Der Anbau vergrößert die Nutzfläche des Adolf-Schmitthenner-Gymnasiums um gut ein Viertel. Der Platz wird für eine steigende Zahl von Schülern gebraucht. Foto: Günther Keller
Von Günther Keller
Neckarbischofsheim. Als die Klappsitze demontiert und die Stufen der hörsaalartig aufgebauten Physik- und Biologieräume abgetragen wurden, hat Martin Oszter "ein bisschen das Herz geblutet". Neun Jahre lang hatte der Chef des Sinsheimer Architekturbüros O2R einst hier die Schulbank gedrückt. Das hat Erinnerungen hinterlassen.
Aber Oszter und die Schule werden den Verlust verschmerzen: Als Ersatz gibt es neue naturwissenschaftliche Fachräume, modern, hell und zum Experimentieren einladend. Sie sind das Kernstück des Umbaus und der Erweiterung, die die Schule fit für die Zukunft machen sollen. Zehn Monate nach Baubeginn geht das Projekt in die Endphase, in zwei Monaten will man fertig sein.
Der Clou im neuen Lehrerzimmer sind plüschige Sitzecken, in der sich Lehrer zurückziehen können, wenn sie Ruhe vor dem lärmigen Umfeld suchen. Ansonsten sind die sechs neuen Fachräume, das deutlich vergrößerte Lehrerzimmer, zusätzliche Nutz- und Sanitärräume sowie der Umbau der bisherigen Fachräume in Klassenzimmer das Kernstück der Fünf-Millionen-Euro-Investition.
Die neuen Fachräume einschließlich des etwas antiquierten Anatomiemodells bestaunen (von links) ASG-Direktor Harald Frommknecht, seine Stellvertreterin Andrea Mutter, die Planer Benjamin Gold und Martin Oszter sowie Bürgermeisterin Tanja Grether. Foto: Günther Keller
Beamer in allen Klassenzimmern, anschließbar an Laptops, frei schwenkbare Schultafeln, eine durchgehende LED-Beleuchtung und eine Aufrüstung mit Laptops sind eher flankierende Maßnahmen. 51 Jahre nach dem Bau der Lehranstalt auf einem Hügel am Stadtrand sei die Schule nun wieder "modern und zeitgemäß", beschreibt Schulleiter Harald Frommknecht Sinn und Zweck der Sanierung. "Und es gibt endlich W-Lan", freut sich Vize-Direktorin Andrea Mutter über vermeintliche Kleinigkeiten.
Man sei nun für die nächsten 50 Jahre gerüstet - und damit auch für einen anhaltenden Zulauf. Denn trotz der Vergrößerung um 1000 Quadratmeter muss die Schulleitung räumlich haushalten: Mit der Erweiterung sei jener Raumstandard erreicht, den ein achtzügiges Gymnasium beanspruche.
Aber in Neckarbischofsheim gilt - zumindest bis 2036 und bis zum Ende des laufenden Modellversuchs - das begehrte G9-Angebot. Frommknecht und Mutter gehen deshalb davon aus, dass die Schülerzahl von aktuell 981 mittelfristig auf 1200 steigt, weil vergleichsweise kleine Abi-Klassen die Schule verlassen und geburtenstarke Jahrgänge nachrücken.
Man habe, sagt Frommknecht, nach wie vor keine Überkapazitäten; aber die Zeit der Wanderklassen soll vorbei sein. Improvisiert werden muss angesichts des Schüler-Booms wohl beim Sportunterricht. "Yoga im Klassenzimmer" sei zwar nicht angedacht, aber eine zweite Sporthalle könne man gut gebrauchen.
Diesen Wunsch wird Bürgermeisterin Tanja Grether vorerst nicht erfüllen können. Die Stadt, kleinster Schulträger eines Gymnasiums im Regierungsbezirk Karlsruhe, ist finanziell arg limitiert und muss wegen der Investitionen ins Gymnasium bereits anderweitig Abstriche machen. Erst wenn sich die Haushaltslage wieder verbessere, so gibt die Rathauschefin zu verstehen, könne an einer Realisierung der bereits vorliegenden Planungen für eine Mehrzweckhalle gedacht werden.
Wann das sein könnte, lässt sie offen und ist letztlich auch davon abhängig, welche Zuschüsse für das aktuelle Projekt fließen. Mehrere Fördertöpfe des Landes will Tanja Grether für die ASG-Erweiterung anzapfen. Im günstigsten Fall kommen etwa 80 Prozent und damit vier Millionen Euro der Investitionskosten als Zuschüsse zurück.
Planer Martin Oszter und sein Bauleiter, der Diplom-Ingenieur Benjamin Gold, verbreiten die Erwartung, dass die Kalkulation eingehalten, wahrscheinlich sogar unterschritten wird: "Es bleibt eher Luft." Um die städtischen Finanzen wissend, habe man eine strenge Kostenkontrolle exerziert. Als richtig erwiesen habe sich die Entscheidung, den Erweiterungstrakt im Stil eines Institutsgebäudes aus vorgefertigten Bauteilen zusammenzusetzen.
Damit habe man Zeit und Geld gespart. Positiv auch: Ein Großteil der Aufträge ging an die regionale Handwerkerschaft. Und dass der Bauzeitenplan eingehalten wurde, liege auch an der guten Kooperation mit Schule und Schülerschaft sowie an der Verzahnung mit dem Rathaus. Benjamin Gold: "Diese Zusammenarbeit hat Spaß gemacht."