Von Anjoulih Pawelka
Waibstadt. Tim-Oliver Groß ist ein organisierter Mensch. Als Banker muss er das wahrscheinlich auch. Im Privaten scheint er das ebenfalls. Für sein Interview mit der Zeitung hat er schon mal etwas vorbereitet. Mit einem Lächeln zeigt er seine vier Seiten Aufschriebe. Da stehen dann in kunstvoller Schrift Antworten auf mögliche Fragen. Groß will nichts diktieren; kann die Kontrolle über dieses Gespräch und den Artikel gut abgeben. Aber die Aufschriebe scheinen ihm ein wenig Sicherheit zu geben.
Groß ist nicht nur in seinem Beruf als Filialleiter und Marktgebietsleiter bei der Sparkasse erfolgreich, sondern auch mit seinem Hobby – der Fotografie. Sein jüngster Erfolg: Er hat den dritten Platz beim Regionalentscheid des "Blende" Wettbewerbs belegt.
"Ich möchte mit meinen Fotos Geschichten erzählen und Emotionen einfangen", sagt der 37-Jährige und fügt hinzu: "Mein Ziel ist es, dass sich der Betrachter in die Situation hineinfühlen kann, so wie ich sie als Fotograf erlebt habe." Erst vor drei Jahren hat Groß sich so richtig mit der "ambitionierten Fotografie" wie er es nennt, beschäftigt. Damals wollte er bessere Urlaubsbilder schießen. Also hat er sich eine Spiegelreflexkamera gekauft. Damit habe die Arbeit aber erst richtig angefangen, erzählt er lachend. Es sei relativ einfach Neues zu lernen, wie zum Beispiel Kameraeinstellungen. Das sei zwar "komplex aber nicht kompliziert".
2017 ist Groß dann in den Fotoclub Sinsheim eingetreten, den er immer wieder im Gespräch erwähnt. Man merkt, die Gemeinschaft ist für den Vater von Zwillingen wichtig. Zwei Mal im Monat treffen sich dort die Fotobegeisterten; stellen ihre Bilder vor und tauschen sich aus. Groß will sich weiterentwickeln und holt sich daher viel Feedback. "Das Wissen wird einem nicht auf dem Silbertablett präsentiert", sagt er. Man müsse es schon einfordern. Also schaut er sich ziemlich viele Youtube Videos im Internet an, saugt das Wissen auf; geht zu Workshops und beschäftigt sich auch mit der Bildbearbeitung. Überhaupt sei das eines der wichtigsten Themen, das jeder der fotografiere lernen sollte. Damit könne man "noch einiges rausholen".
Beim diesjährigen Regionalentscheid des Fotowettbewerbs „Blende“, bei dem nur Hobbyfotografen mitmachen dürfen, hat Tim-Oliver Groß ein Bild aus Berlin eingereicht, das zum Thema „Nightlife“, also Nachtleben, passt. Meist hat er sich die Abgabetermine für Wettbewerbe notiert und schaut kurz vorher in seinen Bilder, was davon passen könnte. Fotos: Tim-Oliver GroßGroß bezeichnet sich selbst als sehr ehrgeizig. "Die größte Motivation für mich ist die Wertschätzung, die ich durch meine Fotos erfahre." Das sporne ihn an, immer besser zu werden. An Aufträgen mangelt es ihm nicht, denn es hat sich in seinem Freundeskreis herumgesprochen, dass er schöne Bilder macht. Daher möchte Groß im nächsten Jahr ein Nebengewerbe anmelden, um für seine Arbeit auch ein wenig Geld verlangen zu können. Bestimmte Lieblingsmotive hat der Banker nicht. Er habe schon viel Unterschiedliches ausprobiert, erzählt er, zückt sein Handy und zeigt einige Aufnahmen. Darunter nicht nur Porträts, sondern auch gestellte Bilder, die aber eher selten seien. Für einen Wettbewerb zum Thema "Fankultur in Deutschland" hat er seinen Schwiegervater mit Zeitung, Deutschlandmütze und Trillerpfeife ausgestattet und ihn an seinem Küchentisch in Szene gesetzt. Groß hat dabei mit Licht und Schatten gespielt. Er habe Spaß gehabt am Stellen der Bilder, sagt er begeistert.
Beim diesjährigen Regionalentscheid des Fotowettbewerbs „Blende“, bei dem nur Hobbyfotografen mitmachen dürfen, hat Tim-Oliver Groß ein Bild aus Berlin eingereicht, das zum Thema „Nightlife“, also Nachtleben, passt. Meist hat er sich die Abgabetermine für Wettbewerbe notiert und schaut kurz vorher in seinen Bilder, was davon passen könnte. Fotos: Tim-Oliver GroßBesonders viel Freude bereitet ihm Zurzeit aber die Eventfotografie. Wenn er davon erzählt, ist der Stolz in seiner Stimme zu hören und er strahlt. So hat er beispielsweise nicht nur das Benefizkonzert "Musik für Celine", sondern auch die 150 Jahrfeier des Chors "Frohsinn Flinsbach" oder das kürzlich stattgefundene Konzert von "Isch ebbes" fotografiert. "Es ist wahnsinnig spannend mitten im Geschehen zu sein und das Event aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben", schwärmt er.
Für Groß ist die Fotografie vor allem ein Ausgleich zu seinem eher sachlichen Bankerberuf. Daher hat er auch keine festen Fotozeiten. Es solle ja keine Belastung sein und müsse auch mit der Familie unter einen Hut gebracht werden.