Sonnige Zeiten für die Sparkasse Rhein Neckar Nord? Nach Vorstandsangaben bilden niedrige Zinsen und die Folgen der Pandemie ein herausforderndes Geschäftsumfeld. Fotos: Kreutzer
Von Günther Grosch
Weinheim/Mannheim.Die Sparkasse Rhein Neckar Nord plant um: In Mannheim ist – unabhängig von längerfristigen Debatten um das Stadthaus – die Eröffnung einer Filiale im Quadrat N1 geplant. Im Hirschberger Baugebiet "Im Sterzwinkel" wiederum soll es eine zentrale Anlaufstelle für die Bergstraßengemeinde geben, die beiden bisherigen Filialen in Leutershausen und Großsachsen werden aufgelöst. Das teilte der Vorstand jetzt im Verlauf der Bilanzpressekonferenz mit.
Größtes Projekt indes ist die geplante Einrichtung eines zentralen Service-Centers, das von 2025 an die bisherige und dem Abriss geweihte Hauptstelle am Mannheimer Paradeplatz ersetzten soll. Und dann feiert das Kreditinstitut 2022 auch noch 200. Geburtstag: 1822 war das Vorgängerinstitut, die "Sparkasse Mannheim", gegründet worden.
Vorstandssprecher Stefan Kleiber. Foto: privatZum Geschäft: Trotz Corona konnte das Kundengeschäft sowohl auf der Einlagenseite (plus 4,9 Prozent) als auch auf der Kreditseite (plus 8,3 Prozent) ausgebaut werden. Vorstandssprecher Stefan Kleiber legte eine um 5,5 Prozent gestiegene Bilanzsumme in Höhe von 5,43 Milliarden Euro und einen Bilanzgewinn von 4,2 Millionen Euro vor. Der Anstieg des Kreditvolumens um 8,3 Prozent auf 3,41 Milliarden Euro hat seinen wesentlichen Grund in dem um 12,6 Prozent gestiegenen Geschäft mit den Unternehmenskunden.
Mit annähernd 27 Millionen Euro an Corona-bedingten Förderkrediten für 151 Unternehmen sowie knapp fünf Millionen Euro an Tilgungsaussetzungen wurde die Wirtschaft in der Region über Wasser gehalten. "Jedes anfragende Unternehmen, das die Kriterien erfüllte, erhielt einen Förderkredit", so Thomas Kowalski, der im Vorstand unter anderem den Unternehmenskundenbereich verantwortet. Darüber hinaus half die Sparkasse Gewerbetreibenden und Unternehmen mit flexiblen Anpassungen von Kontokorrentkreditlinien sowie Tilgungsaussetzungen laufender Darlehen, erklärten die Vorstände. Sollte es in Folge der Pandemie zu Kreditausfällen kommen, ist das Haus vorbereitet. Wichtigstes Ziel sei es, möglichst vielen zu helfen: "Wir sind für den Ernstfall gerüstet", verdeutlichte Helmut Augustin, der als stellvertretender Vorstandsvorsitzender das Risikomanagement verantwortet.
Im Privatkundenbereich waren in der Hauptsache Wohnbaufinanzierungen gefragt. Mit 160 Millionen Euro an neuen Darlehen griff das Kreditinstitut Kunden beim Erfüllen des Traums von den eigenen vier Wänden unter die Arme. Wohneigentum bleibe auch künftig von hoher Relevanz, gab sich Kleiber überzeugt. Viele Kunden könnten dieses sofort finanzieren. Ihnen fehle nur die Immobilie: "Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich." Die Immobiliengesellschaft der Sparkasse vermittelte im abgelaufenen Geschäftsjahr 127 Objekte mit Erlösen von rund 45 Millionen Euro.
Die Kundeneinlagen stiegen 2020 um 4,9 Prozent auf 3,85 Milliarden Euro. 2,88 Milliarden Euro entfallen dabei auf Einlagen privater Kunden. "Trotz eines Verwahrentgelts ab 100.000 Euro Einlagenhöhe", so Kleiber. Dies zeige, dass die Kunden ein hohes Vertrauen in die Sparkasse setzen, was die Sicherheit ihrer Einlagen angeht. Die meisten Einleger erreichen die Verwahrentgelt-Grenze allerdings nicht. Was auch daran liegt, dass vermehrt einträglichere Anlageformen wie Fondssparpläne ins Blickfeld rücken, weil mit Einlagen auf Tagesgeld oder Girokonto "nicht einmal die Inflation ausgeglichen" wird.
Von fast 150.000 Girokonten werden 87.000 online geführt (plus 6,6 Prozent). Annähernd 35.000 Kunden – 6000 mehr als im Vorjahr – nutzen die multibankenfähige App der Sparkasse. Aber auch in der Beratung wird die Sparkasse digitaler. Aktuell entsteht das "Digitale Beratungscenter", neben Chat und Telefon soll hier die Videoberatung im Fokus stehen. Das Center soll Kunden erreichen, die Hilfe bei den digitalen Angeboten benötigen. Kowalski: "Nicht jeder ist mit Online-Angeboten aufgewachsen." Aktuell ist die Sparkasse an 59 Plätzen mit 31 Filialen und 28 Selbstbedienungsstandorten vertreten.
Mit einem Architektenwettbewerb begonnen haben die Vorbereitungen des Neubaus im Quadrat D 1. Der Beginn der Abriss- und Bauarbeiten ist für 2022 geplant, für 2025 die Fertigstellung. Der Neubau soll mehr Platz bieten als das aktuelle Gebäude, auch für Büros anderer Firmen und den Einzelhandel. Zur Planung gehört auch eine Tiefgarage mit bis zu 150 Stellplätzen. Für die Bauzeit prüft die Sparkasse Flächen in unmittelbarer Nachbarschaft, um in Mannheims City präsent zu bleiben, etwa am Standort eines früheren Handels für Babyware.
Vereine, Stiftungen, soziale Einrichtungen und gemeinnützige Organisationen erfuhren 2020 Spendengelder und Sponsoring in Höhe von 300.000 Euro. Mit ihrer 2017 gegründeten Stiftergemeinschaft animiert das Kreditinstitut auch andere, gemeinnützig aktiv zu werden. Aktuell verwaltet es sechs Treuhandstiftungen, etwa die "Bülent Ceylan für Kinder"-Stiftung und die "Franziska van Almsick"-Stiftung". In Zukunft sollen es mehr sein. Kleiber: "Seit zwei Jahren bieten wir ein Nachlassmanagement an, einschließlich Testamentsvollstreckung". Momentan verfügt die Sparkasse über zehn Kunden, aus deren Nachlass eine Treuhandstiftung gegründet wird: "Hier wachsen wir und bauen Vertrauen auf."
Dass die Pandemie die Sparkasse in der ohnehin schon herausfordernden Situation im Niedrigzinsumfeld trifft, verhehlte das Trio nicht. Es bleibe abzuwarten, in welchem Umfang die Region und die Sparkasse belastet werden, so Kleiber.