Hunderte Blicke gingen beim Flugtag des Flugsportrings in den Himmel; hier eine "Jak" im Anflug über dem Wiesental. Foto: Inga Jahn
Von Inga Jahn und Tim Kegel
Sinsheim. "Bonbons! Bonbons! Bonbons!" lässt sich schon von Weitem vernehmen. Wer sich wundert, warum am zweiten Septemberwochenende Fastnacht gefeiert wird, liegt falsch: Statt Clowns, Hexen, Prinzessinnen und Piraten, die durch die Straßen ziehen und Süßigkeiten verteilen, fliegt die süße Fracht auf dem Gelände des Flugsportrings Kraichgau verladen im gelben Bonbonbomber über die Köpfe der jüngsten Besucher des Flugtages. Erst wenn sie laut genug schreien, entlädt der Pilot die Süßigkeiten auf dem Rollfeld, das dann von der Kindern gestürmt wird. "Alljährlich definitiv die Attraktion des Wochenendes", sind sich Besucher und Veranstalter einig.
Flugtag in Sinsheim - Die FotogalerieBeide Tage herrschte Hochbetrieb: Oldtimer gingen in die Luft, Formations- und Kunstflüge waren am Himmel zu sehen. Auf dem Boden gab es ebenfalls genug zu bestaunen: Segel- und Motorflugzeuge, Hubschrauber, Ultraleichtmaschinen und in diesem Jahr eine Reihe Flugzeuge mit russischen Sternmotoren, die die Faszination des Fliegens in den Besuchern wecken und ein Teil der Leidenschaft der Piloten übertragen sollten. "Bei dem gigantischen Wetter sind einige Besucher gekommen, manche auch von wirklich weit her", schwärmt Vereinsvorsitzender Benjamin Bauer bei strahlendem Sonnenschein, angenehmen Temperaturen und klarer Sicht. Vereinsmitglieder und ihre Familien, deren Flugfreunde ebenfalls von weit her kommen, waren im Einsatz, um den Interessierten das Segeln durch die Lüfte, ob mit oder ohne Motor, näherzubringen.
Auch Oberbürgermeister Jörg Albrecht schaute vorbei und betonte die Unerlässlichkeit von "Verantwortungsgefühl, Ausdauer, Konzentration, Genauigkeit und technischem Verständnis" der Vereinsmitglieder beim Ausüben ihres Hobbys. Björn Muth, technischer Leiter des Vereins, zeigte die Schätzchen auf dem Rollfeld. "Fliegen ist wie Fahrrad fahren", behauptet der Pilot. "Man muss es regelmäßig machen, um nicht aus der Übung zu kommen. Und je schicker das Gefährt, desto mehr Spaß macht eine Spritztour." Mutige konnten die Piloten bei einer solchen Spritztour in selbst gewählten Maschinen begleiten: "Ich durfte sogar selbst steuern", berichtete eine Besucherin nach ihrem Flug begeistert.
Motorendonner: Die "Twinbeech" aus der Schweiz. Foto: Tim Kegel
Ein Einsatz der Polizei, ausgelöst von einem Anrufer aus Adersbach, der von einem vermeintlich abstürzenden Flugzeug berichtete, wurde locker aufgefasst und sorgte für keine Unruhe. "Das passiert regelmäßig", so Bauer. "Gerade wenn Patric Leis in der Luft ist." Der erfolgreiche Pilot führte auf dem Flugtag in einer Pitts S1 einen Motorkunstflug vor, steuerte die Maschine auf dem Kopf durch die Luft und ließ sich senkrecht in Richtung der Besucher fallen. "Das kann von Weitem schon gefährlich aussehen, er hat aber alles unter Kontrolle", kommentierte Muth, selbst Kunstflieger. Eine flammende Fritteuse sorgte dann doch kurze Zeit später für ein wenig Unruhe. Das schnell gelöschte Feuer bekamen allerdings die wenigsten mit, da viele Blicke weiter das Spektakel im Himmel beobachteten. "Weder ein Brand noch ein Länderspiel wird uns die Show stehlen", schmunzelt ein Helfer.
Insgesamt war der Flugtag stärker besucht als im Vorjahr und zeigte eine im Vergleich größere Typenvielfalt, darunter die Gullwing, ein Hochdecker mit markanten Tragflächen aus den 1930er-Jahren, der einst Henry Ford gehört hat; die gelbe Boeing Stearman, ein Doppeldecker von 1937, im Besitz einer Haltergemeinschaft um Tom Neudel aus Neckarbischofsheim. Am frühen Sontagachmittag fiel die "Twinbeech" aus der Schweiz auf: Sternmotorendonner über der Stadt aus zwei Triebwerken.