Susanne, Heinz und „Alt-Wirtin“ Lore Kirschenlohr sowie Servicekraft Susanne Frauenschuh freuen sich, wenn die Gaststube wieder voll ist. Foto: Uwe Köbler
Trienz. (kö) " Ich könnte heulen, wenn ich auf den leeren Tresen schaue", Heinz Kirschenlohr findet deutliche Worte für die aktuelle Situation. Zusammen mit seiner Ehefrau Susanne betreibt er das Gasthaus "Zur Linde" in Trienz. Und wie es seiner Mutter Lore Kirschenlohr angesichts der außer Betrieb gesetzten Zapfhähne und der nur noch als Dekoration dienenden Gläser und Flaschen geht, kann man sich nur ausmalen. Bevor Lore Kirschenlohr nämlich aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging, bewirtete sie fast 50 Jahre lang ihre Gäste. "Diese Gäste fehlen jetzt natürlich", sagt Heinz Kirschenlohr, der sich wie viele andere Wirte auch auf den Verkauf außer Haus beschränken muss.
"Dieses Geschäft ist in der schwierigen Zeit wenigstens etwas", meint das Wirts-Ehepaar. "Wir sind auch froh und dankbar, dass das Angebot an den Wochenenden gut angenommen wird. Doch die Menschen, die normalerweise zu uns kommen, fehlen trotzdem." Die Linde, die von den ehemals zahlreichen Gaststätten in Fahrenbach, Robern und Trienz als einzige übrig geblieben ist, kann eigentlich auf ein treues Stammpublikum bauen, das sich gerne an der großen Theke im Eingangsbereich versammelt. Dort wird dann beim Feierabendbierchen oder bei einem Glas Schorle miteinander geredet und auch mal geflachst.
"Vor allem der Freitagsstammtisch rund um meinen Tresen fehlt mir", erzählt Heinz Kirschenlohr. An diesen Abenden legt er die Schürze gerne ab, um sich mit seinen Stammgästen zu unterhalten. Das gehört zur Odenwälder Gasthaus-Tradition, genau wie die Kartenspieler, die sich auch regelmäßig in der Linde – oder wie es immer noch heißt "bei de Lore" – treffen.
"Die Frage, ob und wann es weitergeht, macht doch die ein oder andere Nacht sehr unruhig", berichtet der Wirt. "Ich hoffe, dass zu Weihnachten wenigstens wieder einige Lockerungen die Bewirtung vor Ort ermöglichen." Denn die Familie will wieder ausschenken, kochen und bewirten "und nicht tagelang Fliesen schrubben, Stühle reinigen oder ähnliches. Wir wollen halt bald wieder echte und nicht nur ,To-go-Wirte’ sein", sagt der Chef der Linde. Er kritisiert auch die in Aussicht gestellten "Novemberhilfen", deren Beantragung in der Praxis doch sehr schwierig sei.
Den Außer-Haus-Verkauf von Freitag bis Sonntag jeweils von 17 bis 20 Uhr und sonntags von 12 bis 14 Uhr stemmt der gelernte Koch zusammen mit der "doppelten Susanne". Gemeint sind damit seine Ehefrau und Susanne Frauenschuh, die zum Service-Team gehört. "Wir haben alles top organisiert", erklären die beiden Damen. So müsse kein Abholer lange verweilen und direkte Kontakte würden vermieden. "Und die Qualität und das Geschmackserlebnis packen wir immer mit in die Boxen", sagt das gut eingespielte Duo. wählen und ggf. auch mal auf den Anrufbeantworter sprechen, so die Familie Kirschenlohr.
"Ich freue mich wenn dieser Service gut angenommen wird, doch noch mehr freue ich mich, wenn wieder Gäste an Tresen und Tischen sitzen", sagt der Küchenchef, der sich bislang erfolgreich gegen den Trend zur Gaststättenschließung im Odenwald gestemmt hat, noch. "Corona ist eine besondere Herausforderung", erklärt er nachdenklich. Dann muss er aber flugs in seine Küche um die ersten Bestellungen abzuarbeiten ...
Info: Bestellungen sind möglich unter Telefon: (0 62 67) 3 46.