Zwischen Rauchmeldern und Rauchwarnmeldern gibt es einen Unterschied. Foto: dpa
Von Sebastian Blum
Schwetzingen. Nach der Kontrolle sogenannter "Fremdschläfer" in der Gemeinschaftsunterkunft "Hotel Atlanta" am Mittwochmorgen hat die Polizei fünf Anzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz gestellt. Eigenen Angaben zufolge hatten die Beamten vorgestern über 100 Gramm Marihuana, 50 Gramm einer weißen, pulverigen Substanz und mehrere Hundert Euro vermeintliches Dealgeld beschlagnahmt.
Bei den Beschuldigten handelt es sich um fünf Männer aus Gambia im Alter von 19 bis 37 Jahren. Zwei von ihnen sollen mutmaßlich wegen Besitzes von, drei wegen des Verdachts des Handels mit Marihuana belangt werden. Bei der weißen Substanz sind die Beamten noch nicht sicher, ob es sich um illegale Drogen handelt. Dies werde geprüft, hieß es in einem Schreiben. In der Pressemitteilung der Stadt vom Mittwoch ging außerdem hervor, dass die mutmaßlichen Drogendelikte allesamt von den "Fremdschläfern" verübt wurden.
Die Kontrolle war Angaben von Polizei und Stadt zufolge notwendig geworden, weil sich Sachbeschädigungsdelikte im "Hotel Atlanta" in jüngerer Zeit gehäuft hätten. Außerdem sei es wieder vermehrt zu Feuerwehreinsätzen gekommen, die sich am Ende als unnötig entpuppten. Das liegt nach übereinstimmenden Aussagen von Rita Erny, Sprecherin des städtischen Integrationskreises, und Walter Leschinski, Kommandant der Schwetzinger Feuerwehr, unter anderem an der sensiblen Brandmeldeanlage der Gemeinschaftsunterkunft. Selbst Wasserdampf hat in der Vergangenheit schon Feuerwehreinsätze ausgelöst. Leschinski erklärt, wie das sein kann.
"Es gibt einmal Rauchwarnmelder. Die hat jeder bei sich in der Wohnung, und die lösen keinen Feuerwehreinsatz aus. Im ,Hotel Atlanta’ dagegen sind auf den Zimmern und den Fluren Rauchmelder installiert. Die warnen nicht, sondern melden sofort. Wenn der Rauchmelder losgeht, wird der Alarm automatisch an die Integrierte Leitstelle nach Ladenburg weitergeleitet." Die Rauchmelder seien installiert, weil das Gebäude - ein ehemaliges Hotel - dementsprechend ausgestattet worden ist. "Wir sprechen hier von einer höheren Sicherheitsstufe. Der Rauchmelder soll nicht nur für den Personenschutz, sondern auch für den Objektschutz sorgen", so Leschinski.
Die Brandmeldeanlage, zu der auch sogenannte Druckknopfmelder gehören, ist aufgrund der starken Auslastung von der Stadt beibehalten worden, nachdem Schwetzingen die Unterkunft vor etwa anderthalb Jahren vom Kreis übernommen hat. Seither ist das "Hotel Atlanta" keine Asyl-, sondern eine Gemeinschaftsunterkunft - was sich positiv auf die Anzahl von Feuerwehreinsätzen ausgewirkt hat. "2016 hatten wir noch 50 Fehlalarme, 2017 waren es 40, 2018 gibt es noch keine Zahlen, es sind aber relativ wenige", erklärt Walter Leschinski. Das hat einen einfachen Grund.
Seit das "Hotel Atlanta" als Gemeinschaftsunterkunft dient, wechselt die Belegschaft nicht mehr alle paar Monate. Aktuell leben rund 100 Geflüchtete vor Ort, die Miete für ihre Zimmer zahlen, zur Schule gehen, oder, in einigen Fällen, schon einen festen Arbeitsplatz haben. "Das heißt, wir können die Personen schulen, können ihnen erklären, dass sie nicht auf dem Zimmer kochen, kein offenes Feuer machen sollen", sagt Leschinski.
"Trotzdem wollen wir überlegen, wie wir die Zahl der Feuerwehreinsätze weiter reduzieren können", kündigt Erny an. In nicht-öffentlicher Sitzung beraten Vertreter verschiedener ehrenamtlicher Organisationen gemeinsam mit städtischen Beamten und Bürgermeister Mathias Steffan am Montag bei einem Runden Tisch, welche Maßnahmen sinnvoll sind. Unter anderem würde man gerne die sensiblen Rauchmelder auf den Zimmern mit handelsüblichen, batteriebetriebenen Rauchwarnmeldern austauschen.
Das schlägt zumindest Walter Leschinski vor, sofern die Druckknopfmelder und Rauchmelder auf den Fluren installiert blieben. Die Landesbauordnung schreibt in Paragraf 15 lediglich vor, dass Aufenthaltsräume mit einem Rauchwarnmelder ausgestattet werden müssen, schreibt eine Sprecherin des zuständigen Wirtschaftsministeriums in Stuttgart. "Auch für Wohnheime, beispielsweise von Flüchtlingen, gibt es hier keine gesonderten Regelungen", so die Sprecherin. Allerdings kommt es bei gewissen Baugenehmigungen vor, dass das Bauordnungsamt der zuständigen Stadt ein Wörtchen mitzureden hat. Schließlich ist die Schwetzinger Verwaltung letztluch dafür verantwortlich, wenn im "Hotel Atlanta" irgendetwas passiert.