Auf dem Grundstück eines ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens in der Adelshofer Straße 37 sollen ab dem kommenden Frühjahr zwei Häuser mit insgesamt 19 Wohnungen entstehen. Visualisierung: Architekturbüro Schwarz
Von Armin Guzy
Eppingen.Dass nicht nur die großen Immobilienfirmen für dringend benötigten barrierefreien Wohnraum in Eppingen sorgen, zeigt ein Familienprojekt, das im kommenden Frühjahr sichtbar werden soll. Dann sollen in der Adelshofer Straße in Eppingen zwei hintereinanderliegende Häuser mit insgesamt 19 Mietwohnungen entstehen, vom Zwei- bis zum Vierzimmer-Appartement. Bauherren sind Bernd Kistler und Ulla Wurzbach-Kistler und deren Töchter Hannah und Lia. Mehrere Millionen Euro soll die Verwirklichung des Bauvorhabens kosten, und es könnte in mehrfacher Hinsicht auch ein Musterbeispiel in der und für die Stadt werden.
Denn das vorgesehene Gelände, auf dem 1946 die Eltern von Bernd Kistler einen (inzwischen abgerissenen) großen Bauernhof gebaut hatten, liegt im Quartier "Adelshofer Vorstadt" und somit in einem besonderen Straßenzug mit zahlreichen denkmalgeschützten, sogenannten Modellhäusern aus dem 19. Jahrhundert, die durch ihre geschlossenen, langgestreckten Fronten und ihre oft imposanten Hoftore und Innenhöfe gekennzeichnet sind.
Lange hatten die Gemeinderäte darum gerungen, ein Regelwerk aufzustellen, mit dem der Charakter dieses Stadtviertels bewahrt werden kann. Ab 2016 wurde zunächst eine Veränderungssperre über das Gebiet gelegt, denn die Bausünden der Vergangenheit sollten sich nicht wiederholen. Im Mai 2020 wurde dann ein neuer Bebauungsplan samt Bauvorschriften beschlossen, gegliedert in einen Teil für den östlichen und einen für den westlichen Abschnitt. Damit soll einerseits städtebauliche Entwicklung ermöglicht, andererseits aber, vor allem im östlichen Geltungsgebiet, auch Historisches geschützt werden. Unter anderem macht die Stadt darin Vorgaben zur äußeren Gestaltung der Gebäude.
Das im östlichen Teil gelegene Bauvorhaben der Grundstücksgemeinschaft Kistler schafft daher nicht nur neuen Wohnraum, es greift auch die typische Fassadengestaltung des historisch gewachsenen Quartiers auf, mit Satteldach und kleinen Fenstern, und kann in der geplanten Version durchaus als Musterbeispiel für innerörtliche Nachverdichtung gelten – und als Erfolg für die neuen Regeln der Stadt für dieses Quartier. Denn auf dem 24 Ar großen Grundstück wäre bei dichterer Bebauung auch durchaus mehr Wohnraum drin gewesen. Ein Fremdinvestor hätte möglicherweise drei statt zwei Wohnhäuser geplant; so aber bleibt nach den Plänen der Kistlers fast ein Drittel des Grundstücks unbebaut und soll nach den Vorstellungen der Familie einen gartenähnlich angelegten kleinen Grünbereich erhalten, den alle künftigen Bewohner nutzen dürfen. "Man hätte sich das sicher etwas einfacher machen können, aber wir wollen ’was im Grünen bauen, und das Ganze soll auch ein Gesicht haben", sagt Bernd Kistler. Er hatte das Grundstück nicht einfach an einen Dritten verkaufen und damit aus der Hand geben wollen, weil für ihn damit zu viele Erinnerungen verknüpft sind, wie er bekennt. Und Architekt Gunter Schwarz ergänzt, dass von vornherein klar gewesen sei, dass hier kein zweites, dicht bebautes Linsenviertel entstehen soll: "Wir versiegeln nur das, was sein muss."
Einen kleinen Preis für die neuen Regeln der Stadt zahlt die Grundstücksgemeinschaft dennoch: Weil unter die Satteldächer kein Aufzug passt, der bis ganz nach oben fahren kann, werden die insgesamt vier Dachgeschosswohnungen als einzige nicht barrierefrei gebaut.
Mit etwa einem Jahr Bauzeit rechnet Architekt Schwarz, und die Kistlers haben schon jetzt die erste Mieterin, die von den Plänen begeistert ist. Und nicht zuletzt setzt die Familie auch auf den "Schub durch die Gartenschau", der die Bekanntheit der Stadt steigern dürfte, wie Bernd Kistler sagt. Denn das Ganze ist zwar ein Familienprojekt mit ausgeprägtem Bezug zur Eppinger Heimat und auch zur nahegelegenen Kirche, aber eine langfristige Rendite soll es natürlich auch abwerfen, auch wenn diese vielleicht etwas weniger im Vordergrund steht als bei einem Fremdinvestor.