Blick auf die Bodenplatte des neuen Rathausanbaus. Jetzt beginnen die Arbeiter damit, die Wände des neuen Gebäudes hochzuziehen. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Plankstadt. Der Blick geht durch das abgerissene alte Treppenhaus hinaus auf die Baustelle des neuen Rathausanbaus in Plankstadt. Er soll den alten nicht barrierefreien Anbau aus den 1960er-Jahren an das denkmalgeschützte Rathaus ersetzen. Der Umbau ist in vollem Gange, nachdem die Baustelle zwischendurch coronabedingt drei Wochen stillstand. "Die italienischen Arbeiter der Baufirma hatten darum gebeten, dass sie, nachdem die Grenzen zu Italien wieder offen waren, ihre Familien besuchen dürfen, die sie lange Zeit nicht sehen konnten. Wir haben aus menschlichen Gründen zugestimmt, dass die Baustelle für drei Wochen ruht. Das hat auch den geplagten Anwohnern gutgetan", erklärt Plankstadts Bürgermeister Nils Drescher bei einer Begehung der Baustelle.
Die Arbeiten liegen im Zeitplan, sodass Drescher mit der Fertigstellung des Rathauses bis Anfang 2022 rechnet. Und auch bei der Finanzierung liegt man innerhalb des geplanten Budgets von 4,5 Millionen Euro – trotz kleinerer Überraschungen. Dafür war einen finanziellen Puffer im Haushalt eingeplant, der jetzt aber weitgehend aufgebraucht ist. Rund drei Millionen Euro der Gesamtsumme steuert das Land bei.
"Bei solch einem Projekt stößt man immer wieder auf Dinge, die man so nicht erwartet hat, weil man eben nicht in die Dinge hineinsehen kann", erklärt der Schwetzinger Architekt Jürgen Roth, der für den Umbau des Plankstadter Rathauses zuständig ist. Und so kam es dann auch: Eine Zwischenwand hin zum alten Anbau – der inzwischen komplett verschwunden ist – war marode und musste abgerissen werden. "Die war komplett baufällig, und wir mussten eine neue Wand einziehen. Das war so nicht geplant", so Roth. In der kritischen Phase war er jeden Tag auf der Baustelle.
Die Beton-Bodenplatte für den Neubau in der Wilhelmstraße ist mittlerweile fertig, jetzt kann der neue Anbau hochgezogen werden. Eine praktische Lösung gab es für ein Problem im Keller des Rathauses. Direkt unterhalb des Bürgerbüros mussten die Bauarbeiter mehrere Kubikmeter große Betonklötze an das Kellergewölbe anlehnen. Nachdem der alte Anbau entfernt war, wurde klar, dass die alten Kellergewölbe statisch nach außen drücken und dass dieser Druck irgendwie aufgefangen werden musste. Wie das einst auch die Baumeister der mittelalterlichen gotischen Kathedralen mithilfe von Strebepfeilern gemacht haben. Die Betonklötze an der Außenwand des Kellers sind zwar nicht so hübsch anzusehen wie gotische Strebepfeiler, doch sie erfüllen denselben Zweck, sind billiger und schneller umzusetzen. Und sehen wird sie außerdem niemand, denn sie verschwinden im Innern des neuen Anbaus.
Im nun abgestützten Kellergewölbe ist die Heizungsanlage untergebracht, die das Seniorenwohnheim und den gegenüber liegenden Kiosk ebenso mit Wärme beliefert wie künftig das alte Sparkassengebäude, in dem das Bürgerbüro unter kommen soll. Mit einer zweiten Heizungsanlage im Gemeindezentrum hat man ein Nahwärmenetz für die gemeindeeigenen Gebäude der Umgebung aufgebaut. Der neue Rathausanbau wird barrierefrei zugänglich sein und ein Flachdach mit Fotovoltaik-Anlage erhalten. "Die architektonisch klare Abgrenzung zum denkmalgeschützten Altbau entsprach auch den Wünschen des Denkmalschutzes", erklärt Roth.
Ein heikler, aber geplanter Aspekt des Rathausumbaus war die Rettung des überörtlich bekannten Straßenbahngemäldes mit der ironischen Aufschrift: "Was brauche mea ä Stroßebohn, mea hewe doch gail". Das Wandgemälde wurde abgenommen und im Bauhof zwischengelagert. Inzwischen sollen sich Pläne herauskristallisiert haben, wo das Gemälde angebracht werden soll. Der künftige Standort ist noch ein Geheimnis, aber es soll nicht wieder ins Rathaus kommen, wie zu hören ist.
Der "Garten der Freundschaft" musste dem Neubau, der an das alte denkmalgeschützte Rathaus angebaut wird, weichen. Zwei Bäume wurden dazu auch entfernt. Es soll aber ein neuer Garten an alter Stelle entstehen – mit fünf neuen Bäumen, alten Sandsteinen und einem kleinen Brunnen, den man einst von der Partnergemeinde Castelnau-le-Lez geschenkt bekommen hatte. "Ich versuche, bei jedem Projekt am Ende mehr Bäume zu pflanzen als entfernt werden müssen", betont Architekt Jürgen Roth.