Das Portland-Forum in Leimen wird zumindest vorübergehend die neue Heimat für die Reihe „Kammermusik Plus“. Foto: Alex
Von Sabrina Lehr
Leimen/Heidelberg. Der "Heidelberger Frühling" kommt nach Leimen – und das im Herbst. Zumindest gewissermaßen: Denn am Dienstag, 15. September, findet im Portland-Forum der Großen Kreisstadt das Konzert des britischen Streichquartetts "Marmen Quartet" statt. Der ausverkaufte Auftritt ist der Auftakt der Reihe "Kammermusik Plus", den die "Heidelberger Frühling gGmbH" ebenso wie das gleichnamige Musikfestival im Frühjahr organisiert.
Es ist eine Premiere in vielerlei Hinsicht: "Es ist das erste Konzert seit der Absage des Festivals vor sechs Monaten", sagt Jane Pagel vom "Heidelberger Frühling". Zugleich ist der Veranstaltungsort selbst ein Novum. Zum ersten Mal findet die Kammermusik-Reihe außerhalb der Heidelberger Stadtgrenzen statt. Normalerweise ist nämlich die Alte Aula der Universität die Heimstatt der Konzertserie. Und das seit dem 13. Januar 1946: An diesem Tag veranstaltete die "Gesellschaft der Musik- und Kunstfreunde", die "Kammermusik Plus" ins Leben rief, das erste Konzert im Saal des historischen Universitätsgebäudes.
Leander Bender und Jane Pagel kontrollierten noch einmal den Sicherheitsabstand zwischen den Stühlen im Portland-Forum. Foto: AlexDass zumindest der Auftakt der Reihe in diesem Jahr gewissermaßen im "Exil" stattfindet, liegt an der Corona-Pandemie und den mit ihr einhergehenden Einschränkungen. "Zu den Konzerten kommen in der Regel über 350 Menschen, davon 280 Abonnenten", so Pagel. Unter Corona-Bedingungen könne man im Saal des historischen Universitätsgebäudes jedoch lediglich 65 Gäste unterbringen. Somit müssten die Musiker ihr Konzert fünf Mal spielen, um alle Gäste zu versorgen. "Das wäre ein Kraftakt für die Künstler", betont Pagel.
Also musste eine andere Räumlichkeit her, die die Anforderungen der Veranstalter erfüllt: "Die Größe, die Akustik, ein entsprechendes Ambiente, eine gute Erreichbarkeit und natürlich auch die Verfügbarkeit am Veranstaltungsdatum", zählt sie die wichtigsten Faktoren auf. In Heidelberg sei eine entsprechende Spielstätte nicht verfügbar gewesen und so habe man sich in der Region umgesehen. Das Gesamtpaket gab letztlich Anfang August den Ausschlag für das Leimener Portland-Forum.
In einem Monat stampften die Veranstalter ein Hygienekonzept aus dem Boden und organisierten überdies neue Protagonisten: Das ursprünglich vorgesehene "Viano String Quartet" aus Kanada durfte nämlich aufgrund der Pandemie nicht anreisen. Der Ersatz aus Großbritannien spielt nun zwei Mal 85 Minuten lang vor jeweils 150 Zuhörern. Die erste "Schicht" beginnt um 17, die zweite um 20 Uhr. Eine Pause gibt es nicht. Zwischen den Darbietungen wird der Saal gereinigt und umgebaut.
Denn die Zuhörer sitzen wahlweise einzeln oder im Falle einer Gruppenbuchung zu zweit – immer jedoch mit eineinhalb Meter Abstand zu anderen Parteien. Im Saal gilt bis zum Sitzplatz Maskenpflicht, ein Programmheft wird aus Gründen des Infektionsschutzes nicht verteilt, auch eine Bewirtung, eine Garderobe oder eine Abendkasse gibt es nicht. "Wir bitten die Gäste, bis zum Ende des Konzerts an ihren Plätzen zu bleiben", erklärt Pagel. So wolle man einen kontrollierten Ein- und Auslass gewährleisten.
Die Resonanz der Abonnenten sei positiv ausgefallen – trotz des Ortswechsels. "Der Hunger nach Kultur ist groß. Die Menschen freuen sich, wieder ins Konzert zu gehen", berichtet Pagel. Je nachdem wie die Resonanz – und damit meinte sie nicht nur die Begeisterung der Gäste, sondern unter anderem die Akustik des Raumes – nach Dienstag ausfällt, könnte dieser Hunger auch noch zwei weitere Male in Leimen gestillt werden.