Fieberthermometer gibt’s nicht mehr
In den Apotheken gibt es immer mehr leere Schubladen

Symbolfoto: Uli Deck/dpa
Nußloch. (aham) 1000 Fieberthermometer waren im Lager. Jetzt ist keines mehr übrig. "Plötzlich haben die Leute gemerkt, dass sie keines zu Hause haben", sagt Ursula von Büren. Sie ist Mitinhaberin der Nepomuk-Apotheke, eine der vier Apotheken in Nußloch. Dort sind – wie in vielen anderen Apotheken – seit Ausbruch der Corona-Pandemie manche Artikel besonders gefragt. Zum Teil ist die Nachfrage so hoch, dass sie zur Zeit gar nicht mehr erhältlich sind, nicht einmal auf Bestellung. Die Fieberthermometer sind – neben dem Klassiker Desinfektionsmittel – nur ein Beispiel von vielen.
Für von Büren kommt vieles nicht überraschend. Doch auch wenn sie ihren Beruf schon seit 37 Jahren ausübt, muss sie derzeit wie so viele feststellen: "Das habe ich noch nicht erlebt." Prinzipiell fühlen sie und ihr Team sich gut informiert. "Unsere Landesapothekerkammer ist sehr fit", sagt sie. Wie schon bei der letzten Pandemie, der Schweinegrippe 2009, hätten alle schnell reagiert und einen Pandemieplan aufgestellt. Nur: "Was es schwierig macht, ist, dass man sich immer neu anpassen muss", erklärt die Nußlocher Apothekerin. "Ich kann heute nicht sagen, was übermorgen notwendig ist." Als Beispiel nennt sie eine Maskenpflicht: Derzeit heiße es, sie werde nicht eingeführt. Doch das Beispiel von Österreich zeige, dass sich das ändern könne.
Auch die Nachrichten hätten Einfluss auf die Nachfrage: "Als die Weltgesundheitsorganisation berichtete, dass Ibuprofen eine Corona-Infektion verschlimmern kann, war der Ansturm auf Paracetamol groß", berichtet die Pharmazierätin. Zwar kam später die Meldung, dass dies nicht stimme, doch da war es zu spät: "Paracetamol-Säfte für Kinder sind ausverkauft", weiß von Büren. Nachschub ist seit einer Woche nicht mehr erhältlich.
Ebenfalls nicht mehr bestellbar, weil ausverkauft sind ganz spezielle Medikamente: etwa das Malaria-Präparat Resochin, das es auf dem deutschen Markt eigentlich nicht mehr gibt, das HIV-Medikament Kaletra und Quensyl, das gegen rheumatische Arthritis eingesetzt wird. Der Hintergrund für das ungewöhnlich hohe Interesse an diesen Mitteln: Sie werden zur Bekämpfung des Coronavirus erprobt, manche Ärzte würden sie vorsorglich bestellen, berichtet von Büren. Sie habe glücklicherweise einige der Medikamente zur Seite gelegt: "Für Kunden, die das immer verschrieben bekommen", betont sie. "Die sind nämlich für den Notfall gedacht und nicht dazu, dass sie jeder zu Hause hat."
Die gute Nachricht: Nicht alle Bestseller sind vergriffen. So gebe es zwar bei Vitamin C, Zink und "allem fürs Immunsystem" eine große Nachfrage, doch die könne gedeckt werden.