Martin Strauß (rechts), Forstbetriebsleiter Frank Philipp von der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau (3.v.rechts) sowie Mitarbeiter der beiden Einrichtungen bei der Vorstellung des Projekts im August 2020. Foto: Gerold
Von Gerhard Bühler
Mannheim. Im Sommer hatten Meldungen für Aufregung gesorgt, wonach 111 Hektar des so genannten Kollekturwalds, ein der evangelischen Stiftung Pflege Schönau gehörender Teil des Käfertaler Walds gerodet werden sollen. Ziel war es, damit die ständige Ausbreitung der zugewanderten "Spätblühenden Traubenkirsche" zu stoppen und wieder heimische Baumarten anzusiedeln. Wegen der Art der Umsetzung der Rodungsarbeiten war die Maßnahme von Umweltschützern zunächst hart kritisiert worden. Jetzt gibt es einen Kompromiss.
Ursprünglich hatte die Pflege Schönau angekündigt, den Bestand der späten Traubenkirsche im Kollekturwald innerhalb von drei Jahren zu entfernen, um danach wieder heimische Laubbaumarten zu pflanzen. Doch Kommunalpolitiker, die Grünen und Naturschutzverbändekritisierten die Vorgehensweise - obwohl man sich einig ist, dass die Traubenkirsche ein großes Problem für die einheimischen Wälder darstellt.
Da sie im Kollekturwald bereits die Hauptbaumart bildet, werde nach ihrer maschinellen Entfernung mithilfe von Baggern der Wald nahezu verschwunden sein, mahnte Gabriele Baier, umweltpolitische Sprecherin der Grünen. "Wir sehen große Probleme auf den gerodeten und stark besonnten Flächen wieder einen Wald aufzubauen, denn unsere Waldbaumarten benötigen Schatten für die Keimung und Entwicklung. Die Ausfälle bei den neu gepflanzten Bäumen werden groß sein”, warnte sie. Durch das Befahren mit schweren Fahrzeugen werde der Waldboden gestört. Die Umsetzung der Maßnahme in drei Jahren mit jeweils 30 Hektar pro Jahr sei zu schnell, um bei Bedarf gegenzusteuern. Für die Bürger bedeute dies eine dramatische Verschlechterung des Naherholungsgebiets, kritisierte Baier.
"Wenn wir jetzt nicht handeln, ist der Kollekturwald bald Geschichte", begründete dagegen Martin Strauß, Geschäftsführer der beauftragten Landschaftsagentur die Dringlichkeit. Im Dialog mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt seien die noch offenen Fragen der Umsetzung geklärt und ein Kompromiss erzielt worden. Die Entfernung solle so behutsam wie möglich und nicht vollständig erfolgen, es werde keine flächige Befahrung nötig sein, kündigte die Landschaftsagentur an. Ziel sei, den Lebensraum Wald ökologisch aufzuwerten.
Der Zeitraum der Maßnahme wird von drei auf acht Jahre verlängert, der Flächenumfang statt 30 auf zwölf Hektar pro Jahr reduziert, und die Bürger sollen künftig besser informiert werden, sagt Katharina Rensing, Leiterin des städtischen Bereichs Klima, Natur, Umwelt. Etwas anderes als die mechanische Entfernung mit Baggern sei nicht möglich, der als Alternative vorgeschlagene Einsatz von Pferden zu teuer und nicht effektiv, meinte sie. "Die Methode ist forstlich und fachlich vertretbar”, so Mannheims neue Umweltdezernentin Diana Pretzell (Grüne). Über den erzielten Kompromiss mit der Pflege Schönau und der Landschaftsagentur zeigten sich die Mannheimer Grünen nun zufrieden. "Wir müssen sehen, wie das praktisch aussieht. Vom Ansatz her ist es super”, meinte Baier. Dank der längeren Projektdauer sei eine Evaluation der Methode der Baumentfernung mit Baggern möglich.