In Hockenheim wird ein neues Pflegeheim gebaut
Im Vorfeld hatte eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben Stellung bezogen

Von Harald Berlinghof
Hockenheim. Insgesamt 15 "Weißhelme", angeführt von Oberbürgermeister Marcus Zeitler, nahmen am Dienstag einen Spaten zur Hand, um den ersten symbolischen Spatenstich für das neue Pflegeheim in der Wilhelm-Herz-Straße auszuführen. Dabei waren unter anderem auch der Planer und Geschäftsführer der Heberger Bau GmbH, Christian Hildenbrand, und die Chefin des Pflegezentrums Hockenheim, Manuela Offenloch. Die Baumaßnahme ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Umgestaltung der gesamten Heimpflegesituation in Hockenheim.
Manuela Offenloch vom Pflegezentrum GmbH Hockenheim mit 234 Mitarbeitern, die auch 37 Pflegeplätze im Med-Center und 220 ambulante Patienten betreut, war erleichtert und erfreut, dass es jetzt endlich losgehen kann mit dem Neubau, in dem 99 Einzelzimmer für stationär pflegebedürftige Personen sowie Wohnungen für betreutes Wohnen entstehen.
Die vergangenen Jahre waren für Offenloch schwere Jahre, wie sie in ihrer persönlich gehaltenen Begrüßung der Gäste beim Spatenstich betonte. "Diese ganzen Belastungen nimmt man mit nach Hause. Wo kann man sich als selbstständige Unternehmerin denn sonst ausweinen als daheim?" Nach langer Suche nach einem geeigneten Standort und nach langen Diskussionen in der Bürgerschaft über den geeignetsten Standort, war man schließlich in der Wilhelm-Herz-Straße an der Straßenecke zur Landesstraße 723 fündig geworden. Das Pflegezentrum dort soll drei Stockwerke und ein zurück springendes Staffelgeschoss erhalten.
Zuvor war ein Riss durch die Hockenheimer Bevölkerung gegangen, der sich in Unterschriftenlisten, der Bildung einer Bürgerinitiative Biblis (BIB) und einer emotionalen Bürgerinformationsveranstaltung in der Stadthalle geäußert hatte. Bis zuletzt hatten sich Anwohner gegen den Standort in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gesträubt. Sie hätten es lieber gesehen, wenn das Pflegeheim auf dem sogenannten Reiterplatz angesiedelt worden wäre. Dort aber war die Lärmbelastung zu hoch, so dass man sich in der Stadtverwaltung für den Standort im "Biblis IV. Gewann" stark machte.
Auch interessant
Oberbürgermeister Zeitler zeigte sich erfreut darüber, dass in Hockenheim zwar einerseits etwas für die jungen Menschen getan werde, aber andererseits auch die älteren Mitbürger zu ihrem Recht kämen. Ausgelöst worden war der Mangel an vorhandenen Pflegeplätzen in Hockenheim und anderswo durch die Einzelzimmerverordnung von 2009, die in Baden-Württemberg seit Herbst 2019 gültig ist.
Dass sie bis heute nicht in jedem Haus umgesetzt ist, liegt an einigen Ausnahmegenehmigungen, die Häuser in Baden-Württemberg erhalten können. Auch das Pflegezentrum Hockenheim hat eine solche Ausnahmegenehmigung zugestanden bekommen, weshalb erst jetzt der Baustart für die neuen Gebäude erfolgte. In rund zwei Jahren soll das neue Pflegeheim mit betreutem Wohnen bezugsfertig sein. Schon heute soll eine Bodenuntersuchung zur Kampfmittelsondierung erfolgen. Wenn keine Funde auftauchen, werde direkt im Anschluss mit den Bauarbeiten begonnen, so Hildenbrand von Heberger Bau.
500 Tonnen Stahl, 3300 Kubikmeter Beton und 2000 Kubikmeter Mauerwerk werden dabei verbaut. Die Einzelzimmer werden durch fertige Raumzellen gebildet, die in Modulbauweise baukastenartig zusammen gesetzt werden. Das gesamte Bau-Investitionsvolumen liegt bei 170 Millionen Euro. Aufgrund der Einzelzimmerverordnung war das Pflegeheim Sankt Elisabeth in Zugzwang geraten. Ein Abriss mit Neubau am Standort in der Karlsruher Straße macht eine zeitweilige Verlegung von Patienten in die Räume in der Rathausstraße notwendig.
Die dortigen Bewohner des Pflegezentrums Offenloch benötigen deshalb eine anderweitige Unterkunft. Und die wird jetzt bis 2022 geschaffen in dem neuen Pflegezentrum im "Biblis IV. Gewann".
Erst ein Jahr später, im Jahr 2023, wird das Pflegeheim Sankt Elisabeth in der Karlsruher Straße fertiggestellt sein. Dann erst können die jetzt in der Rathausstraße untergebrachten Patienten ihr gegenwärtiges Domizil verlassen und ins St. Elisabeth zurückkehren.