Anklage nach BASF-Unglück

Rohrbauer hat keine Erinnerung mehr

Arbeiter einer Fremdfirma wurde auch schwer verletzt - Bis zu fünf Jahre Haft drohen

24.04.2018 UPDATE: 25.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden
Feuersäule

Bei der Explosion am 16. Oktober 2016 auf dem Gelände des Chemiekonzerns BASF  starben fünf Menschen. Archiv-Foto: Einsatzreport Südhessen

Von Bernadette Winter

Frankenthal/Ludwigshafen. Die Explosion bei der BASF im Herbst 2016 wird wahrscheinlich das Landgericht Frankenthal beschäftigen. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen 62-Jährigen erhoben. Der Mitarbeiter einer Spezialfirma für Rohrleitungsbau soll am 17. Oktober 2016 in Ludwigshafen eine falsche Leitung angeschnitten und damit die Explosion verursacht haben, bei der fünf Menschen starben und mit ihm 45 verletzt wurden. Wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte, ist er wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung, fahrlässigen Körperverletzung und des fahrlässigen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion angeklagt.

Angestellte der Spezialfirma waren schon vier Tage vor dem Unglück in einem etwa 20 Meter breiten Rohrgraben eingesetzt, in dem 38 Leitungen liegen - für Dampf, Brunnen- und Abwasser sowie für brennbare Chemikalien. Im Auftrag der BASF sollten sie bei einer entleerten Leitung für "Propylen flüssig 95 Prozent" einen "Dehnungsbogen" austauschen, ein Element zum Spannungsausgleich. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal geht nach den bisherigen Ermittlungen davon aus, dass der Angeschuldigte diese entleerte Propylenleitung mit einem Winkelschleifer abtrennen sollte.

Die Behörde wirft dem 62-Jährigen vor, aus Unachtsamkeit ein neben der Leitung liegendes Rohr aufgeschnitten zu haben. Das Butengemisch in dieser Leitung lief aus und entzündete sich durch den Funkenflug der Handmaschine. Der Brand löste im Landeshafen Nord der BASF weitere Feuer in anderen Rohren aus. Etwa sechs Minuten nach dem verhängnisvollen Schnitt explodierte eine Ethylen-Ferngasleitung.

Auch der mutmaßliche Verursacher des Unglücks wurde schwer verletzt. Er habe durch seinen Verteidiger vortragen lassen, dass er keine Erinnerung an den Vorfall habe und die Folgen außerordentlich bedauere, hieß es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Das Landgericht Frankenthal entscheidet nun über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens. Dem Mann droht eine Geld- oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

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Auf dem Gelände des Chemieunternehmens BASF erinnert seit vergangenem Jahr ein Gedenkort an das tödliche Unglück. In die vier Stelen an der Feuerwache Nord sind die Namen der gestorbenen Feuerwehrleute eingraviert. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben Lehren aus dem Unglück gezogen. So soll eine verbesserte Kennzeichnungsmethode helfen, das Risiko von Verwechslungen bei Arbeiten an Rohrleitungen weiter zu senken. Zudem sollen Arbeiter bei Schneidearbeiten ausschließlich funkenarme Werkzeuge verwenden.

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