Eine Wiederholung ist denkbar, aber es gibt Redebedarf
Konzertagentur und Stadtverwaltung sind hochzufrieden – Verkehrskonzept ging auf – Kritik an hohen Preisen für alkoholfreie Getränke

Ausverkauftes Haus: 10 000 begeisterte Fans - darunter nicht wenige Weinheimer - feierten am Sonntagabend die Fantastischen Vier (l.). Trotz ihres nicht mehr ganz jugendlichen Alters legten die drei Rapper Smudo, Michi Beck und Thomas D (oben rechts, v.l.) eine rasante Show hin - und scheuten auch den Weg auf den Steg ins Publikum nicht. Fotos: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Die Zweiburgenstadt hat schon viele Stars und Sternchen gesehen. Aber der Auftritt der Fantastischen Vier am Sonntagabend hat Geschichte geschrieben: 10.000 Besucher strömten über die Feldwege zum Strandbad am Waidsee, um Thomas D und Co. gut zwei Stunden lang zu feiern. Der stimmungsvolle Auftritt der knapp 50-jährigen Rapveteranen war der Höhepunkt des dreitägigen Festivals, das auch in organisatorischer Hinsicht wenige Wünsche offenließ.
"Tolles Wetter, tolle Stimmung, keine schlimmen Vorfälle: Wir sind sehr zufrieden, die Zusammenarbeit der Beteiligten hat funktioniert. Lediglich am Freitag hätten wir uns mehr Publikum gewünscht", sagt Dennis Gissel, Chef der Konzertagentur DeMi-Promotion am gestrigen Montag im RNZ-Gespräch: "Es kostet viel Geld, Interpreten wie Cro zu buchen, wir konnten die Karten nicht billiger machen", fügt er hinzu. Und meint die Ticketpreise in Höhe von über 50 Euro.
Nur bei Dieter Thomas Kuhn kamen die Fans mit 28 Euro weg. Dennoch: Eine Wiederholung des Seefestivals ist denkbar. Vor allem die Verkehrsführung für die Autofahrer habe sich als festivaltauglich erwiesen, sind sich Gissel und Weinheim-Sprecher Roland Kern einig: "Wir haben gesehen, dass es funktioniert", so Kern. Bei der Planung von Veranstaltungen hätten die Stadt und ihre Partner künftig einen Trumpf mehr im Ärmel. Dank des Verkehrskonzepts rückten die Fans über die Waidallee an - und konnten das Seegebiet in Richtung Muckensturm wieder verlassen. Laut Feuerwehrchef Reinhold Albrecht machten ein paar Taxifahrer Probleme, aber die hatte man schnell im Griff.
Als am Sonntagabend der ultimative Stresstest drohte, leitete die Polizei einen Teil der Anreisenden auf die Parkplätze des Fachmarktzentrums an der B 3 um. Der Vorteil: Hier waren keine fünf Euro Parkgebühr fällig. Der Nachteil: Bis zur Rap-Arena am See hatte man noch einen ordentlichen Abendspaziergang vor sich. Und bei der Ankunft womöglich Durst. Womit die Überleitung zum Ärgernis des Festivals hergestellt wäre: Ein Becher Wasser kostete 4,50 Euro. Ein gesalzener Preis, wenn man bedenkt, dass die Mitnahme von Getränken aus Sicherheitsgrünen verboten und die Witterung zu Beginn des Festivals schwülwarm war.
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"Auch wir sehen es nicht gern, wenn Wasser praktisch genau so viel kostet wie Bier oder Weinschorle. Gerade wenn - wie am Freitag - sehr junges Publikum kommt", so DeMi-Chef Gissel. Eigentlich arbeite er mit dem zuständigen Gastroservice schon seit Jahren gut zusammen, aber über diese Sache müsse man reden. Ehrenrettung für die Organisatoren: Die Hardcorefans, die jeweils vom Einlass an und vor der Bühne auf ihre Stars warteten, wurden kostenlos mit stillem Wasser aus Plastikbechern versorgt.
Reden müssen auch die Chefs der Einsatzkräfte, die Vertreter der Stadt und der DeMi-Chef. Die gemeinsame Aufarbeitung der Festgeschehnisse ist Standard. Ein Knackpunkt dürfte sein, wie das Thema "Badebetrieb" bei einer Wiederholung gemanagt wird. Gissel ist nach wie vor der Meinung, dass das Seegelände an zwei bis drei Festivaltagen im Jahr der Musik vorbehalten bleiben sollte: "Wenn das Wetter durchweg heiß ist, kommen die Massen zum Baden." Und dann werde es schwierig, das Gelände abzusichern und vorzubereiten. Kern widerspricht: "Vielleicht kann man an ein paar Stellschrauben drehen. Aber ganz zumachen können wir das kommunale Bad nicht", sagt er. Wenn das Festival die Badenden vertreibe, könnten die Konzerte an Akzeptanz verlieren.
Apropos Akzeptanz: Beschwerden über Lärm bei Soundchecks und Konzerten blieben nicht aus. Aber einen drohenden Volksaufstand kann Stella Kirgiane-Efremidou, Vorsitzende des Stadtteilvereins Pro Weststadt, nicht erkennen: "Ich habe bis dato vor allem gehört, dass es die Leute toll fanden, auf dem Balkon zuzuhören - ohne Eintritt zahlen zu müssen." In Zukunft müsse aber noch stärker darauf geachtet werden, dass die Konzertgäste auf den vorgesehen Stellplätzen halten, auch die Weststadt wolle nicht zugeparkt werden. Eine abschließende Bewertung dürfte Ende der Woche vorliegen - wenn sich die vielen Beteiligten ausgetauscht haben.