Mit Sorge betrachten die Teilnehmer das geplante Zwischenlager in der ehemaligen Neckartalkaserne. In einer außerordentlichen Sitzung diskutierten Vertreter von Nabu und Bund sowie Mosbacher Bürger über den Antrag des bayerischen Unternehmens GSB. Foto: A. Rechner
Von Alexander Rechner
Neckarelz. Sollen Sonderabfälle - ungefährlicher wie auch gefährlicher Art - in der ehemaligen Neckartalkaserne zeitweilig gelagert werden? Mit dieser (komplexen) Fragestellung haben sich derzeit auch der Naturschutzbund (Nabu) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) zu befassen. Denn ihre Meinung ist gefragt. Das Regierungspräsidium Karlsruhe, das gerade einen Antrag auf Genehmigung eines Zwischenlagers des Unternehmens GSB Sonderabfall Entsorgung Bayern GmbH prüft, holt aktuell die Stellungnahmen der Naturschutzverbände und der Behörden ein (wir berichteten). Deshalb diskutierten in einer außerordentlichen Sitzung am Montag Vertreter von Nabu und Bund sowie interessierte Bürger (zumeist vom Hardhof) über das Ansinnen der bayerischen Firma. Einige Teilnehmer machten ihrem Ärger über diesen Plan Luft. Im Brennpunkt stand dabei auch der Bebauungsplan für das ehemalige Kasernenareal. Denn: "Der Bebauungsplan öffnet die Türen für dieses Projekt", betonte Nabu-Vorsitzender Peter Baust.
Im Zuge der Konversion der Neckartalkaserne hat der Mosbacher Gemeinderat im Sommer 2016 die Änderung des Flächennutzungsplans sowie einen Bebauungsplan beschlossen. Dabei ist das Areal in eine "Sonderbaufläche Ver- und Entsorgung / Aus- und Weiterbildung" umgewidmet worden. Nach Ansicht von Walter Simon vom Bund ließe der rechtskräftige Bebauungsplan eine solche Einrichtung wie das geplante Zwischenlager zu. Vorausgesetzt, das Regierungspräsidium genehmigt die Anlage.
Wie schätzt man im Rathaus die (rechtliche) Lage ein? Das Regierungspräsidium würde auch diesen Punkt im Rahmen des immissionsrechtlichen Verfahrens detailliert prüfen, unterstreicht Pressesprecherin Meike Wendt. Jedoch: Ein Zwischenlager für gefährliche und ungefährliche Sonderabfälle sei nach dem Bebauungsplan zulässig, ist aus der Stadtverwaltung zu hören. Und daran entzündet sich vonseiten der Bewohner des Hardhofs deutlich Kritik. "Das stinkt", bringt es Volker Dinkel auf den Punkt. "Nie ist diese Möglichkeit erwähnt worden, kein Stadtrat hat uns darauf aufmerksam gemacht", bemängelt er und fragt: "Woher soll das denn ein Normalbürger wissen?". Vielmehr hätte er sich gewünscht, vonseiten der Stadt Mosbach darüber informiert zu werden.
Mit dieser Meinung war er am Montag nicht alleine. Die Teilnehmer vom Hardhof blickten mit Sorge auf das angedachte Vorhaben. "Wir sind zwar nur 46 Einwohner, aber wir sind davon direkt betroffen", sagte ein weiterer Bürger. Zumal das Projekt vom Regierungspräsidium Karlsruhe als ein "(Störfall)-Betrieb der oberen Klasse" eingestuft wird - angesichts der beantragten Lagerkapazität. In einer Halle sollen bis zu 1300 Tonnen Sonderabfälle zwischengelagert werden. Und aus Unterlagen ginge wohl hervor, dass im Jahr 10.000 Tonnen Stoffe dort umgeschlagen werden sollen, wie Baust und Simon ausführten. "Als ich die umfangreiche Akte bzw. Datei erstmals sah, dachte ich mir ,hoppla, das ist brisant’", sagte Peter Baust.
Die Teilnehmer meinten einige offene Fragen zu erkennen, die sie in der Stellungnahme an die Karlsruher Behörde ansprechen wollen. So sollte geprüft werden, ob der Betonboden der Halle, in der ehemals Fahrzeuge der Bundeswehr untergebracht waren, für ein Zwischenlager geeignet wäre. Der Gebäudeboden müsse dicht sein. Schließlich dürften die Stoffe bei einem Störfall auf keinen Fall ins Erdreich und ins Grundwasser treten. Bedenken hatte man auch, da sich nicht weit entfernt vom geplanten Standort ein Wasserschutzgebiet befindet.
Zudem bezog sich die Skepsis der Teilnehmer auf den Transportweg. "Gemäß den Unterlagen des Regierungspräsidiums sollen fünf bis sechs Lkw pro Tag unterwegs sein", schilderte Peter Baust. In Betracht kämen dabei die Luttenbachtalstraße und der Hardhofweg (wir berichten bereits). Gleichzeitig hatte man Bedenken in puncto Schutzvorkehrungen für einen möglichen Brandfall. Diese und andere Aspekte sollen nun dem Regierungspräsidium mitgeteilt werden.
"Wir sind komischerweise die Einzigen, die das Licht anmachen", sagte Nabu-Vorsitzender Peter Baust. Licht, mit dem man Hintergründe und Absichten beleuchten will. Gewünscht hätte man sich dies aber auch von anderer Seite...