Eier und weitere Lebensmittel erst am Gründonnerstag einzukaufen, könnte dieses Jahr nicht möglich sein. Symbolfoto: Christian Beck
Sinsheim. (cbe) "Wir hängen völlig in der Luft." Mehrmals sagt Kaufmann Heinrich Lutz vom Rewe-Markt in der Muthstraße diesen Satz. Und er spricht damit aus, was viele denken, seit über verschärfte Einschränkungen an den Ostertagen gesprochen wird.
"Ich weiß auch nur das, was in der Zeitung steht", sage er seinen Kunden, die seit Dienstagmorgen fragen, wann er seinen Markt öffnet. Der Gründonnerstag sei der umsatzstärkste Tag im ganzen Jahr. "Wenn da zu ist, dann gute Nacht", sagt er frustriert. Dabei gehe es ihm nicht so sehr um finanzielle Einbußen. Doch für einen Tag, an dem normalerweise viele Kunden kommen und viele leichtverderbliche Produkte verkauft werden, muss er seine Mitarbeiter einteilen und Ware entsprechend bestellen. "Die Pläne lösen sich gerade in Luft auf", sagt Lutz dazu.
Zudem hinterfragt der Kaufmann den Sinn, am Gründonnerstag Lebensmittelmärkte zu schließen. Denn das führe aus seiner Sicht dazu, dass noch mehr Kunden am Mittwoch zum Einkauf kommen. Dann steige das Infektionsrisiko noch mehr. Und er müsse möglicherweise einen Sicherheitsdienst an den Ladeneingang stellen, der überwacht, wie viele Kunden sich für die Feiertage eindecken. Gerade dieses Szenario gebe es momentan nicht, erklärt Lutz und lobt seine Kunden: "Die meisten sind vernünftig." Dass jemand ohne Mund-Nasen-Maske bei ihm einkaufen wollte, sei nun schon lange nicht mehr vorgekommen. Und nur wenige zeigten ein Attest vor, das sie vom Tragen einer Maske befreit. "Schiffmann-Atteste erkenne ich nicht an", ergänzt Lutz.
Wenn sich jeder an die Vorgaben der Abstands- und Hygieneregeln hält, bräuchte man keine weiteren Verschärfungen, ist sich der Kaufmann sicher. Dass immer mehr Menschen in der Fußgängerzone ohne Maske herumlaufen, gefällt ihm nicht. Er findet, man müsse den Menschen mehr Eigenverantwortung zugestehen, und jeder einzelne müsse dabei mithelfen. "Auch ich würde gerne einmal wieder vieles machen – zum Beispiel sonntags in der Kirche singen", betont Lutz.
Bis das wieder möglich ist, dürfte es wohl noch dauern. Am Dienstag wurde diskutiert, ob das Osterfest überhaupt in der Kirche gefeiert werden darf, oder ob Gottesdienste ausschließlich virtuell stattfinden. "Bund und Länder werden auf die Religionsgemeinschaften zugehen mit der Bitte, religiöse Versammlungen in dieser Zeit nur virtuell durchzuführen", heißt es in den Beschlüssen. Diese Aussage habe für Verunsicherung gesorgt "und auch Widerstand erzeugt", teilte Dekanin Christiane Glöckner-Lang in einer E-Mail an Kollegen mit. Sie persönlich setze sich dafür ein, "die Präsenzgottesdienste so lange wie möglich offen zu halten – im Rahmen der geltenden Schutzkonzepte, die ich für sehr gut halte".
Dekan Thomas Hafner sieht dies ähnlich: "Ich hoffe, dass wir unsere Gottesdienste in Präsenz feiern können." Auch er wartet noch auf Vorgaben und hofft, dass er bald Rückmeldung erhält. Hafner verweist darauf, dass die Inzidenz noch nicht so hoch ist, wie sie es an Weihnachten war – damals durften Gottesdienste in und um Sinsheim unter strengen Auflagen in den Kirchen gefeiert werden. Einige Gemeinden hatten dies getan, andere verzichteten aus eigenem Entschluss.
Hafner verweist darauf, dass bereits vor der neuerlichen Diskussion um verschärfte Regelungen einiges nicht möglich war: Dass sich Kirchenbesucher in der Osternacht vor der Kirche ums Osterfeuer versammeln, um gemeinsam ins Gotteshaus einzuziehen, falle auf jeden Fall aus.