Von Christiane Barth
Sinsheim. Maultaschenrevolution, Känguruspieß, Brezelglück oder Wunschpunsch? Alles da gewesen: Eine kulinarische Vielfalt, wie sie selten geboten wird in Sinsheim, machte das Schlendern über den Burgplatz beim "Streetfood-Festival" zu einem geschmacklichen Abenteuer. Rund 30 Stände, vom echten Truck über den aufgemotzten Anhänger bis zum umgebauten Linienbus, heizten bei ihrem dreitägigen Stopp die mobile Küche an, doch die Händler klagten über "sehr schlechte" Resonanz. Der Freitagabend ging noch, der Samstag war ganz schwach, aber der Sonntag holt wieder einiges auf, so die Bilanz.
Mancher Händlern beklagte mangelhaftes Marketing. Vielleicht waren es auch die satten Preise, die "die große Masse" davon abhielten, sich statt eines frugalen Mahls die "to go"-Variante einzuverleiben. Mindestens sechs Euro musste man für eine Handvoll Kost so zwischendurch, die noch längst kein Vollformat-Abendessen ersetzte, schon berappen. Und für 350 Gramm Rehrohschinken und ebenso viel österreichischen Bergkäse blätterte so mancher einen 50-Euro-Schein hin.
Der Reiz des Food-Festivals lag an dem Nebeneinander von originellen Mahlzeiten für die Hand, an der unkomplizierten Esskultur und an der Möglichkeit, sich beim Geruch Appetit zu holen und Neues zu probieren. Köche ohne Haube, aber mit viel Herz und Schnauze, teils von weit hergereist, veranstalteten ihr "Show-Cooking" mit einem "Topping" aus frischem Humor. Die einzigen Lokalmatadoren, Phillip Kälberer und Alireza Shirvani aus Sinsheim, die deutsch-iranische Küche im "Food-Bus" servierten, konnten sich nicht über mangelnde Kundschaft beschweren. Ob ihre Burger besser waren? "Das glaube ich nicht", meint Alireza Shirvani solidarisch, "aber bei uns kann man im Trockenen sitzen." Auch Phillip Kälberer zeigte sich kollegial: "Mir tun die anderen Händler leid."
Mit einem herzhaften "Jetzertle" will Hannes aus Berglen im Rems-Murr-Kreis die Gäste anlocken, immerhin gibt es nicht weniger zu entdecken als die "Maultaschen-Revolution". Mal klassisch, mal ohne Tier und mal im kompakten Schwabentöpfle. Dazu allerhand "Mitläufer" wie Sauerkraut und Kartoffelsalat. Kreative Küche zum sofort Verputzen oder zum Mitnehmen, die durchaus gefragt, aber halt den Launen des Wetters unterworfen ist. Einsetzender Schneefall am Samstagabend machte die Lage am Burgplatz nicht besser, viele Buden und Truckfenster schienen verwaist, trotz der erstaunlich gut gelaunten Händler.
Aufgebrezeltes Glücksgefühl mit der saftigen Variante einer Brezel - wahlweise mit Trüffelsalami, Obatzter oder Serrano, und weit entfernt vom einfallslosen Laugenschlag -, ein Wunschpunsch (Ingwer, Birne und Feige aufgefüllt mit Bier), Almspeck, cholesterinarme Strauß-Spieße, aufgespießte Wiener Schnitzel, "Beef de luxe" mit karamellisierten Zwiebeln, "Bubble Waffle" oder ungarische Baumstriezel: Rund um den Burger, der die feste Konstante auf dem "Festival" bildete, sprossen allerhand kulinarische Blüten, die zu pflücken sich die mit hochgezogenem Kragen und aufgespanntem Regenschirm bepackten Besucher jedoch etwas zierten. Das dritte Streetfood-Festival in Sinsheim bewies einmal mehr: Fast Food muss nicht ungesund sein und hat weit mehr zu bieten als Cheeseburger, Döner und Pizza.