Von Tim Kegel
Sinsheim. Ein bisschen scheint’s im ganzen Universum so zu sein: Die Bösen sind in der Überzahl - oder fallen einfach mehr auf: Die dunkle und die helle Seite der "Macht", wie es im Star-Wars-Sprech heißt, machte beim zweiten Aktionstag im Auto- und Technik Museum am Samstag gemeinsame Sache und die Vorhalle des Imax-Kinos zur Startrampe Richtung Todesstern und Tatooine.
Der Drehort für den Wüstenplaneten, dessen Name viele schon gehört haben, liegt in Tunesien, klärt Karin Grünberg aus Heidelberg auf, auch heute noch. Einige ihrer Gefährten aus der "Rebel Legion" - einem von zwei offiziellen Star-Wars-Kostümklubs bei dem Treffen - besuchten regelmäßig die Kulissen, um diese zu renovieren. "Das versandet alles", weiß Karin Grünberg. Ein Teil von Tatooine sieht heute aus, als hätte das Imperium schon wieder zurückgeschlagen. Karin Grünberg trägt ein Jedi-Kostüm, das nicht zufällig an Samurai erinnert: Ideengeber George Lucas ließ sich für das Science-Fiction-Epos visuell vom alten Rom und der Antike, von der Wehrmacht aber eben auch von japanischer Kriegskunst inspirieren.
Fürs Imperiale zuständig ist Heike Fournier aus Neuwied bei Koblenz, Sprecherin der "German Garrison", einer Art Dachverband der Bösen-Fraktion. Mitgliedermäßig sind die dunklen Darth Vader- und weißen Sturmtruppen-Typen mit 700 Anhängern etwa doppelt so groß wie ihre Pendants auf Seite der Guten. Das liege, vermuten Heike Fournier wie Karin Grünberg, an den aufwendigeren Outfits. Ob gut, ob böse, liegt den von Lucas Film und Disney autorisierten Kostümklubs eine Art Kleiderordnung zugrunde: "Bilder von Kostümen müssen eingeschickt und notfalls nachgebessert werden." Offizielle Star-Wars-Kostümklubs schicken ihre Mitglieder auf Werbe-Tour, aber auch zu Veranstaltungen in der Kinderkrebshilfe. "Bad guys doing good" - böse Jungs tun was Gutes - lautet einer der Slogans der "German Garrison".
Der Star Wars Fan, er tut so einiges für sein Hobby: "Oft sind die Kostüme selbstgeschneidert oder Auftragsarbeiten", schildert Karin Grünberg. Der smarte Schmuggler "Han Solo", die schneidig-hochgeschnürten Jedi - Gestalten, deren Look genauso von Modeschöpfern wie Yohji Yamamoto hätte stammen können, ziehen beim zweiten Treffen seiner Art die Lichtschwerter. Braunkuttige "Javas" mit leerem Glühbirnenblick tummeln sich auf den Museumsgängen und der zottelige Affenhüne "Chewbacca". Eine Frau hat ein weißes Tierchen auf der Schulter sitzen. Es hat vier Augen, Stiftzähne, Krallen, raues Fell und Stacheln: Ein "Nexu", Kreatur aus einer der neueren Staffeln. "Aber ein Baby", sagt die Besitzerin. Eigenkreation. Im Film gab es so etwas nicht. "Die Stacheln", sagt sie, "sind von einem Stachelschwein."
Star Wars, fast 40 Jahre sind seit dem Start der ersten Trilogie vergangen, ist bis heute ein Phänomen. Am Samstag lief im Imax-Kino "Die letzten Jedi", Teil zwei der dritten Trilogie. "Das haben wir schon als Buben geguckt", sagt Harald Gruber aus Hilsbach, heute Mitte 40 - "in den Achtzigern, auf Video, Mittags um zwei, bis nachts." Gruber mit Frau und Sohn waren drei von hunderten, teils aufwendig kostümierten Besuchern im Museum. Auch Workshops zum Bau von Lichtschwertern, Helmen und Brustpanzern, Gruppenfotos und Selfies mit "Luke Skywalker", "Storm Troopers" und "Wüstenräubern" und eine Raritätenbörse mit Spielzeug wurden angeboten.
Star Wars Aktionstag Sinsheim - die Fotogalerie