Die Grünen Damen machen den Patienten oft Mut und hören ihnen zu. Foto: GRN
Von Stefan Kern
Schwetzingen. Die Grünen Damen und Herren bringen vor allem Zeit mit. Zeit zum Zuhören, für einen gemeinsamen Kaffee oder einfach nur für ein paar Momente Ablenkung. Genau dafür werden die 34 Grünen Damen und zwei Grünen Herren an der GRN-Klinik in Schwetzingen geschätzt. Die stellvertretende Pflegedienstleiterin, Doreen Edelmann, ist jedenfalls voll des Lobs, wenn sie über die Ehrenamtlichen spricht. Edelmann ist für die Grünen Damen und Herren zuständig und dementsprechend traurig darüber, dass die Ehrenamtlichen aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht in die Klinik kommen dürfen. "Für uns ist das ein echter Verlust", erklärt die stellvertretende Pflegedienstleiterin. Denn Zeit für den Patienten jenseits der reinen Pflege sei das, was mitunter am meisten fehle.
Auch die Einsatzleiterin der Grünen Damen, Beate Arens, wirkt bedrückt angesichts der derzeitigen Situation. Seit mittlerweile zwölf Jahren ist sie dabei und weiß, wie wichtig die Besuche für die Patienten sind. Natürlich sei es nicht die Regel, aber "manchmal sind wir gerade für ältere Patienten die einzigen Besucher", erzählt Arens.
Das Wort "systemrelevant" benutzt Arens nicht, und doch steht es irgendwie im Raum. Denn zum Gesundwerden – und manchmal auch zum Abschiednehmen – gehört neben Medizin und Pflege auch der soziale Aspekt: Zeit haben und Anteil nehmen. Trotzdem befinden sich auch die Grünen Damen seit mehreren Monaten im Lockdown, mit einer kurzen Unterbrechung im Sommer. Von Anfang März bis Anfang August durften sie das Krankenhaus nicht betreten. Arens betont, dass sie die Maßnahmen verstehe. "Gerade wir gehören wegen unseres Alters ja fast alle zur Risikogruppe", sagt sie.
Von den insgesamt 36 Grünen Damen und Herren sind 34 über 60 Jahre alt. 14 von ihnen zählen sogar schon über 70 Jahre. Auch innerhalb der Truppe habe es viele Vorbehalte gegeben, berichtet Arens. Als die Klinik im August wieder Grünes Licht gab, "hatten 20 von uns Sorgen und wollten vorerst nicht mehr mitmachen", erzählt sie. Und so machte sich Arens gemeinsam mit 15 weiteren Mitstreitern daran, den Besuchsdienst unter Pandemie-Bedingungen wieder aufzubauen.
Die Reaktionen im Krankenhaus waren überwältigend. Arens spricht von rührenden Begegnungen beim ersten Wiedersehen. "Pfleger, Ärzte und Patienten – sie alle schienen sich wahnsinnig zu freuen, dass wir wieder da waren." Das bestätigt auch Doreen Edelmann: "Es war ein besonders lichter Moment im Krankenhaus, als die Grünen Damen endlich wieder da waren." Der Dienst selbst wurde jedoch nicht einfacher. Jede Grüne Dame war einer Station zugeordnet und durfte sich auch nur dort bewegen. Alles musste protokolliert werden.
Einfach mal schnell aushelfen, wenn ein Patient für eine Untersuchung auf eine andere Station gebracht werden musste, war nicht mehr möglich. Auch das sei sonst eine Hilfe, betont Edelmann, die den Zeitplan der Pflegekräfte entzerrte und den Mitarbeitern mehr Zeit für anderes verschaffe. Für den Klinikalltag seien die Grünen Damen "enorm wertvoll". Ohne sie fehle etwas im Krankenhausalltag, sowohl bei den Patienten als auch bei den Mitarbeitern.
Und doch ist der Besuchsdienst seit Mitte Oktober erneut eingestellt. Wann es weitergeht, ist noch völlig offen. Arens hofft, dass dann wieder möglichst viele Mitstreiter dabei sind. Eine Hoffnung, die auch Edelmann hegt. "Die Besuche der Grünen Damen wären so wichtig", betont sie.