Mannheimer Bus irrte durch die Stadt – Fahrer kannte den Weg nicht

Die Fahrgäste der Linie 710 am Mannheimer Hauptbahnhof staunten nicht schlecht: Ihr Busfahrer kannte den Weg nicht und sprach nur schlecht Deutsch.

15.09.2016 UPDATE: 16.09.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden

Weil der BRN-Bus der Linie 710 starke Verspätung hatte, musste schnell ein Ersatzfahrer gefunden werden. Foto: Gerold

Von Harald Berlinghof

Mannheim. Der eine Busfahrer wartet auf heraneilende Fahrgäste, der andere nicht. Der eine hilft Älteren beim Einsteigen, der andere schimpft. Alles schon gehabt. Entsprechend gibt es vom "Heidelberger Hercules" die Keule oder einen Blumenstrauß. Dass aber ein Busfahrer so unwissend ins Rennen mit seinem Fahrplan und seiner Fahrtroute geschickt wird - wie jüngst in Mannheim auf der Linie 710 - ist neu. Ein Leser berichtete der RNZ über das seltsame Vorkommnis, das sich am späten Vormittag des 26. August zugetragen haben soll.

"Schon als ich eingestiegen bin, herrschte in dem Bus helle Aufregung. Die Fahrgäste sagten, der Fahrer verstünde kaum Deutsch und kennt die Strecke gar nicht", erklärt Andre Holzheimer, der regelmäßig den BRN-Bus der Linie 710 nutzt. Die Linie verkehrt zwischen Brühl und dem Mannheimer Hauptbahnhof und fährt wieder zurück über Mannheim-Rheinau bis Schwetzingen-Hirschacker.

"Der arme Mann war schweißgebadet und sagte, dass das sein erster Tag als Busfahrer sei: Man hat ihn offenbar einfach so losgeschickt, ohne intensivere Einweisung", vermutet der Fahrgast. "Der Mann, der wohl aus dem arabischen Raum stammte, hat mir leid getan. Wir mussten ihm sagen, wo die Haltestellen sind und wo er anhalten muss", erzählt Holzheimer. "Das Ganze erinnerte an eine Art Schnitzeljagd." Außerdem sei das noch dazu "der allerletzte Bus von ganz Mannheim" gewesen mit zahlreichen auch optisch erkennbaren Mängeln.

Was aber auf den ersten Blick wie Schlamperei aussieht oder wie ein Ereignis, das eigentlich in einer Servicegesellschaft wie dem Busverkehr Rhein-Neckar (BRN) nicht vorkommen darf, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Versuch, den Fahrgästen nicht noch Schlimmeres zuzumuten. "Der von uns beauftragte Subunternehmer, der uns Fahrpersonal zur Verfügung stellt, hat aus der puren Not heraus gehandelt", rechtfertigt der Heidelberger Betriebsstellenleiter des BRN, Reinfried Vetter, gegenüber der RNZ das Vorgehen.

Der 710er Bus, der auf dem Rückweg vom Mannheimer Hauptbahnhof nach Schwetzingen unterwegs war, war in Mannheim an einer Baustelle in einen Stau geraten und hatte mehr als 20 Minuten Verspätung. Eigentlich sollte er dann von Brühl in Richtung Mannheim wieder Fahrgäste aufnehmen. Um zu verhindern, dass der Bus Richtung Mannheim komplett ausfällt, habe der Subunternehmer kurzfristig einen Ersatzfahrer und einen Ersatzbus eingesetzt. "Da hat der Subunternehmer richtig und im Sinne der Fahrgäste gehandelt", glaubt Vetter.

Üblicherweise gebe es mit dem Subunternehmer, dessen Name der Betriebsstellenleiter lieber nicht nennen möchte, keine Probleme. Alle Subunternehmer müssen der BRN gegenüber die Strecken- und Tarifschulung der Fahrer nachweisen. Der Busverkehr Rhein-Neckar ist eine Tochtergesellschaft der DB Regio und aus dem einstigen Bahnbus und Postbus heraus entstanden. Die Geschäftsstelle in Heidelberg betreut zahlreiche Linien im Kerngebiet der Metropolregion Rhein-Neckar.

Ob der Busfahrer, der diesen ersten Arbeitstag so schnell sicher nicht vergessen wird, eine Nachschulung erhalten hat, ist unbekannt.

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