Sara Sokiranski mit ihrer Stute „My Lady“ und zwei weiteren Pferden auf dem Offenstall-Gelände. Foto: Alex
Von Lukas Werthenbach
Dossenheim-Schwabenheimerhof. Man ist vorsichtig geworden im Ortsteil Schwabenheimerhof: Gut zwei Wochen nachdem hier auf einem Offenstall-Gelände die Stute "My Lady" durch einen scharfen Gegenstand verletzt wurde, sind nicht nur ihre Besitzerin Sara Sokiranski und die Grundstückspächterin Annkathrin Gehrig wachsamer. Auch die Anwohner seien sensibilisiert, würden verdächtige Personen melden. Und die Polizei habe die Gegend verstärkt im Blick. Es gebe aber aktuell "keinerlei Hinweise" darauf, dass ein Mensch das Tier verletzt habe, sagte nun Polizeisprecher Michael Klump auf RNZ-Nachfrage. Die behandelnde Tierärztin sieht das anders – hat der bereits seit vergangenem Sommer gesuchte "Pferdeschänder" also doch wieder zugeschlagen?
"Das sind glatte Wundränder", berichtet Ilona Himmelmann. Sie arbeitet in einer Dossenheimer Tierarztpraxis und hat nicht nur die Wunden im Genitalbereich von "My Lady" versorgt. Eine Woche zuvor waren nämlich ähnliche Verletzungen bei einem Pferd im hessischen Gorxheimertal aufgefallen – rund 25 Autominuten vom Schwabenheimerhof entfernt. Auch um dieses – ebenfalls im Genitalbereich verletzte – Tier habe sich Himmelmann gekümmert, erzählt sie: "Die Schnittmuster sind identisch." In beiden Fällen sei es "ziemlich unwahrscheinlich", dass sich die Pferde selbst verletzt hätten; alles sehe nach einer Gewalttat aus. "Wir haben auf beiden Geländen alles auf der betreffenden Höhe nach scharfen Gegenständen abgesucht, an denen sich die Tiere gerieben haben könnten", so Himmelmann. Nichts habe man gefunden.
Auffällig seien zudem die "glatten Schnitte": Bei Verletzungen ohne Fremdeinwirkung hingegen träten eher "unsaubere Wundränder" auf. Polizeisprecher Klump verweist indes auf das noch ausstehende Ergebnis des "Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts" Karlsruhe, auf dessen "Expertise" die Ermittler warten müssten.
Am Montag seien bei der Dossenheimer Stute die Fäden gezogen worden, berichtet Tierärztin Himmelmann: "Hier ist alles optimal verheilt." Anders beim Pferd in Gorxheimertal: Hier habe sich die Wunde entzündet, das Tier bekomme nun Antibiotika. Nachdem Gehrig und Sokiranski am Tag der Verletzung zunächst den Verdacht hatten, "My Lady" sei betäubt worden, wurde ihr Blut untersucht: "Dabei konnte aber nichts nachgewiesen werden, was darauf hindeutet", berichtet Himmelmann von dem Laborergebnis. Sokiranski bestätigt die gute Wundheilung ihrer Stute, stellt aber angesichts eines spürbaren Traumas fest: "Sie ist immer noch ein bisschen vorsichtig."
Angst vor der Rückkehr eines möglichen Täters haben jedenfalls die Menschen rund um die Stute: Man habe jetzt Überwachungskameras bestellt, berichtet Gehrig. Auch sie ist eine große Tierfreundin, auf der von ihr gepachteten Fläche leben neben "My Lady" ihre zwei eigenen Pferde. Zusätzlich zu den Kameras sei die Installation eines "Warnmeldesystems" angedacht. "Und wenn den Nachbarn eine unbekannte Person in der Nähe des Offenstalls aufgefallen ist, fragen sie uns, ob wir sie kennen", zeigt sich die 32-Jährige dankbar für die gewachsene Aufmerksamkeit der Anwohner.
Schließlich reihen sich die jüngsten beiden Fälle im Schwabenheimerhof und in Gorxheimertal ein in eine mutmaßliche Serie von schrecklichen Taten: Im Sommer sorgte ein gesuchter "Pferdeschänder" bekanntlich für Schlagzeilen, nachdem verletzte Tiere auf Anlagen in Plankstadt, Wiesloch, Neckargemünd-Dilsberg, Heddesheim-Muckensturm, im Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund und in Walldürn aufgefallen waren. Darunter waren einige Fälle, in denen ebenfalls – offenbar durch einen scharfen Gegenstand verursachte – Wunden im Genitalbereich auftraten.