Zahlreiche Mülllager hat Revierleiter Dietmar Weiland gestern morgen zwischen Hilsbach und Eichelberg entdeckt. Fotos: Forstbezirk Sinsheim
Von Tim Kegel
Sinsheim-Hilsbach. Ohne funktionierende Entsorgungskreisläufe für Müll, sagt Forstrevierleiter Dietmar Weiland, "würde es hier verheerend aussehen". Wäre nur der illegal entsorgte Unrat "der letzen zwei, drei Jahre" an Waldrändern und -wegen liegen geblieben, "es wären Berge, es würde sich türmen".
Ein knapp 600 Meter langes Wegstück am Eichschlagweg zwischen Hilsbach und Eichelberg besuchte Weiland am Dienstag: Ein massives Müll-Lager fand er dort, an sechs verschiedenen Stellen. "So viel und so geballt war es selten." Unbekannte haben etliche Matratzen entsorgt, Sofapolster, Teppiche, Bauschutt, vier Reifen und zahlreiche Restmüllsäcke. Besonders dreist: Direkt neben einem Schild, mit dem das städtische Tourismusmarketing auf die malerisch an einer Waldhöhe gelegene Ecke hinweist, hat der Verursacher zwei volle Mülleimer aus Plastik abgestellt. "Da fehlt mir jedes Verständnis", sagt der Förster.
Zahlreiche Mülllager hat Revierleiter Dietmar Weiland gestern morgen zwischen Hilsbach und Eichelberg entdeckt. Fotos: Forstbezirk Sinsheim
Ähnliches wiederhole sich ständig, wöchentlich, manchmal alle zwei, drei Tage. Die Verursacher hätten keine Scheu, wirkten abgestumpft: "Wir finden auch Tierkadaver." Die Entsorgungskosten gingen in die tausende Euro, der bürokratische und zeitliche Aufwand sei hoch.
Worauf führt Dietmar Weiland diese Phänomene zurück, die sich binnen weniger Jahre multipliziert hätten? "Gesellschaftliche Veränderungen", sagt er vieldeutig, es fehle an Unrechtsbewusstsein, "irgendeiner kommt und entsorgt es sowieso - der Bauhof, der Förster".
Den aktuellen Müll aus Hilsbach hat Weiland genau gesichtet. "Keinerlei Hinweise, woher das Zeug stammt." So sei es meistens, jedoch nicht immer: Manchmal fänden sich auf Zetteln und Schriftstücken Adressen. Doch auch dann sei die Beweisführung schwierig. Nun wird sich der städtische Bauhof um die Hinterlassenschaften kümmern. Unweit der Fundstelle drohten momentan 120 Jahre alte Buchen wegen der Sommertrockenheit abzusterben. "Als hätten wir keine anderen Sorgen", ärgert sich der Förster.
Zahlreiche Mülllager hat Revierleiter Dietmar Weiland gestern morgen zwischen Hilsbach und Eichelberg entdeckt. Fotos: Forstbezirk Sinsheim
Eine Veränderung im Großen Wald, die nachdenklich stimme und entmutige. Dietmar Weiland hat sich im Lauf der vergangenen Jahre seine Gedanken über hunderte Fundstellen illegalen Mülls gemacht: Entsorgt würde oft Bauschutt an gut mit dem Auto anfahrbaren Stellen im Wald entlang der Kreisstraßen, immer öfter werde auch der Weg in tiefer waldeinwärts gelegene Gebiete nicht gescheut.
Eines fällt Dietmar Weiland beim Anblick aktueller Müllfunde besonders auf: "Besonders viel Schund" sei dabei, neben "Plastikverpackungen für alles und jedes" fänden sich "minderwertige, auf kurze Lebensdauer produzierte Alltagsgegenstände": Teile von Kunststoffmöbeln, Synthetikkissen, Spielzeug, elektrisches Zubehör, oft vermischt mit Lebensmittelresten, Pizzakartons und Undefinierbarem. Müll, der ein Schlaglicht auf seine Zeit werfe, sagt Weiland: "Der Mensch pflegt seine Habseligkeiten nicht, sondern kauft und ersetzt immer mehr."
Zahlreiche Mülllager hat Revierleiter Dietmar Weiland gestern morgen zwischen Hilsbach und Eichelberg entdeckt. Fotos: Forstbezirk Sinsheim