Eine illustre Gesprächsrunde saß auf dem Podium: (von links) Dr. Stephan Harbarth (CDU), Achim Köhler (AfD), Dr. Jens Brandenburg (FDP), die Moderatoren Kathrin Vilimek und Adrian Brandts, Memet Kiliç (Grüne), Dr. Lars Castellucci (SPD), Heinrich Stürtz (Linke). Foto: Jürriens
Neckarbischofsheim. (bju) Bedingungsloses Grundeinkommen, Flüchtlingspolitik, Islam in Deutschland, Türkei und Europa, doppelte Staatsbürgerschaft, Terrorismus oder die Aufrüstung der Bundeswehr - an Themen fehlte es bei der zweistündigen Podiumsdiskussion am Adolf-Schmitthenner-Gymnasium nicht. Wer aber die unterschiedlichen TV-Formate zur Bundestagswahl mit Spitzenpolitikern in den letzten Wochen verfolgt hatte, für den gab es kaum Neues von den Parteivertretern. Stephan Harbarth (CDU), Lars Castellucci (SPD), Memet Kiliç (Grüne), Jens Brandenburg (FDP), Heinrich Stürtz (Linke) und Achim Köhler (AfD) nahmen Stellung zu Fragen der Moderatoren Kathrin Vilimek und Adrian Brandts.
Nur zeitweise tauchte so etwas wie Streitkultur unter den Gästen auf. Meistens dann, wenn es um Parteistandpunkte der AfD ging, die Köhler in seinen Aussagen verpackte. Vor allem FDP-Vertreter Brandenburg rutschte bei jeder Antwort Köhlers unruhig auf seinem Stuhl. Der Freidemokrat als jüngster in der Runde sammelte mit seiner lockeren Art Sympathiepunkte. "Der FDP-ler war chillig", meinte ein Schüler.
Ob dieses Lob auch aus der Antwort des FDP-Politikers wegen der Zustimmung zur kontrollierten Freigabe von Cannabis resultierte, blieb aber offen. Dass diese Frage zu der im Vorfeld "am häufigsten gestellte" bei den Schülern gehörte, wie es die beiden Moderatoren erklärten, verwunderte die Politiker nicht, wie sie sagten. Immerhin, auch Grüne und Linke stimmen einer kontrollierten Freigabe zu. Ihre Vertreter Stürtz und Kiliç erteilten den Drogen jedoch eine persönliche Absage. Souverän agierten die Bundestagsabgeordneten Harbarth und Castellucci und beließen es bei kleinen Seitenhieben gegen die anderen Parteien. "Unsere Spitzenkandidatin musste sich keinen Drei-Tage-Bart wachsen lassen, sondern ist auch so authentisch", reagierte MdB Harbarth auf eine Beschreibung der Bundeskanzlerin von FDP-Kandidat Brandenburg und spielte auf die FDP-Wahlplakate von Christian Lindner an. Einigkeit herrschte bei allen über die notwendige Personalaufstockung bei der Polizei und dass zum aktuellen Zeitpunkt ein EU-Beitritt der Türkei indiskutabel sei. "Islamisten gehören nicht zu Deutschland, aber der Islam schon", so Kiliç, der für diesen Satz Beifall bekam. Den gab es immer dann, wenn die Bedeutung von Europa für die Zukunft der Jugendlichen hervorgehoben wurde.
Zum Schluss durfte jeder Teilnehmer nochmals in einem Satz Wahlwerbung für seine Partei machen, die aber keinen Einfluss auf die bereits stattgefundene Juniorwahl 2017 hatte. Das ASG hatte als eine von 3000 bundesweiten Schulen an dem Projekt teilgenommen, und die Klassen 9 bis 12 konnten am Vormittag zur Wahlurne gehen. "Bei der Juniorwahl geht es um das Üben und Erleben von Demokratie und nun ging es - wie bei der echten Bundestagswahl am 24. September - für die Schüler in die Wahlkabine", so Fachlehrerin Daniela Emrich gegenüber der RNZ. Das Gesamtergebnis der Juniorwahl wird am Wahlsonntag um 18 Uhr auf www.juniorwahl.de veröffentlicht.