Mannheim

Rund 500 Teilnehmer bei Fahrraddemo zum Christopher Street Day

Motto des CSD Rhein-Neckar: "Liebe ist nicht heilbar!"

09.08.2020 UPDATE: 10.08.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Anstelle einer Parade gab es in diesem Jahr in Mannheim eine Fahrraddemonstration für die Rechte der LSBTIQ-Gemeinschaft. Foto: Gerold

Von Volker Endres

Mannheim. Unter Hygienevorgaben demonstrierte die LSBTIQ-Gemeinschaft (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, Inter* und queere Menschen) in der Mannheimer Innenstadt für gleiche Rechte. Anstelle der großen CSD-Parade hatte der Organisationsverein CSD Rhein-Neckar kurzfristig zur Fahrraddemonstration eingeladen. Und so hieß es zwischen dem Start am Alten Messplatz und der Abschlusskundgebung im Schloss-Ehrenhof: "Liebe ist nicht heilbar!"

Rund 500 Teilnehmer statt 1500 und nur eine Handvoll Zuschauer anstelle von mehreren Zehntausend Unterstützern – CSD-Vereinsvorstand Panajiotis Neuert war trotzdem stolz: "Uns wurde oft vorgeworfen, dass wir ausschließlich ein Partyvolk sind. Aber heute haben wir auch unter schwierigsten Umständen gezeigt, dass wir für unsere Rechte kämpfen wollen."

Tatsächlich waren die Voraussetzungen für die Fahrraddemonstration gleich in mehrfacher Hinsicht nicht leicht. So hatte sich das Organisationsteam vor gerade einmal einer Woche für diese Art der Veranstaltung entschieden, hatte innerhalb kürzester Zeit die Genehmigung unter den geltenden Hygienemaßnahmen beantragt und dann auch noch einen der heißesten Tage für den schweißtreibenden Weg vom Alten Messplatz über Friedrichsring, Kaiserring und Bismarckstraße erwischt. "Bei 38 Grad zu demonstrieren, ist wirklich krank, aber krank sind nicht wir, sondern krank sind die Umstände, die uns dazu zwingen", rief er eindringlich zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz für die LSBTIQ-Gemeinschaft auf und erinnerte vor allem an die Leidensgenossen innerhalb und auch außerhalb der Europäischen Union.

"In Moskau wurde erst vor wenigen Tagen eine Künstlerin zu sechs Jahren Arbeitslager verurteilt, weil sie Bilder von gleichgeschlechtlichen Paaren in Regenbogenfarben gemalt hat." Auch diesen Männern und Frauen gelte die Solidarität des CSD Rhein-Neckar.

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"Die Sichtbarkeit der Community ist wichtig", erklärte Mannheims Bürgermeister Dirk Grunert (Grüne) in seinem Grußwort bei der kurzen Abschlusskundgebung, bei der in diesem Jahr kein buntes Straßenfest mit viel Tanz und Musik, sondern ausschließlich die politische Botschaft im Mittelpunkt stand. Ein wichtiges Signal, so Grunert, "denn es waren gerade die Orte der Beratung und des Rückzugs für die LSBTIQ-Gemeinschaft, die aufgrund der Pandemie als erstes schließen mussten." Wann, wenn nicht jetzt müsse die Community deshalb zeigen, dass sie zusammenstehe.

Das betonte auch Regina Heilmann als Vertreterin der Stadt Ludwigshafen. Die Leiterin des Stadtmuseums verwies auf die Quellen, die sich mit lesbischen-, schwulen-, queren und Trans-Schicksalen befassen. "Es wäre schön, wenn wir eines Tages den Punkt erreichen könnten, dass es sich dabei um ein rein historisches Interesse handelt", weil die Gleichstellung erreicht sei.

Sie freute sich auch über das gewählte Motto und das unüberhörbare Zeichen, dass Zugteilnehmer und auch die Zuhörer der Abschlusskundgebung gesetzt hatten. "Es ist wichtig, dass diese Veranstaltung stattfindet", befand für Heidelberg Stadträtin Professor Nicole Marmé (CDU). Das sei auch 51 Jahre nach den Ausschreitungen in der Bar Stonewall-Inn in der New Yorker Christopher-Street, dem Treffpunkt der schwul-lesbischen Szene notwendig.

CSD-Vereinsvorstand Panajotis Neuert versprach noch viel Engagement. "Wir wollen den CSD so stark machen, dass wir ihn nicht mehr brauchen", formulierte er als Ziel. So sei auch das Motto zu verstehen. "Erst letztes Jahr wurden in Deutschland Konversionstherapien verboten." Therapien, die Homosexualität "heilen" sollten. "Aber Liebe ist nicht heilbar. Wir fordern Solidarität für die Liebe und für das Anderssein."

Außerdem forderte er hohe Strafen für sogenannte "Heiler". "Israel und auch Mexiko sind da schon einen Schritt weiter." Trotz kurzfristiger Organisation, heißen Temperaturen und Hygienemaßnahmen hat der CSD Rhein-Neckar damit seine Schlagkraft unter Beweis gestellt. "Und das alles völlig störungsfrei und ohne Vorkommnisse", so das Fazit der Polizei.

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