Groß war das Interesse am Praxistag zur Ausbringung flüssiger Wirtschaftsdünger in Breitenbronn. Foto: Landratsamt
Breitenbronn. (lra) Beeindruckende PS-starke Maschinen lockten dieser Tage rund 150 Landwirte aus dem ganzen Kreisgebiet zu einem Praxistag zur Ausbringung flüssiger Wirtschaftsdünger nach Breitenbronn. Durch eine Kombination aus hohem technischem und elektronischem Aufwand sorgen die Maschinen dafür, dass Gülle oder Substrat von Biogasanlagen möglichst ohne Verluste ausgebracht werden kann. Veranstaltet wurde der Tag von den Maschinenringen Mosbach und Odenwald-Bauland, dem Beratungsdienst Ackerbau sowie dem Fachdienst Landwirtschaft des Landratsamts.
"Jedes Gramm Stickstoff, das in die Atmosphäre entweicht, ist für die Pflanze verloren und hat zudem noch negative Umweltwirkungen", sagte Bernhard Heim, Leiter des Fachdienstes, in seiner Begrüßung. Er bezeichnete flüssigen Wirtschaftsdünger als Wertstoff, den es penibel zu sammeln gelte und der nicht verloren oder gar, im wahrsten Sinn des Wortes, "den Bach hinunter gehen" dürfe.
In ihrem Grußwort ging Aglasterhausens Bürgermeisterin Sabine Schweiger auf die umfangreichen Vorgaben der neuen Düngeverordnung ein. Es gebe nur eine Welt, zu deren Erhaltung alle gemeinsam beitragen müssten. Schweiger wies auch auf Konfliktpotenziale aus Sicht der Gemeinde hin. Die tonnenschweren Traktorengespanne belasteten das Feldwegenetz. Auch seien die Fahrzeuge so gewaltig, dass sie nicht nur Fußgängern, sondern auch Autofahrern Respekt einflößten. "Mit zunehmender Drehzahl und Geschwindigkeit steigt der Adrenalinspiegel bei den Verkehrsteilnehmern." Runter vom Gas innerhalb der Ortschaften und Rücksichtnahme forderte Sabine Schweiger daher.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Alois Gerig, Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft, ging ebenfalls auf mögliche Konfliktpotenziale sowie die Forderungen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen ein. Die Interessen der Landwirtschaft zu wahren sei schon deshalb schwer, da nur noch rund 1,5 Prozent der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft tätig seien. Hohe Anforderungen und Vorgaben der EU mit Obergrenzen für Ammoniakemissionen mussten in nationales Recht überführt werden. Das in der Düngeverordnung resultierende Ergebnis belaste allerdings die Landwirte erheblich.
Er lobte die Zielsetzung der Veranstaltung und sprach sich für überbetriebliche Lösungen in Form von Maschinengemeinschaften aus.
Wie hohe Nährstoffverluste verhindert werden können, zeigte dann Franz Helmle von der Landmaschinenschule in Triesdorf auf. Er stellte die derzeit aktuellen Ausbringtechniken vor. Der Schleppschlauchverteiler verteile den Wirtschaftsdünger mit Schläuchen über die gesamte Arbeitsbreite. Die Schlauchenden schleifen am Boden entlang und legen das Substrat auf der Oberfläche ab. Auf nicht bestellten Ackerflächen muss dann unmittelbar eine Einarbeitung mit einem zweiten Gerät erfolgen.
Beim Schleppschuh wird der Schlauch zusätzlich auf den Boden gedrückt und der Pflanzenbestand wie mit einer Schneide getrennt, so dass das Substrat nicht auf den Pflanzen, sondern direkt auf dem Boden abgelegt wird. Scheibeninjektoren machen wiederum einen Schlitz in die Erde und bringen das Substrat direkt in den Boden ein. Gülleinjektoren kombiniert mit Kurzscheibenegge oder Grubber sorgen dafür, dass die Gülle mit Erde bedeckt wird und somit kein Ammoniak in die Luft entweichen kann. Anhand einer Beispielkalkulation zeigte Helmle, dass die technisch aufwendigere Ausbringung insbesondere bei überbetrieblichem Einsatz durchaus wirtschaftlich dargestellt werden kann.
Die verschiedenen technischen Verfahren konnten anschließend im Praxiseinsatz auf den Flächen von Landwirt Erhard Brenner beobachtet werden. Hochzufrieden mit den gewonnenen theoretischen und praktischen Erkenntnissen waren am Ende sowohl die teilnehmenden Landwirte als auch die Veranstalter.