Mit 1460 Brotdosen gegen die Plastikflut
Klimabürgermeister Schmidt-Lamontain übergab Erstklässlern wiederverwendbare Frühstücksboxen - Manche Schüler besaßen jedoch schon eine Dose

Von Arnd Janssen
Die Kinder der Klasse 1a der Friedrich-Ebert-Grundschule trommelten begeistert auf ihren nagelneuen Brotdosen herum. Nicht nur sie, sondern alle 1460 Erstklässler in Heidelberg haben in diesen Tagen eine solche Box bekommen. In der 1a der Friedrich-Ebert-Grundschule schaute Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain sogar persönlich vorbei und erklärte den Kindern auch gleich, warum die Dosen ab sofort fleißig benutzt werden sollten: um Müll zu vermeiden.
Mit der Aktion will die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung der Stadt auf das Müllproblem aufmerksam machen und die Schüler zu weniger Plastikverbrauch und zur Verwendung von mehrfach nutzbaren Frühstücksdosen motivieren. Valentin Bachem, der Schulen über das Thema Abfall berät, betont: "Es geht um das Wissen der Abfallvermeidung, das viele Kinder noch nicht haben." Die Dose ist aus Kunststoff gefertigt, genauer gesagt aus Polypropylen (PP), und sie lässt sich bei pfleglicher Behandlung viele Jahre verwenden. "Sie wurden in Deutschland hergestellt, das bedeutet kurze Transportwege", wirbt Andreas Bieber vom Amt für Abfallwirtschaft. Dazu sei die Dose nach der Nutzungsphase recycelbar.
Die Aktion wurde im Rahmen des Projektes "Innoredux – Plastik reduzieren" vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu) initiiert. Die Dose wird zwar aus neuem Plastik hergestellt, dennoch sei es empfehlenswert, das Produkt zu benutzen, fasste Benedikt Kauertz vom Ifeu zusammen. Recycelter Kunststoff aus PET-Flaschen wird in vielen anderen Industrieprodukten wie Rucksäcken bereits genutzt. Für Brotdosen sei dieser aber nicht geeignet, denn er ist nicht lebensmittelecht. Mit Beispielen machte Schmidt-Lamontain für die Klasse deutlich, warum es besser sei, eine wiederverwendbare Box zu nutzen, anstatt sich täglich ein Sandwich im Supermarkt in der Einweg-Verpackung zu kaufen. "Viele Leute werfen ihren Müll einfach so in die Gegend, und der landet dann im Meer", erklärte der Klimabürgermeister. Darunter leiden zum Beispiel Delfine. Das Beispiel sollte den Kindern veranschaulichen, welche gravierenden Auswirkungen der wachsende Müllberg weltweit hat – zumal ein Delfin Maskottchen der Klasse ist.
"In unserem Waldstück ist viel Müll", sagte auch Erstklässlerin Ella. "Manchmal sammeln wir ihn auf", ergänzte sie. "Das hilft dann auch den Tieren", lobte Schmidt-Lamontain. Ein anderer Schüler fragte sich: "Warum gibt es keine Masken, die man nicht immer wegschmeißen muss?" Dafür hatte aber auch der Klimabürgermeister keine Lösung. "Das ist eine besondere Situation wegen Corona", sagte er.
Der sechsjährige Luca hat zwar schon eine Brotdose, aber die neue gefiel ihm genauso gut. Das Thema Müll war ihm bisher nicht so wichtig, aber heute habe er Neues gelernt. Er möchte sein Butterbrot und seinen Apfel jetzt immer in die neue Box stecken. "Ich finde es auch für uns Menschen wichtig, dass wir weniger Müll machen, es sollte uns nicht egal sein", betonte auch seine Mitschülerin Ida.
Andreas Bieber von der Stadt freute sich darüber, wie gut die Kinder das Projekt annehmen: "Das Engagement der Kinder ist da und das kann man aufrechterhalten." Laut Schulleiterin Stefanie Wall achtet die Schule aber bereits jetzt darauf, dass alle Schüler eine Box und eine wiederverwendbare Flasche zur Schule mitbringen.