Bislang ist die B 38 zwischen der Fürther und der Mannheimer Straße eine reine Durchfahrtsstrecke. Die Stadt will das ändern, um die neuen Quartiere Benjamin Franklin Village, Spinelli und Taylor besser anzubinden. Foto: Gerold
Von Alexander Albrecht
Mannheim. Auf den drei ehemaligen US-Militärflächen Benjamin Franklin Village, Spinelli und Taylor sollen einmal bis zu 15.000 Menschen leben und sich zahlreiche Unternehmen ansiedeln. Die Gebiete liegen allerdings entlang der Bundesstraße B 38, von der aus die neuen Quartiere bislang nicht direkt oder nur umständlich angesteuert werden können.
Deshalb plant die Stadt, die Bundesstraße in einem zwei Kilometer langen Abschnitt zwischen Fürther und Mannheimer Straße zu einem Stadtboulevard umzubauen. Damit verschiebt sich auch die Stadtgrenze um zwei Kilometer. Dazu übernimmt die Kommune vom Bund den Abschnitt bei Käfertal und muss die sogenannte Baulast tragen. Einen entsprechenden Beschluss hat der Gemeinderat am Dienstagabend gegen die Stimmen der CDU, Freien Wähler und der AfD gefasst.
Kritiker hielten der Verwaltung vor, dass die Stadt auch für Brücken aufkommen müsse, die die Straße querten. Im Rathaus werden die Kosten für künftige Bauwerkssanierungen mittelfristig auf mindestens 13,7 Millionen Euro beziffert. Als Ausgleichszahlung erhält die Stadt vom Land jedoch nur rund eine Million Euro. Oberbürgermeister Peter Kurz sagte, die Kommune habe weder schlecht verhandelt, noch sei zu erwarten gewesen, dass die Kosten eins zu eins ersetzt werden.
Er nannte die Höhe der Landesförderung "völlig okay" und zählte die Vorteile des Übergangs von einer überörtlichen zu einer örtlichen Straße auf, allen voran eine bessere Infrastruktur für die neuen Einwohner oder ein attraktiveres Stadtentrée mit hohem Grünanteil, das mehr Lust auf Mannheim macht.
Zwei statt drei Spuren
Von den Plänen profitierten aber auch die Menschen in Käfertal und auf der Vogelstang. Sie leben direkt an der Verkehrsschneise und sind lärmgeplagt. Laut einer schalltechnischen Untersuchung reduziert sich der Krach um täglich fünf bis sechs Dezibel gegenüber dem jetzigen Wert.
Den Anwohnern in den beiden Stadtteilen kommt zugute, dass die Zahl der Fahrbahnen von drei auf zwei verkürzt wird und vor allem mit Beginn des Rückbaus der Spuren das Tempo von 70 auf 50 km/h sinkt. Verkehrsprognosen gehen künftig von 69.000 Fahrzeugen täglich aus statt bisher 60.000. Dennoch schließen Experten trotz weniger Fahrspuren und Tempolimit ein Verkehrschaos oder lange Staus aus. Denn ihren Berechnungen zufolge kann eine Spur bis zu 20.000 Fahrzeuge pro Tag aufnehmen. Heißt: Die B 38 könnte in ihrem jetzigen Zustand noch viel mehr Verkehr verkraften.
Pendler, die von der Bergstraße und vom Odenwald kommend nach Mannheim fahren, müssen allerdings etwas mehr Zeit einplanen. Laut Stadtplaner Klaus Ammer brauchen sie zwischen dem Viernheimer Kreuz und Käfertal beziehungsweise Vogelstang aktuell dreieinhalb bis vier Minuten. Künftig werden es pro Richtung rund 70 Sekunden mehr sein.
Schritt für Schritt soll die B 38 bis 2030 umgebaut werden. Die Verwaltung schätzt die gesamten Kosten auf circa 47 Millionen Euro. Diese werden im Wesentlichen von der Stadt beziehungsweise ihrer Tochtergesellschaft MWSP getragen. Für das Sanierungsgebiet Benjamin Franklin Village könnten Städtebaufördermittel des Bundes und Landes in Höhe von knapp 4,4 Millionen Euro abgerufen werden. Weitere Zuschüsse werden laut Stadt noch geprüft.