Der Eingang ist zugewuchert, das Haus in einem sehr schlechten Zustand: Das ehemalige Roedderheim in Oberschefflenz wurde nun an die Gemeinde verkauft. Auf dem Gelände sollen Bauplätze entstehen. Foto: Stephanie Kern
Von Stephanie Kern
Schefflenz. Der Eingang ist zugewuchert, die Tür verriegelt. Am Zaun hängen Warnschilder. "Betreten auf eigene Gefahr" steht darauf. Seit 2006 steht das ehemalige Roedderheim in Oberschefflenz leer, seitdem hat der DRK-Kreisverband überlegt, wie man das Gebäude aus den 1960er-Jahren umnutzen kann. Seit letzter Woche nun sind Gebäude und Grundstück im Besitz der Gemeinde Schefflenz.
"Wir haben eingekauft", schmunzelt der Schefflenzer Bürgermeister Rainer Houck. Bereits seit 2015 liefen die Verhandlungen mit DRK-Kreisverband und dem Land Baden-Württemberg. Nun gehört das Gelände der Gemeinde, und die will das Gebäude nicht umnutzen oder umbauen. Es soll abgerissen werden und auf dem Gelände sollen elf bis zwölf Bauplätze entstehen. "Innenentwicklung geht vor Außengebietsentwicklung", erklärt Rainer Houck. "Wenn es die Möglichkeit gibt, an Flächen im Ort ranzukommen, ist es sinnvoller, diese Flächen auch für neuen Wohnraum zu nutzen."
Die Nachfrage nach Bauland sei gerade hoch, auch nach den geplanten Bauplätzen auf dem Roedderheim-Areal wurde die Gemeindeverwaltung schon gefragt. Ziel des Bauplatzverkaufs in der Oberschefflenzer Ringelgasse ist es, "mit einer schwarzen Null herauszukommen", sagt Houck. Deshalb habe man hart um die Landesförderung gekämpft. "Ohne die wären Abbruchkosten und Erschließung im Bestand nicht realisierbar gewesen", sagt Kämmerin Katrin Weimer. Denn diese Kosten seien ungleich höher als die Erschließung eines neuen Gebiets im Außenbereich. Hinzu komme auch der Kaufpreis, den die Gemeinde an das DRK überwiesen hat. Umlegen auf die Käufer könne man die Kosten auch nicht, denn sonst würden die Quadratmeterpreise über 120 Euro steigen.
Deshalb habe man über ein Jahr Gespräche mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und besonders mit Minister Peter Hauk geführt. Der habe nun eine Beispielentscheidung getroffen und den Schefflenzern einen Fördersatz von 75 Prozent zugesichert. "Das waren mühsame Gespräche", räumt Rainer Houck ein. Somit hält die Gemeindeverwaltung nun einen Quadratmeterpreis von 90 Euro für realistisch - entschieden ist da aber noch nichts.
Auch mit dem DRK-Kreisverband Mosbach musste hart verhandelt werden. "In der Sache, nicht im Ton", wie Houck betont. Beide Parteien mussten Kompromisse eingehen, sagen die Gemeindevertreter. Das DRK habe aber auch unter Druck gestanden, denn die Stimmung in der Bevölkerung sei schlecht gewesen. Als "Schandfleck" bezeichne manch Oberschefflenzer das alte Roedderheim inzwischen, so Houck. "Der Frust in der Bevölkerung war sehr, sehr groß." Denn das einst als Krankenhaus geplante und dann als Altenheim realisierte Roedderheim war einst auf Betreiben (und mit erheblichen finanziellen Mitteln) der Roedderstiftung erbaut worden. "Der DRK-Landesverband hat die Finanzmittel der Stiftung und das Gelände bekommen, um diesen Stiftungszweck zu erfüllen und mit dem Namen Roedder zu verbinden", so Houck. Nachdem 2006 das DRK-Pflegeheim Luise von Baden bezogen wurde, rechnete das DRK verschiedene Pläne für das Roedderheim durch - vom betreuten Wohnen für Senioren bis hin zu Studentenwohnungen. Das Fazit lautete jedesmal: "Finanziell nicht darstellbar." Nun hat das DRK Immobilie und Gelände verkauft und tauft das benachbarte Seniorenheim in "DRK-Roedderheim Luise von Baden" um - und erfüllt so wieder den Stiftungszweck.
Über den Winter will die Gemeinde die Planungen forcieren, vor allem für den Abbruch, aber auch für den Bebauungsplan. Einen groben Zeitplan gibt es schon: Nach Fastnacht soll die FG "Hossa" aus ihrem Probenraum (der sich auf dem Gelände befindet) ausziehen, dann soll möglichst im März der Abbruch losgehen. Bis Ende 2019 will man mit der Vermarktung der Bauplätze loslegen. "Die Tinte ist jetzt gerade trocken, nun muss konzentriert an dem Projekt weiter gearbeitet werden", sagt Rainer Houck. "Wir sind froh, nach zwei Jahren Verhandlungen endlich in die Umsetzung gehen zu können", so Houck.
Zwei kleine Problemchen gibt es da allerdings noch. Lisa und Annika heißen sie, und die finden die neue Entwicklung einfach nur zum Meckern: Die beiden Ziegen haben ihr Gehege auf dem nun gemeindeeigenen Grundstück - und können dort nicht bleiben. Für Lisa und Anni suchen Gemeinde und DRK nun noch ein neues Domizil. "Das wäre toll", meint Weimer. Das sehen sicher auch Lisa und Annika so...