Mannheimer Stadtteile

Der Almenhof ist wie ein Dorf mitten in der Stadt

Der Stadtteil ist ein ruhiges Wohnviertel mit guter Nahversorgung. Das Herz ist der 48er-Platz.

01.10.2020 UPDATE: 02.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden
Ruhige Wohnstraßen prägen den Almenhof. Foto: Gerold

Von Marco Partner

Mannheim. Nach der gelben Stahlbrücke kommt die Ruhe. Zwischen Bahngleisen, Industrie, Hochschule und Gewerbegebiet versteckt, liegt Mannheims idyllisch wirkender Stadtteil: der Almenhof. Hier gibt es kleine und große Alleen, Wohnmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Formen, reichlich verbaute Geschichte – und vor allem: gelebte Nachbarschaft.

Erst Studentenwohnheime, dann kasernenartige Wohnblöcke. Ein paar Straßen weiter tauchen wie an einer Schnur gezogene Mehrfamilienhäuser mit bunten Fensterläden auf. Dann folgen Reihen- und irgendwann nur noch freistehende Einfamilienhäuser. Je tiefer man eindringt, desto weniger hat man im Almenhof-Viertel das Gefühl, sich noch in einer 300.000-Einwohner zählenden Großstadt zu befinden. Die Schlote und Schornsteine in der Neckarau sind zwar von manchen Straßen aus zu sehen, und wirken doch weit weg. Der Blick schweift eher zu den bunten Vorgärten, in die Kleinstadtidylle, mitten in der City.

Liebt den Stadtteil, in dem er aufgewachsen ist: Florian von Gropper.

"Genau das liebe ich, manchmal ist es fast zu ruhig", sagt Florian von Gropper. Er ist hier aufgewachsen, in der Steubenstraße, welche die Grenze zwischen Lindenhof und Niederfeld auf der einen sowie dem Almenhof auf der anderen Seite markiert. "Es war immer klar, wenn ich wieder zurückkomme und in Mannheim wohne, kommt nur mein altes Quartier infrage. Es ist wie ein kleines Dorf mitten in der Stadt. Man kennt sich, und ist sehr nett miteinander", so der Bezirksbeiratssprecher der Freien Wähler/Mannheimer Liste (ML).

Hintergrund

Der Almenhof

> Fläche: 1,3 Quadratkilometer

> Einwohner: 6992

> Einwohner pro km2: 5390

> Altersschnitt: 43,3

> Migration: 36,7 Prozent

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Der Almenhof

> Fläche: 1,3 Quadratkilometer

> Einwohner: 6992

> Einwohner pro km2: 5390

> Altersschnitt: 43,3

> Migration: 36,7 Prozent

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Als er 2001 tatsächlich mit seiner Familie zurückzog, war der Stadtteil überaltert. Inzwischen hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Immer mehr junge Familien entdecken den Almenhof mit seinen in den 1920er- und 30er-Jahren erbauten Häusern für sich. Mit Bäcker, Frisör, Supermärkten, Post, Apotheke und dem Gewerbegebiet in der Neckarauer Straße vor der Haustür, ist der Bedarf für das tägliche Leben gedeckt. Ausgefallene Restaurants oder inhabergeführte Geschäfte wie eine Kleiderboutique stellen aber eher die Ausnahme dar. "Es ist im Grunde ein reines Wohnviertel", betont von Gropper. Ein Viertel ohne noble Villen, sondern mit einfachen, kleinen und großen Häusern. Wer hier wohnt, ist meistens Eigentümer. Mit Ausnahme der Studenten lebt im Almenhof selten jemand zur Miete.

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Dementsprechend gestaltet sich die Parksituation. Das Gehwegparken ist das große Streitthema im Almenhof. Denn bei der Planung in den 30er Jahren hatte wohl kaum jemand einen derartigen PKW-Anstieg im Blick. Und auch die Garagen sind für die Automobile von heute zu schmal geworden. "Aber wenn man auf dem Gehweg parkt, kommt die Müllabfuhr oder Feuerwehr nicht mehr durch", zeigt von Gropper auf, wie sich die Diskussion im Kreise dreht. Auch die Straßen selbst seien stark sanierungsbedürftig. "Wir sind Schlaglochkönige", gesteht der ML-Sprecher.

Die Markuskirche an der Ecke Speyerer- und Steubenstraße ist ein Wahrzeichen. Foto: Gerold

Dafür hat man die Naherholung vor der Haustür. Mannheims grüne Oase, der Waldpark, ist wie der Stollenwörthweiher bequem zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar. Das Herzstück des Almenhofs ist ebenfalls grün: der 48er-Platz, benannt nach der deutschen Revolution von 1848. Viele Sackgassen münden in den parkähnlichen Sportplatz in der Mitte des Stadtteils. Hier spielen Kinder und Erwachsene Fußball, Volleyball, Boule oder Quidditch, gehen Senioren mit dem Rollator auf der Laufstrecke spazieren, dotzt der Basketball bei HipHop-Musik gegenüber der Maria-Hilf-Kirche.

"Jeden Sonntag spielen private Fußballmannschaften gegeneinander. Italiener gegen Koreaner oder Afrikaner. Das ist gelebte Integration", sagt von Gropper. Und wenn nicht gerade Corona ist, wird jedes Jahr ein großes Stadtteil-Fest sowie ein Oktoberfest auf der öffentlichen Sportanlage gefeiert. "Es ist der Kristallisationspunkt im Almenhof. Alles trifft sich hier, Kinder müssen keine große Straße überqueren, um dorthin zu gelangen. Stadtplanerisch ist es genial", so von Gropper.

Umso dramatischer, dass der 48er-Platz im Jahr 2011 als Baugrund freigegeben werden sollte. Eine Bürgerinitiative stemmte sich gegen das Vorhaben. Mit Erfolg: Auch die Stadt investierte in den Platz, der nun mit einer Toilette, Sozialräumen, einem Kiosk sowie einem Hockeyfeld versehen ist. Eine Elterninitiative macht sich zudem schon seit Ende der 1990er daran, die Spielplätze aufzuwerten.

Neben Basketballballcourt, Tischtennisplatte und Tischkicker fallen zudem zwei große, unbewohnte Gebäude auf: Zwei mit Graffiti besprayte Bunker. "Vor ein paar Jahren gab es hier einen Altkleiderladen, seitdem liegt es brach", zeigt von Gropper auf ein Projekt für die Zukunft. Und auch im Wohnviertel selbst werden nach und nach die nun fast hundertjährigen Einfamilienhäuser durch modernen Mehrfamilienhäuser ersetzt. "Das schafft Wohnraum, verändert aber auch ein wenig den Charme des Viertels", sagt von Gropper.

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