtigungen durch die Bäume in ihrer Blütezeit von Juni bis Juli für hinnehmbar. Marina Krenzke (Grüne) berichtete von einer Ortsbegehung: Dabei habe ein Fachmann die Bäume begutachtet und bestätigt, dass sie gesund seien und noch nicht einmal geschnitten werden müssten, so die Gemeinderätin.