Eine Bio-Lehrerin hat einen Lernfilm erstellt. „Moodle“ bietet viele Möglichkeiten, guten Unterricht zu gestalten, findet Vogler. Symbolfoto: Orths
Von Friedemann Orths
Neckarbischofsheim. Nutzername und Passwort eintippen, und nach einem Klick auf den blauen "Login"-Knopf beginnt der Unterricht: Auf einem kleinen Fenster in der Online-Lernplattform "Moodle" erscheint der Oberkörper von Englisch- und Erdkundelehrer Andreas Vogler, der so momentan täglich seine Schülerinnen und Schüler an den Bildschirmen begrüßt. Vogler muss seine Schulstunden am Adolf-Schmitthenner-Gymnasium während der Corona-Pandemie – wie Tausende andere Lehrer im Land – über Webcam und Mikrofon geben.
Mittlerweile haben er und seine Kollegen sich an den digitalen Unterricht gewöhnt, was auch daran liegt, dass Vogler seine Kollegen im Umgang mit der Plattform schult. "Zu Beginn waren wir froh, wenn wir überhaupt Informationen an unsere Schüler bringen konnten", blickt der Lehrer zurück. Im virtuellen Klassenzimmer, das Vogler auf "Moodle" extra für das RNZ-Gespräch erstellt hat, zeigt er die Möglichkeiten, die das Programm bietet: Auf einer weißen Fläche, seiner virtuellen Tafel, kann er Texte tippen oder auch den Bildschirm seines heimischen Computers zeigen.
Vogler sieht "absolut" Vorteile beim digitalen Unterricht. Er spricht von einer "Auswahl an Methoden", die man mittlerweile habe, spielt als Beispiel eine Audiodatei ab, auf der englische Sätze vorgelesen werden. Er kann seine Schüler aber auch Lückentexte ausfüllen lassen, die der Computer dann sogar automatisch korrigiert – so bleibt dem Lehrer Zeit für andere Dinge. Man kann aber beispielsweise auch ein Quiz erstellen, bei dem Schüler dann gegeneinander antreten können, und so auf spielerische Weise Wissen vermitteln. Ebenso bietet "Moodle" die Möglichkeit, dass mehrere Schüler gleichzeitig an einem Textdokument schreiben und so in einer Gruppe arbeiten können.
Doch trotz aller Vorteile: "Was fehlt, ist die direkte Rückmeldung", findet Vogler. Er betreut rund 200 Schülerinnen und Schüler, jedem auch nur zwei Minuten Feedback pro Tag zu geben, wäre zeitlich nicht machbar. Deshalb ist eine digitale Schulstunde sowie die Vorbereitung darauf auch anstrengender: "Definitiv mehr Arbeit als normal", fasst Vogler zusammen. Außerdem fehlt ihm der Blick ins Gesicht der Lernenden, aus Datenschutz- und Serverkapazitätsgründen sollen die Schüler ihre Webcam gar nicht anschalten. So entgehen Vogler die fragenden Blicke, falls die Schüler etwas nicht verstanden haben.
Hier gehe es "weit auseinander". Manche Schüler verschlechterten sich, aber vor allem sonst eher Schüchterne kämen mit digitalem Unterricht besser zurecht, weil sie dem Lehrer unter vier Augen eine Frage stellen können – und wenn jemand mal eine falsche Antwort gibt, bekommt das auch nicht die ganze Klasse mit. Es gibt sogar die Möglichkeit, "intelligente" Aufgaben zu erstellen, die die Schüler bei einer falschen Antwort einfach auf eine andere Seite weiterleiten, auf der ihnen dann über andere Fragen erklärt wird, was die richtige Antwort ist. So habe kein Kind das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben und lerne trotzdem dazu. Ein weiterer Vorteil: Streiche sind digital eher schwieriger zu organisieren – bislang hätten ein paar Elftklässler lediglich falsche Biografie-Angaben in ihre Profile geschrieben.
Dass digitaler Unterricht funktioniert, davon ist er überzeugt. Aber Vogler weiß auch: Das ASG ist ein Gymnasium, hier werden Schülerinnen und Schüler vor allem aufs selbstständige Studieren vorbereitet. Hier sind also deutlich bessere Bedingungen als an einer Grundschule. Sein Sohn, Fünftklässler, komme ganz gut mit "Moodle" zurecht: "Ich kann im Keller unterrichten", und sein Kind lerne selbstständig am PC.
Für die Zukunft wünscht sich Vogler, dass die bereits im August bestellten Endgeräte endlich ankommen – momentan hat die Schule rund 80 Tablets und Laptops aus den eigenen Computerräumen an Schüler verliehen – und "größere Server wären gut".