Bammental

Uneins in der Kopftuch-Frage

Ein Zeichen von Freiheit oder Unterdrückung? – Die Muslimische Initiative "Teilseiend" zu Gast beim Frauenfrühstück der Grünen

20.04.2018 UPDATE: 21.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

Anette Rehfuss (v.l.), Christa Kleinbub-Dunkl, Bahija Lakhili, Rumeysa Turna und Annette Ruppert kamen beim Frauen-Frühstück der Grünen ins Gespräch. Foto: Alex

Von Anna Haasemann-Dunka

Bammental. "Ich möchte es verstehen", - so begründete eine Gesprächsteilnehmerin ihre Frage, warum Musliminnen das Kopftuch tragen. Bahija Lakhili und Rumeysa Turna von der muslimischen Initiative "Teilseiend" aus Heidelberg waren zum Grünen-Frauenfrühstück gekommen, um unter dem Motto "Miteinander reden, nicht übereinander" die 2013 gegründete Initiative und ihre Ziele vorzustellen. Die aktuelle Diskussion um das Kopftuch bewegte auch rund 40 Bammentalerinnen, die sich Aufklärung erhofften.

Die beiden Musliminnen antworteten als Privatpersonen, wie sie betonten, nicht als Vertreterinnen der Initiative. Sie verwiesen auf ihre persönliche Entscheidung - sei es aus Tradition, aus dem Wunsch, es der Mutter oder anderen weiblichen Vorbildern in der Familie gleich zu tun, aber vor allem als Zeichen ihrer spirituellen Haltung gegenüber dem Schöpfer. Rumseya Turna, die als Lehrerin unterrichtet, sagte: "Ich drücke damit Freiheit aus und es ist Teil meiner Religion."

Dem hielt eine Bammentalerin entgegen, die mit einem Tunesier verheiratet war: "Nicht in allen Fällen ist das Tragen des Kopftuchs eine persönliche Entscheidung." Wie könne das Kopftuch Symbol der eigenen Freiheit sein, wenn es gleichzeitig Ausdruck der Unterdrückung von Frauen und die Begrenzung ihrer Lebenschancen sei?

Die Debatte stieß nicht bei allen auf Zustimmung. Eine Bammentaler Muslima fühlte sich durch die Fragestellung angegriffen, machte eine aggressive Stimmung aus und entgegnete auf den Wunsch eines besseren Verstehens: "Man muss nicht alles verstehen." Die von Musliminnen sichtbar gelebte Religiosität könnte auch den Impuls setzen, sich wieder stärker mit der eigenen christlichen Religion auseinanderzusetzen, war als weitere Meinung zu hören.

Auch interessant
Katholischer Kindergarten in Heidelberg: 16-jährige Praktikantin mit Kopftuch heimgeschickt

Die Diskussion um das Kopftuch war nur ein Aspekt des Frauenfrühstücks, denn vor allen Dingen ging es um die Vorstellung der Initiative "Teilseiend", deren Ideen in der Runde große Zustimmung fanden. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) hatten sich Heidelberger Muslime zusammengefunden und sich das Ziel gesetzt, eine Plattform für zivilgesellschaftliches Engagement von Muslimen und Nichtmuslimen zu bieten. Dabei bildete das Bewusstsein von Gott die Grundlage des gesellschaftlichen Wirkens, das sich in universellen Werten und Normen widerspiegelt. Genannt wurden Veränderung, Verantwortung, Engagement in der Zivilgesellschaft, Wissen, Teilhabe und soziale Gerechtigkeit, um in der Gesellschaft besser, nützlicher, aufrichtiger und friedlicher zu agieren.

Das Selbstverständnis der Initiative beschreibt die Aussage: "Wir sind der Ansicht, dass der Islam integraler Bestandteil unserer Gesellschaft ist und dass Muslime selbstbewusst Anteil und gestalterische Verantwortung an den gesellschaftlichen Geschicken zu nehmen haben." Abseits bisheriger muslimischer Traditionen will man neue Denkweisen entwickeln und ähnlich wie christliche Akademien eine islamische Akademie aufbauen.

Ziel ist es darüber hinaus, im Rahmen der IBA muslimisches Leben in Heidelberg ganz konkret sichtbar zu machen durch das noch zu planende "Teilseiende Gebäude", das Symbol für die Heidelberger Vision des Zusammenlebens von morgen sein soll. Seit 2015 befindet sich das Büro von "Teilseiend" zentral gelegen im Welthaus am Hauptbahnhof.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.