Die Platten an der Kraichgauhalle haben Risse und abgeplatzte Ecken. Für die Sanierung muss die Gemeinde selbst aufkommen. Foto: Ines Schmiedl
Gemmingen. (isi) An der Kraichgauhalle bröckelt die Fassade, genau genommen die Verkleidung aus roten Faserzementplatten im oberen Teil der Hallenfront. Die Gemeinde sieht darin bauliche Mängel und hat sich juristisch beraten lassen. Das Ergebnis: Da die Schäden erst nach Ablauf der Verjährungsfrist aufgetreten sind, wird Gemmingen die Kosten für die Fassadensanierung wohl selbst tragen müssen.
Dass einige der Platten an der Fassade der im Jahr 2009 eingeweihten Kraichgauhalle bröckeln, ist seit April 2016 bekannt. Vor viereinhalb Jahren wurde dokumentiert, dass in der oberen Reihe an der Süd- und Westseite sowie vereinzelt auch an der Ostseite Risse zu sehen sind. Nicht nur das, auch die Gipserarbeiten sei mangelhaft, weil die Unterkonstruktion der Platten zu dünn sei, war jüngst im Gemeinderat zu erfahren. Bei der Abnahme der Arbeiten im Februar 2009 wurden keine Mängel festgestellt. Wegen Ablaufs der Verjährungsfrist gab es vier Jahre später, im Februar 2013, eine erneute Besichtigung der Halle, wobei ebenfalls keine Schäden sichtbar waren.
Die Schäden an einer Vielzahl von Faserzementplatten wurde von der Verwaltung am 25. April 2016 dokumentiert. Über die Risse in den Platten sowie abgebrochene Ecken wurde die Firma Anfang Juli informiert. Doch erst mussten weitere Schreiben folgen, bevor die Zuständigen der Firma geantwortet haben: Der Lieferant hätte sich die Sache von unten angeschaut und komme zu der Aussage, es "sei vielleicht etwas Spannung in der Fassade". Den Eckbruch könne sich die Firma nicht erklären. Das mit den Gipserarbeiten beauftragte Unternehmen reagierte ähnlich abweisend.
"Wir haben uns juristisch beraten lassen, das Ergebnis war ernüchtern", sagte Bürgermeister Timo Wolf in der Sitzung. Nur bei arglistiger Täuschung müssten die Firmen zahlen, doch das konnte ein hinzugezogener Sachverständiger nicht nachweisen. Die Halle einfach so zu lassen, sei auch keine Option, denn herabfallende Teile könnten Fußgänger verletzen.
Jetzt wieder mehrere Firmen zu beauftragen, die sich dann die Schuld gegenseitig zuschieben würden, darin befürchtet der Bürgermeister das nächste Problem. Denn das Architekturbüro von einst hätte auch jetzt die Baubetreuung übernehmen wollen und ein Angebot abgegeben, allerdings wie damals aufgrund der räumlichen Entfernung nicht vor Ort sei können.
Was einigen Gemeinderatsmitgliedern zudem sauer aufstößt ist, dass die Firma, die seinerzeit diese Platten angebracht hat, nun für die Reparatur das günstigste und einzige Angebot abgegeben hat. "Gibt es denn keine Alternative zu dieser Firma?", fragte Gemeinderätin Anke Caparelli. Nun zeichnet sich eine andere Lösung ab. Die Verwaltung hat einen Architekten gefunden, der vor Ort sein und die Arbeiten überwachen kann. Für die Fassadensanierung wird mit Kosten von 35.000 Euro gerechnet. Für die Gipserarbeiten sind rund 66.000 Euro nötig, dafür liegt aber noch kein Angebot vor.