"Drah’ Di net um, oh oh oh, schau, schau, der Kommissar geht um": Alexander Kerbst verkörpert im Falco-Musical den österreichischen Star nahezu perfekt. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser
Mannheim. Musicals über Musikgrößen wie Elvis, die Beatles oder Tina Turner haben Hochkonjunktur. Da reiht sich "Falco" nahtlos ein. Nachgezeichnet wird darin der kometenhafte Aufstieg und der tiefe Fall der österreichischen Popikone; das Ganze wird dabei natürlich garniert mit Falcos größten Hits. Im fast ausverkauften Mannheimer Rosengarten gab es dafür jetzt tosenden Beifall.
Am 19. Februar hätte Falco, der in Wahrheit Johann Hölzel hieß, seinen 60. Geburtstag gefeiert. Pünktlich dazu tourt das Musical durch den deutschsprachigen Raum. Es ist eine bunte Hommage an den Ausnahmekünstler, der mit Wiener Schmäh, morbidem Charme und musikalischer Genialität Mitte der 80-er Jahre den Pop-Olymp erklomm und durch seinen tragischen Tod das erreichte, was er immer wollte: Unsterblich sein.
An seinem Todestag, dem 6. Februar 1998, beginnt das Musical. In der Dominikanischen Republik, wo Falco seit ein paar Jahren lebt, stirbt er bei einem Autounfall. Später wird in seinem Blut eine erhebliche Menge Alkohol und Kokain festgestellt. Doch wie konnte es soweit kommen? Dazu geht alles wieder zurück auf Anfang. Ein junger Falco sorgt mit seinem Lied "Ganz Wien", in dem der Drogenkonsum der Wiener Szene thematisiert wird, für Furore.
Falcos Hits sind weltberühmt, doch nicht jeder ist mit den Einzelheiten seiner Lebensgeschichte vertraut. Sein Manager (Sebastian Achilles) führt deshalb durch die Handlung; die Figur ist stark an den echten Falco-Manager und Wegbegleiter Horst Bork angelehnt, der beim Musical als Berater fungierte.
Wenn ein Musical über einen Superstar erfolgreich sein soll, hängt letztlich alles am Hauptdarsteller. Alexander Kerbst verkörpert Falco - und man muss zweimal hinschauen, als er die Bühne betritt, denn er sieht dem Original verblüffend ähnlich. Mit gegelten Haaren, schwarzem Anzug und dunkler Sonnenbrille ist das vielleicht nicht so schwer, doch sind es die Körperhaltung, seine Bewegungen und nicht zuletzt die Stimme, die Kerbst zu Falco werden lassen. Der Sänger und Schauspieler schafft es so tatsächlich , den stakkatohaften Gesang und Falcos Stimmlage so gut wie perfekt wiederzugeben.
Es sind vor allem die frühen Kulthits wie "Der Kommissar", "Vienna Calling", Jeanny" und natürlich "Amadeus", bei denen die Zuschauer mitgehen. Dazu kommt eine bunt-schrille Bühnenshow mit Tänzern und einer Liveband auf der Bühne. Im Hintergrund flimmern immer wieder Bilder des echten Falco über die Leinwand. Doch auch die szenisch wiedergegebenen Anekdoten des Managers sind unterhaltsam - etwa, dass Falco beim Dreh zum Video von "Amadeus" die Mozart-Perücke eigentlich nicht aufsetzen wollte, oder dass ein TV-Moderator in den USA Österreich (Austria) beinahe mit Australien (Australia) verwechselte.
Falco wird so zum Megastar - sogar in Amerika. Bis heute ist er der einzige deutschsprachige Künstler mit einem Nummer-1-Hit in den US-Charts. Seine Musik ist wegweisend; mit seinem Textmix aus Wienerisch und Englisch ist er quasi der Erfinder des Denglisch.
Doch Falco kämpft auch stets mit seinen Dämonen. Im Musical nehmen sie als Ana Conda (Victoria Müller) und Jeanny (Nike Tiecke) menschliche Gestalt an. Der exaltierte Popstar trinkt Unmengen an Alkohol, leidet unter Selbstzweifeln und versucht seine Ängste mit einem exzessiven Lebensstil zu unterdrücken. Die Tragik in Falcos Leben schwingt stets mit bei dieser Inszenierung. Jeder im Saal weiß, wie die Geschichte endet - und es schmerzt nicht nur die eingefleischten Fans, wenn Falco schon zu Beginn sagt, er möchte einmal sterben wie James Dean. Dass "Out Of The Dark" zum Finale intoniert wird, ist dann keine Überraschung.mehr ...