Epfenbach. (cba) Abschiedsstimmung lag in der Luft bei der letzten Gemeinderatsitzung im alten Rathaus. Die Räte tagten mit Blick auf alte Zeiten, während der Bürgermeister von der "Zukunft des Dorfes" sprach: Wuchtige Rechenmaschinen, eine alte Triumph-Schreibmaschine, das Schild "Heute Grundbuchtag": Eine Rathausära geht zu Ende, die Erinnerungen sollen aufbewahrt werden.
Auch das schmiedeiserne Kunstwerk, das seit den 60-ern wohl Heimatverbundenheit symbolisieren soll und bei vier mal zwei Metern die hintere Wand des Bürgersaales ziert. Es wurde einst im Saale zusammengeschweißt - wie es jetzt vor dem Abriss raustransportiert werden soll, ist noch fraglich. Im ehemaligen Bauhof gegenüber des Rathaus könne es zwischengelagert werden, so Bürgermeister Joachim Bösenecker. Wenn erst mal die Fenster demontiert sind, wolle man den Abtransport wagen. Ungewiss ist obendrein, ob es überhaupt ins neue Rathaus passt. "Möglicherweise haben wir dann zu wenig Fläche". Die zwar sperrige, aber zeittypische Schmiedekunst soll nicht der Abrissbirne zum Opfer fallen: "Das Ding wird geborgen", verspricht Bösenecker. Als Option aber wolle man sich zudem offenhalten, das Gemälde hinter der Schmiedekunst im Neubau als Replik wiederherzustellen.
Vor den Gemeinderäten sprach der Bürgermeister mit Hinblick auf den anstehenden Umzug ins Containerdorf (30. Juni bis 5. Juli) von einer "Stunde des Abschieds ohne Möglichkeit der Umkehr" und meinte: "Wir beginnen die Zukunft des Dorfes". Unterdessen ist die Firma "Ela-Container" im Bleichweg dabei, die letzten Schrauben festzuzurren. 14 Container inklusive Klimaanlage und Technik sind installiert, auf insgesamt 228 Quadratmeter müssen sich die administrativen Geschäfte des Dorfes voraussichtlich in den nächsten 14 Monaten beschränken: Acht Bürocontainer (inklusive Besprechungsraum), drei Flur- sowie Technik- und Sanitärcontainer stehen als provisorische Bleibe für die Verwaltung bereit. Dennoch spricht Bösenecker von einer "Unwägbarkeit", die immer noch bestehe: Der Telekomanschluss und die Internetverbindung. Während der Umzugsphase wolle man die Geschäfte auf "Notbetrieb" schalten. "Ich mache dann die Telefonzentrale", so Bösenecker.
Mitte Juli soll dann das alte Rathaus endgültig Geschichte sein, denn der Gemeinderat schickte nun die Abbrucharbeiten auf den Weg. Mit einem Angebotspreis von 62 237 Euro lag die Firma Orth Recycling aus Eppelheim deutlich unter der Kostenschätzung, die von 75 000 Euro ausging. Planer Volker Sternemann sprach von einem "sehr wirtschaftlichen Angebot". Zu den Gesamtkosten der Maßnahme Rathausumbau und -sanierung summieren sich obendrein die Ausgaben für eine Fotovoltaikanlage, die auf das Rathausdach installiert werden soll und die der Gemeinderat jetzt genehmigte.
Herstellungskosten von etwa 19 000 oder 26 000 Euro fallen dafür an, zwei Varianten stehen zur Auswahl. Bösenecker befürwortete die Ausgaben mit Verweis auf die bestehenden Anlagen auf dem Dach von Feuerwehrhaus und Schule seit 2009. Diese Investition von 190 000 Euro hätte sich nach zehn Jahren Betriebsdauer amortisiert.
Leonhard Schmitt vom gleichnamigen Planungsbüro hantierte mit Zahlen: 40 Prozent des erzeugten Stromes werde des Rathaus selbst verbrauchen: "Ein konservativer Ansatz". Die Größe der Anlage soll unter zehn Kilowatt bleiben. "Der Strombedarf wird sich mit der Wärmepumpe nach oben bewegen". Manfred Hafner befürwortet die Investition: "Wenn wir ein Klimaschutzkonzept beauftragen, sollten wir auch selbst Klimaschutz betreiben."