Mosbach

"DHBW schaufelt Kaufkraft nach Mosbach"

IHK-Geschäftsführer Dr. Andreas Hildenbrand rechnet mit einer Eintrübung der Wirtschaftslage - Themen: Innenstadt und Fachkräfte

05.07.2019 UPDATE: 06.07.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden

Die Löcher im Mobilfunknetz müssen gestopft werden, schließlich seien die Unternehmen darauf angewiesen, gut erreichbar zu sein. Dafür macht sich Dr. Andreas Hildenbrand, der neue Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar in Mosbach, stark. Foto: Alexander Rechner

Von Alexander Rechner

Mosbach. Wie entwickelt sich das Wirtschaftsklima im Neckar-Odenwald-Kreis? Anfang Juni hat Dr. Andreas Hildenbrand (38) die Verantwortung als Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar in Mosbach übernommen. Mit dem habilitierten Experten trafen wir uns im Rahmen unseres Formates "Gespräch im Rathausturm" und fragten, wie er die wirtschaftliche Lage im Landkreis bewertet. Der in Stuttgart geborene Ökonom bezog Stellung zur Fachkräftesituation, zur Mosbacher Innenstadt und zu den Herausforderungen, vor denen unsere heimischen Unternehmen heute stehen.

Herr Dr. Hildenbrand, wir treffen uns auf dem Rathausturm hoch über Mosbach. Hält das Konjunkturhoch weiter an oder sehen Sie schon Wolken?

Nach vielen guten Jahren rechnen wir in der Tat mit einer Eintrübung der wirtschaftlichen Wetterlage auch im Neckar-Odenwald-Kreis. Aus Gesprächen mit unseren Mitgliedern wissen wir dies. Erste Gemeinden planen zudem mit einem Rückgang bei den Gewerbesteuereinnahmen. Dies lässt durchaus den Rückschluss zu, dass es in den Betrieben nicht mehr so gut läuft wie ein Jahr zuvor.

Zuletzt gab es auch einige Unternehmen, die in den letzten Monaten mehr einstecken mussten. Wie haben Sie das als IHK-Geschäftsführer in Mosbach erlebt?

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Insolvenzen und Kurzarbeit zeigen, dass es nicht mehr ganz so rund läuft. Der stärkere konjunkturelle Gegenwind durch Verwerfungen im außenwirtschaftlichen Umfeld wird langsam spürbar. Die hiesigen Industrieunternehmen bewerten zwar die Auftragslage weiterhin positiv, aber die Auftragseingänge nähmen ab - und das schon über eine längere Zeit hinweg.

Was müsste aus Sicht der heimischen Wirtschaft verbessert werden?

Da ist die Mobilität. Sprich Schienen und Straßen müssen dringend verbessert werden. Für den Schienenpersonennahverkehr muss deutlich mehr gemacht werden, er hinkt seiner Bedeutung deutlich hinterher. Insbesondere für die Sanierung der Landesstraßen muss mehr Geld in die Hand genommen werden. Viel zu lange geschah hier nur sehr wenig. Überdies brauchen wir auch weiterhin attraktiven bezahlbaren Wohnraum, medizinische Versorgung und Kindertagesstätten sowie Ganztagsschulen in der näheren Umgebung.

Was zeichnet den hiesigen Wirtschaftsstandort aus?

Wir haben bei uns ganz tolle, familiengeführte Unternehmen, die oft in Industriegebieten ansässig sind, in denen es noch Reserveflächen gibt, auf denen die Unternehmen weiterwachsen können.

Und in welchen Bereichen sehen Sie derzeit noch Luft nach oben für den Neckar-Odenwald-Kreis als Wirtschaftsstandort?

Aus meiner Sicht müssen wir alle noch mehr dafür tun, dass junge Menschen und Familien auch künftig bei uns leben und arbeiten. Davon hängt schließlich die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes und Lebensraumes ab. Wir nennen das Fachkräftesicherung. Dafür müssen wir uns gemeinsam noch stärker einsetzen.

Könnten Sie bitte folgenden Sätze vervollständigen?

Die Funklöcher im Neckar-Odenwald-Kreis sind für die heimischen Betriebe ...

... ein großes Problem, weil unsere Wirtschaft und das Handwerk auf ein flächendeckendes Mobilfunknetz angewiesen sind. Außendienstler müssen erreichbar sein und Daten übertragen können. Das wird in Zeiten der Digitalisierung immer wichtiger. Dazu kommt: Junge Menschen wollen heute nur noch dort leben, wo sie permanent online sein können. Fachkräftesicherung ist hier wieder das Stichwort.

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach ist für die Region ...

... ausgesprochen wichtig - und das in ganz unterschiedlicher Hinsicht. Zum einen trägt sie mit ihren Angeboten zur Fachkräftesicherung bei. Zum anderen ist sie für die Unternehmen ein wichtiger Partner bei Forschung und Entwicklung. Und: Die Duale Hochschule schaufelt Kaufkraft nach Mosbach. Studenten sich auch Konsumenten, die die Innenstadt beleben. Das ist ein Plus für die Große Kreisstadt.

Ich bin gerne hier IHK-Geschäftsführer geworden, weil ...

... ich mit der Region auch durch meine Frau sehr verbunden bin, und es hier tolle Unternehmen gibt.

Die fünf Innenstädte im Landkreis haben es schwer, da ...

... deren verkehrliche Erreichbarkeit nicht so gut ist, wie sie sein könnte. Überdies fehlt teilweise eine attraktive Nutzungsmischung, die Alt und Jung gleichermaßen anspricht. Vor allem dem Leerstand muss entgegengewirkt werden. Das gilt für Wohnraum genauso wie für Gewerbeflächen.

Apropos Innenstadt: Wie sollte aus Sicht der IHK die Mosbacher Fußgängerzone gestärkt werden?

Ein Patentrezept gibt es sicher nicht. Zu schaffen ist das nur dann, wenn man miteinander redet und gemeinsam handelt. Ganz in diesem Sinne haben wir zusammen mit der Stadt den "Arbeitskreis Innenstadt" gegründet. Die erste Sitzung haben wir dazu genutzt, die für die Teilnehmer wichtigsten Themen zusammenzutragen. Die Themen Parken und Wohnen brennen dabei den Teilnehmern auf den Nägeln. Hinzu kommen die Themen Koordination, Leerstand und Nutzungsmischung. Als IHK wollen wir mit dieser Plattform mithelfen, dass die Mosbacher Innenstadt eine gute Zukunft hat.

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