Die Projektinitiatoren am Sport- und Freizeitzentrums „Alter“ am Alten Messplatz. Dort werden die Mittagessen ausgegeben. Foto: Gerold
Von Manfred Ofer
Mannheim. Eine warme Mahlzeit am Tag ist eine Selbstverständlichkeit. Für viele junge Menschen in Mannheim ist das jedoch ganz weit weg von dem, was sie Tag für Tag erfahren. Sie leben ganz oder teilweise auf der Straße und können sich schlichtweg nichts leisten. Soulkitchen heißt ein gemeinnütziges Projekt, das die Initiative "Freezone – Straßenkids Mannheim" zusammen mit "Pow", dem Trägerverein des Sport- und Freizeitzentrums "Alter", auf den Weg gebracht hat. Auf dem Areal am Alten Messplatz findet täglich ein kostenloser Mittagstisch für junge Menschen statt, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist.
Die Idee, eine Küche auf den Weg zu bringen, die nicht nur den Magen, sondern sprichwörtlich auch die Seele erwärmt, wurde bei einem Gespräch geboren. Andrea Schulz, die seit 23 Jahren die Initiative Freezone in der Neckarstadt-West leitet, gehörte zu der Runde, an der Mitglieder von Pow beteiligt waren. Unter ihnen war auch der Mannheimer Berufskoch Toni Sousa, der für die gute Sache am Herd steht. Filmemacher Philipp Kohl, der dem Vorstand des Trägervereins angehört, hat einen Clip gedreht, der das Projekt in den sozialen Netzwerken bewirbt.
Schulz wird mit ihren Mitarbeitern dafür sorgen, dass das Projekt durch Angebote aus der sozialen Arbeit flankiert ist. Freezone versteht sich als eine niedrigschwellige Einrichtung der Jugendhilfe, die genau da vor Ort sein will, wo die Brennpunkte sind. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, die von Obdachlosigkeit bedroht sind und von den bestehenden Hilfsangeboten nicht mehr erreicht werden. Und diese Hilfe ist dringlich. Bis zu 300 Betroffene finden bei Freezone ein offenes Ohr und Unterstützung auf Augenhöhe. "Gerade jetzt spitzt sich die Situation noch weiter zu", sagt Andrea Schulz und nimmt damit nicht nur auf die kalte Jahreszeit Bezug: "Das Leben wird derzeit durch die Pandemie-Maßnahmen deutlich heruntergefahren, was zusätzliche Probleme aufwirft".
Toni Sousa bekommt beim Kochen Unterstützung von Kollegen. "Es sind zehn Berufsköche da, die von Montag bis Freitag zwischen 12 bis 15 Uhr die Gerichte frisch zubereiten", erzählt er. Auch vegane Gerichte werden serviert. Um die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen, nahm Sousa Kontakt mit dem DRK-Leiter der Mannheimer Tafel, Hubert Mitsch, auf. "Hier können wir sicher sein, dass Lebensmittel direkt bei den Bedürftigen ankommen", lobt dieser. Als Ausgabestelle fungiert ein Bauwagen. Die Mittel für Soulkitchen werden durch Crowdfunding und Spenden generiert, wie Julia Alicka von Pow erklärt: "50 Prozent des Budgets hatten wir schon nach kurzer Zeit zusammen".
Unterstützung sagte auch Karin Urbansky vom CDU-Bezirksbeirat Neckarstadt-West zu. Julia Alicka und ihre Kollegen Robin Lang und Philipp Kohl sehen Soulkitchen als einen Testballon, den sie erst einmal bis zum 31. März steigen lassen wollen. Danach werde man weitersehen. Im Idealfall wollen die Akteure dann im September 2021 damit weitermachen.