Bei dem Festival Ende Juli gab es massive Bühnenstatik-Probleme
Die Waidsee-Badewiese trug die Bühne kaum - Das hat nun Konsequenzen

Das Waidsee-Festivals Ende Juli 2017 - hier mit Dieter Thomas Kuhn. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Die Weinheimer Öffentlichkeit war sich schnell einig: Trotz einiger Ärgernisse - wie zum Teil arg überhöhten Ticket- und Getränkepreisen - hatten die Macher des Waidseefestivals Ende Juli eine tolle Party auf die Beine gestellt. Über drei Abende hinweg hatten Künstler wie Cro, Dieter Thomas Kuhn und nicht zuletzt die Fantastischen Vier die Massen in ihren Bann gezogen - und die Zweiburgenstadt stolz gemacht.
Nennenswerte Zwischenfälle? Keine, hieß es zunächst. Doch die "Drucksache 102/17" spricht eine andere Sprache: Aus der aktuellen Informationsvorlage für den Kulturausschuss der Stadt Weinheim geht hervor, dass Veranstalter und Bühnenbauer im Vorfeld des Festivals viel größere Probleme hatten, als zunächst kommuniziert. Demnach gab es "massive Probleme mit der Statik der Veranstaltungsbühne". Nur mithilfe "erheblicher Improvisation" und unter Inkaufnahme "deutlicher Mehrkosten" habe das Festival doch noch steigen können.
Die Festivalbühne hatte alle bisherigen Maße gesprengt. Der schwarze Koloss war 17 Meter hoch, 25 Meter tief, 50 Meter breit und über 50 Tonnen schwer - und damit tatsächlich größer als die Konzertbühnen bei den früheren Schlosspark-Konzerten. Für die Badewiese am Baggersee war das zu viel. In dem zum Teil ebenfalls veröffentlichten Mailverkehr zwischen Veranstalter und Aufbau-Firma hieß es unter anderem, dass "das Gelände weder bei trockener noch bei nasser Witterung auch nur annähernd ausreichend tragefähig ist".
Wie groß die Probleme waren, habe die Verwaltung erst Ende August erfahren, heißt es weiter. Da ging es aber längst nicht mehr um das diesjährige Festival, sondern um die kommenden Jahre: Um weitere Partys planen zu können, müssen möglichst früh Standorte gefunden sein, damit Künstler gebucht und Karten abgesetzt werden können. Vom Waidsee hat "Demi Promotion" Abstand genommen. Niemand will die Verluste riskieren, die mit der kurzfristigen Absage verbunden wären. Auf lange Sicht müssen die politischen Gremien in Weinheim entscheiden, ob sie das Waidseeufer bühnentauglich machen lassen - oder auch für Großkonzerte wieder auf den Schlosspark zurückgreifen, in dessen Umfeld Verkehrsbehinderungen und Anwohnerproteste drohen.
Auch interessant
Doch was war los vor dem Festival im Juli? "Ein Sicherheitsrisiko hat zu keinem Zeitpunkt bestanden", so Weinheim-Sprecher Roland Kern und Demi-Chef Andreas Gissel. "Die Bühne hatte sich um einige Millimeter abgesenkt", so Gissel. Wäre die Konstruktion weiter eingesunken, hätten die Techniker die Statik neu berechnen und daraus Konsequenzen ableiten müssen, sagt er: "Eine Absage stand 2017 nicht unmittelbar im Raum, dieses Risiko ist letztlich mit vielen Konjunktiven verbunden." Hätte es vor dem Festival zwei, drei Wochen durchgeregnet, wäre der Bühnenbetrieb wohl gescheitert. Dennoch seien der Agentur Mehrkosten in Höhe von 8000 bis 10.000 Euro entstanden, denn auch der Bühnen-Abbau gestaltete sich zeit- und personalintensiv.
"Wir waren nicht in die unmittelbare Kommunikation zwischen Agentur und Bühnenbauer eingebunden. Aber wir wussten, dass statische Sicherungen erfolgt sind", so Stadtsprecher Kern. Was in der Verwaltung niemand gewusst habe: Dass das Thema Standsicherheit den Standort "Waidsee" in Frage stellt. Und damit die zuletzt angestrebte "Festival-Politik", die einen jährlichen Wechsel zwischen Park und See vorsah. Jetzt müssen neue politische Entscheidungen her - und bis die vorliegen, spielt die große Musik woanders: Die Verwaltung tendiere dazu, 2018 auf Festivals zu verzichten, heißt es in der Vorlage. Immerhin habe Weinheim das Landesturnfest 2018 - das auch ohne 50-Tonnen-Bühne funktionieren müsste.