Luftaufnahme von Eppelheim. Foto: Priebe
Von Anja Hammer
Eppelheim. Eppelheim hat die selbst gesteckten Klimaschutzziele nicht erreicht. Das ist das Ergebnis, das sich aus einem Bericht der Stadtverwaltung zum 2011 verabschiedeten Klimaschutzkonzept ziehen lässt. Einen solchen hatten die Grünen in der ersten Arbeitssitzung des neuen Gemeinderats im August gefordert. Zur jüngsten Zusammenkunft lieferte das Rathaus dann - wenn auch nur dem exklusiven Kreis der Räte. Die RNZ hat nachgehakt und stellt nun die wichtigsten Punkte aus dem von Peter Schmitt - im Rathaus für Umweltschutz und Grünanlagen zuständig - verfassten Bericht vor.
> Privathaushalte
41 Prozent der Gesamtemissionen im Stadtgebiet entstehen laut Bericht beim Stromverbrauch und beim Heizen in Privathaushalten. Daher sieht man hier " die größten Potenziale". Aber verschiedene kommunale Förderprogramme - etwa zur energetischen Sanierung, zur Dach- und Fassadenbegrünung oder zum Erhalt von Streuobstwiesen - wurden inzwischen alle eingestellt. Aufgrund von "gesetzlichen Änderungen und Spargründen", wie es heißt. Auch ein einst von der Verwaltung geplantes Aktionspaket für den Bau von Blockheizkraftwerken wurde eingestampft - "aufgrund der Marktsituation und der geringen Nachfrage bisher nicht verfolgt". Da die Stadt aber 2012 der Klima-Beratungsagentur (Kliba) des Rhein-Neckar-Kreises beigetreten ist, bekommen zumindest alle Bürger eine unentgeltliche Energieberatung.
> Gewerbe
43 Prozent der Emissionen in Eppelheim entstehen durch das Gewerbe, "vorrangig durch ein am Standort Eppelheim expandierendes Großunternehmen", so der Bericht. "Dort ist eine Einflussnahme kaum möglich." Dieses habe sich allerdings eine Selbstverpflichtung zur CO2- Einsparung auferlegt. Was die kleinen und mittleren Unternehmen angeht, so könnten diese dank einer Kooperationsvereinbarung mit Heidelberg am Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften" mitmachen und sich so ein Umweltmanagementsystem aufbauen. Zudem wurde für sie von der Energieeffizienzagentur Rhein Neckar eine Vor-Ort-Beratung angeboten.
> Verkehr
13 Prozent der Emissionen werden durch den Verkehr verursacht. "Hier hat die Stadt Eppelheim einiges erreicht, ist aber aufgrund der vorhandenen Infrastruktur und Lage in ihren Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt", heißt es im Bericht. Gegen die steigende Zahl der Kraftfahrzeuge mit hoher Motorleistung und entsprechendem CO2-Ausstoß könne die Stadt nichts machen. Erfolgversprechender wäre der Ausbau der E-Mobilität samt zugehöriger Ladestruktur. Aber: Ladesäulen für Elektroautos waren zwar schon 2017 im Gespräch. "Die Installation wurde jedoch aus Kostengründen nicht beschlossen", so der Bericht. Natürlich erwähnt dieser auch umgesetzte Bemühungen wie die Öffnung von Einbahnstraßen für Radverkehr, Carsharing, den Betrieb der City-Bus-Linie und den öffentlichen Nahverkehr im Allgemeinen. Bei Letzteren gebe es aber noch durchaus Verbesserungsmöglichkeiten und das sollte "auf alle Fälle weiterverfolgt werden".
> Stadtverwaltung
Drei Prozent der Emissionen im Stadtgebiet verursacht die Verwaltung selbst. Die fortwährenden städtischen Anstrengungen zur Reduzierung der eigenen Emissionen seien "weitgehend erfolgreich", heißt es im Bericht. Umgesetzt wurde etwa das Ziel, die städtische Liegenschaft zu 100 Prozent mit Ökostrom beziehungsweise Biogas zu versorgen. Bereits 2012 wurde ein sogenannter " Energieeinsparcontracting-Vertrag" geschlossen. Dieser garantiert in Rathaus, Hallenbad, Rudolf-Wild-Halle, Bauhof und Wasserwerk jedes Jahr 15,7 Prozent weniger Energiekosten. Bei den sonstigen städtischen Liegenschaften wie Wohngebäude, Feuerwehrhaus, Friedhofskapelle, Kindergärten und Rhein-Neckar-Halle wurde bei Erneuerungen und Umbauten energiesparende Technik eingesetzt. Alle geeigneten städtischen Dächer wurden mit Fotovoltaikanlagen belegt. Eine angestrebte Beschaffungsrichtlinie wurde dagegen nicht umgesetzt: "Da eine Abwägung zwischen genereller Nachhaltigkeitsverpflichtung und Kostengegenüberstellung die verfügbaren Haushaltsmittel überfordern kann", heißt es. Allerdings wird im Rathaus und in den Schulen Recyclingpapier genutzt und Wasser gespart. Auch ist ein Hybrid-Fahrzeug als Dienstwagen für das Rathaus angeschafft worden. Für die Zukunft empfiehlt der Bericht, dass städtische Neubauten in Passivhausbauweise oder mit einem deutlich höheren Energieeffizienzstandard als gefordert errichtet werden sollten. "Auch sollte der Bestand der städtischen Wohngebäude eingehend energetisch betrachtet und sukzessive modernisiert werden."
> Öffentlichkeitsarbeit
Unter den knapp 60 Rathausmitarbeitern findet sich nur der Berichtverfasser Peter Schmitt, in dessen öffentlicher Aufgabenbeschreibung das Wort "Umweltschutz" vorkommt. Konkret nach "Klimaschutz" sucht man vergebens - und das obwohl im Konzept von der Einstellung eines Klimaschutzmanagers die Rede ist. Gleiches gilt für ein städtisches Internetportal zum Klimaschutz. "Von diesen Maßnahmen wurde bis jetzt keine umgesetzt oder als aussichtsreich betrachtet", heißt es im Bericht. Dafür gebe es aber immer wieder Hinweise im Amtsblatt, auf der städtischen Internetseite und im Rathaus seien Broschüren ausgelegt.
> Beleuchtung
LED-Lampen in Gebäuden wurden allerdings nur dort installiert, "wo die Maßnahme auch wirtschaftlich darstellbar war", so der Bericht. Bei den Straßen wurde dies nur in Haupt-, Schwetzinger-, Schubert- und Haydnstraße gemacht, ansonsten wurde auf Energiesparlampen umgestellt und die Nachtabschaltung "angepasst". Was nicht im Bericht steht: 2018 erst wurde die Leuchtkraft der Straßenlaternen hochgefahren, nachdem diese zehn Jahre lang auf gedrosselter Leistung liefen.