Auf dem Altan des Schlosses sang Stefan Umhey, Gewinner des diesjährigen Song-Wettbewerb beim "Frühling". Foto: Rothe
Von Karla Sommer
Heidelberg. "Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder ..." - dieses Sprichwort passte wunderbar an diesem Samstag, als Heidelberg Mittelpunkt von 47 Konzerten war. Ob in den Stadtteilen oder in der Innenstadt: Überall wurde bei "Heidelberg singt" gesungen und musiziert. An den unterschiedlichsten Orten konnte man sich entweder gezielt niederlassen oder spontan stehen bleiben und der Klang- und Textvielfalt der Interpreten lauschen.
Die "Happy Kanak Stars" musizierten am Neckar, die "Peters-Singers" an der Providenzkirche. Fotos: Philipp Rothe
Vom Ein-Mann-Auftritt bis hin zum großen Chor reichte das vom "Heidelberger Frühling" initiierte Projekt, das passenderweise an einem schönen Frühlingstag stattfand. Deshalb zog es nicht nur die Heidelberger aufs Schloss, in die Innenstadt oder an die Neckarwiese, sondern auch einige Bands spontan in den Außenbereich. So etwa die "Crazy Crocodiles" vor das Darmstädter-Hof-Centrum. Die sechs gestandenen Musiker, die sich auf Oldies spezialisiert haben, brachten einige ältere Zuhörerinnen mit dem Schmusesong "Sorry Suzanne" von den "Hollies" ins Schwärmen. Aber auch Jüngere, wie Barbara und Dagmar, waren begeistert von Tom Jones’ Song "Delilah", den sie sich vor dem "Güldenen Schaf" beim "Liederkellner" alias Charly Hanenberg wünschen konnten. Der Heidelberger sang und spielte Lieder auf Wunsch der Gäste und hat weit über hundert in seinem Repertoire, wie er der RNZ erzählte.
In neun Stadtteilen traten bei "Heidelberg singt" Chöre und Solisten auf. Vor dem Bunsen-Denkmal am Anatomiegarten gab der Rohrbacher Sängerbund "Modern United" Rock, Pop und Jazz zum Besten. Fotos: Philipp Rothe
Auch in den Nebenstraßen gab es einiges zu hören, zum Beispiel irische Songs in der Galerie Heger in der Märzgasse oder Ausschnitte aus dem "Best-of"-Programm des hauseigenen Chors in der Evangelischen Studiengemeinde in der Plöck. Laut tönte es aus dem Liederkranz-Haus in der Bienenstraße. Hier saßen gut 100 Menschen bei Volksliedern zusammen und halfen, wie auf Bestellung, dem Frühling mit "Winter ade" auf die Beine. Dass, wie vor der Providenzkirche, in der romantischen Neckarstadt das in Heidelberg "verlorene Herz" nicht fehlen durfte, ist klar. Und so gab es einen Riesenapplaus für die Kirchheimer "PetersSingers", gewürzt mit Zugabe-Rufen. Doch die hatten noch mehr drauf als nur die Heidelberg-Hymne. Auch Gospels, Rock und Folk beherrscht der Chor der Kirchengemeinde St. Peter.
Jane Pagel vom "Heidelberger Frühling" überreichte die Urkunde an Stefan Umhey (r.) und Musikerkollege Adrian Steier (l.). F: Alex
Ein Stück weiter, in der Theaterstraße, gab das Trio "Groove Box" einen Einblick in sein Classic-Rock-Repertoire und sorgte für Gänsehaut bei der gelungenen Interpretation des Beatles-Songs "While My Guitar Gently Weeps". Während auf der Wiese vor dem Romanischen Keller der Studentenchor ernsthaft probte, improvisierte und zum Mitmachen einlud, konnte man nach einem langen musikalischen Zickzackkurs durch die Innenstadt am Anatomiegarten den letzten Tönen von "Modern United" lauschen. Der Chor des Sängerbunds Rohrbach unterhielt mit Klassikern aus Rock, Pop und Jazz, aber auch mit dem vertonten Eichendorff-Gedicht "In einem kühlen Grunde".
Und wem jetzt die Füße qualmten und die Ohren dröhnten, den zog es zur Erholung in eines der voll besetzten Restaurants oder an den Neckar, wo es im "Zum Achter" gleich drei Auftritte gab: Die "Happy Kanak Stars" spielten und sangen traditionelle und aktuelle türkische Lieder. Georg Grieg gab Folk, Rock und Country zum Besten, gewürzt mit eigensinnigen deutschen Texten. Und Lothar Haarmann brachte die Leute, so sie es verstehen konnten, in astreinem Kurpfälzisch zum Lachen.
Und da ein "Trumpel" auch ein Tollpatsch, Tölpel, Dödel und ein ungelenker Dummkopf ist, lag es nahe, musikalische Drohungen in Richtung USA zu schicken: "Du Trumpel du, jetzt hoisch ämol zu, doi Uffträdä lesst uns näd in Ruh. Omm schlimschdä iss, weil du kummsch aus da Palz unn disch ufführsch wie ä schlimmi Dampfwalz ..."