Die Berechtigungsscheine werden in der Bundesdruckerei in Berlin gedruckt und kommen über die Krankenkassen in den Briefkasten aller über 60-jährigen Bundesbürger. Foto: RNZ-Repro
Von Nicolas Lewe
Leimen. In der oberen linken Ecke das schwarz-rot-goldene Logo der Bundesregierung, dazu der Bundesadler als Wasserzeichen. Die Berechtigungsscheine, die in diesen Tagen von den Krankenkassen an alle Bürger über 60 Jahre versandt werden und die ihnen bei der Abgabe in der Apotheke in zwei Zeitfenstern weitere zwölf FFP2-Masken zusichern, sehen hochwertig und offiziell aus.
Und dennoch, so berichtet der 80-jährige Peter Sembritzki aus Leimen im Gespräch mit der RNZ, habe er einen kurzen Moment darüber nachgedacht, ob es sich nicht um eine Fälschung handeln könnte. Auch, weil bislang nur seine 83-jährige Frau ein solches Schreiben erhalten habe, das mit den Worten "Bleiben Sie gesund. Ihre Bundesregierung" unterzeichnet ist. "Ich dachte zuerst, es kann nicht sein, dass die Bundesregierung so etwas macht", gibt Sembritzki zu. Doch spätestens beim Vorzeigen in der Apotheke sei dann klar gewesen: Die Berechtigungsscheine sind echt.
Apotheker Wolfgang Müller. Foto: AlexAllein, warum nur seine Frau und nicht auch er das Schreiben erhielt, bleibe wohl ein Rätsel. Schließlich seien sie beide in derselben Krankenversicherung, die er einst über seine Tätigkeit bei der Nato abgeschlossen habe. Über 30 Jahre lang habe er für das Atlantische Bündnis als Kommunikationsingenieur gearbeitet, eine bundesweite Aktion wie die Ausgabe der FFP2-Masken an alle über 60-Jährigen habe er aber noch nie erlebt. Die Maßnahme bezeichnet er als gut und sinnvoll. Der Leimener zeigt sich als Befürworter einer FFP2-Maskenpflicht in bestimmten Bereichen wie dem Öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen. Bund und Länder beraten am heutigen Dienstag über entsprechende Schritte.
Peter Sembritzki, der schon wegen seines Alters als Risikopatient gilt, sieht vor allem in den Supermärkten Infektionsherde, da hier kaum jemand auf die Einhaltung der Abstände achte. FFP2-Masken statt Schals oder Tücher vor dem Gesicht könnten dem 80-Jährigen zufolge ein wichtiger Beitrag sein, die nach wie vor viel zu hohen Infektionsraten in den Griff zu bekommen.
Das sieht auch Wolfgang Müller ähnlich, der in Leimen die Turm-Apotheke leitet. Er erzählt auf RNZ-Nachfrage, dass allein innerhalb der vergangenen drei Öffnungstage rund 150 Kunden im Alter von über 60 Jahren da gewesen seien, die sich mit den Berechtigungsscheinen der Bundesregierung ihre FFP2-Masken abgeholt hätten. An allen vier Kassen seien Boxen aufgestellt, in denen die Masken bereits in 6er-Paketen verpackt sind. So könne die hohe Nachfrage schnell bedient werden.
"Noch ist der Keller voll", betont der Leimener Apotheker. Es seien etwa 5000 bis 6000 FFP2-Masken vorrätig. "Momentan ist es an der Maskenfront entspannt", meint Müller daher. Und auch auf eine eventuelle FFP2-Maskenpflicht sei der Markt vorbereitet: "Alle drei Minuten erreicht mich eine neue Mail, in der mir Masken angeboten werden."