Stresser-Beleuchtung Heidelberg

Trotz tagheller Neckarwiese "Geschrei und Gejohle"

Am Freitag testeten Stadt und Polizei die volle Leuchtkraft der neuen Lampen - Zum Einsatz kommen wird diese Helligkeitsstufe auch bei den Schulabschlussfeiern

22.07.2018 UPDATE: 23.07.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Bei voller Lichtstärke ist die Neckarwiese bis zum Wasser ausgeleuchtet. Foto: Rothe

Von Timo Teufert

Heidelberg. Beschwerden und Buh-Rufe gab es nicht, als Stadt und Polizei am vergangenen Freitag auf der Neckarwiese zum ersten Mal die volle Lichtstärke der neuen Beleuchtungsanlage testeten. Derzeit sind die Lampen auf der Neckarwiese während einer vierwöchigen Testphase täglich ab 22 Uhr in Betrieb - allerdings laufen sie dann auf Sparflamme. Bei Einsätzen von Polizei, Kommunalem Ordnungsdienst oder Rettungskräften sollen die Lampen künftig aber auf hellster Stufe leuchten - ebenso wie bei den Schulabschlussfeiern in dieser Woche.

"Für alle, die auf der Wiese arbeiten müssen, ist die Beleuchtung positiv", erklärte der für die öffentliche Ordnung zuständige Bürgermeister Wolfgang Erichson bei dem Vor-Ort-Termin. Er habe zudem das Gefühl, dass sich die Besucher der Neckarwiese durch das Licht nicht vertreiben ließen. "Die Rückmeldungen, die wir in der letzten Woche bekommen haben, waren eher positiv", berichtet Erichson. Seit Freitag, 13. Juli, ist die Beleuchtung in Betrieb. Die Menschen fühlten sich durch das zusätzliche Licht nun subjektiv sicherer, meint der Bürgermeister. "Menschen, die früher die Wiese in der Dunkelheit gemieden oder sie mit Einbruch der Nacht verlassen haben, bleiben nun länger", sagte Erichson. Trotzdem habe es keine Beschwerden über zusätzlichen Lärm gegeben, die Stimmung auf der Neckarwiese sei friedlich.

"Durch die Beleuchtung hält sich eine gewisse Klientel hier nicht mehr auf", ist sich Erichson sicher. Die neuen Lampen könnten deshalb ein Erfolg für die Neckarwiese werden, die laut Polizeistatistik als Kriminalitätsschwerpunkt gilt. Um Heidelberg sicherer zu machen, hatten die Stadt und das Land im letzten Jahr eine Sicherheitspartnerschaft vereinbart, die zum Beispiel Schwerpunkteinsätze durch Kräfte der Bereitschaftspolizei vorsieht. Und auch die Beleuchtung ist Teil der Sicherheitspartnerschaft und hat rund 40.000 Euro gekostet. Noch kein Thema ist eine Software, die die Lichtsteuerung unterstützen könnte: "Es gibt eine intelligente Software, die auf Geräusche reagiert und, wenn es zu laut ist, die Beleuchtung automatisch einschaltet", berichtet Erichson.

Erichson selbst empfindet das Licht der auf 30 Prozent der Leuchtkraft gedimmten Lampen eher als "kuschelig". So geht es offenbar auch den Besuchern: "Gemütlich ist es nicht mehr, wenn es so hell ist", sagte jedoch ein Besucher auf Nachfrage, als die Lampen in voller Stärke leuchteten. Ein anderer lässt sich davon nicht beeindrucken: "Ist doch ganz praktisch, dann ist es nicht so dunkel, und man kann das Etikett auf der Weinflasche lesen."

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Auch die Polizei lobt die Beleuchtung: "Die Wiese ist jetzt bis zum Wasser ausgeleuchtet, das ist für unsere Einsätze sinnvoll", berichtet der Leitende Polizeidirektor Dieter Hoffert. Allerdings haben seine Beamten aus der direkten Arbeit vor Ort gleich einen Verbesserungsvorschlag an die Stadtverwaltung: Weil die Bänke am Fußweg oft Einsatzorte für die Polizei sind, diese aber auch weiterhin im Dunklen liegen, wünschen sich die Beamten auch dort eine bessere Beleuchtung.

Positiv sieht auch die Stadtteilvereinsvorsitzende von Neuenheim, Ilona Appel, die Beleuchtung: "Man kann hier jetzt auf der Wiese laufen und fühlt sich sicher." Doch was den Lärm angeht, sagt sie beim Vor-Ort-Termin deutlich: "Dieser friedliche Eindruck täuscht." Das Geschrei und das Gejohle höre man nachts immer noch.

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