Claus Schmitt und Inka Gürtler wollen Kindern die weite Welt des Films eröffnen. Foto: Hentschel
Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Es ist das Jahr der Premieren für das Karlstorkino. Nach dem erfolgreichen Experiment unter dem Titel "Bahnhofskino-Fest" möchten die Betreiber der kommunalen Einrichtung nun eine bislang wenig beachtete Gruppe für das Medium Film gewinnen: Kinder. An diesem Samstag startet erstmals das Kinderkino "KiKi". Bis zum 23. Dezember werden regelmäßig Filme für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren gezeigt und zusätzlich Workshops angeboten.
"Unsere Aufgabe als kommunales Kino ist es, Medienpädagogik zu betreiben", sagt Claus Schmitt, Vorsitzender des Medienforums. Da sei es naheliegend gewesen, auch Kinder mit einzubeziehen. Denn: "Ich finde es einfach inakzeptabel, wie Kinder heutzutage zum Objekt gemacht werden." Auch im Kino, meint Schmitt, werde den Kindern demnach generell zu wenig Gehaltvolles angeboten. Anders sieht es am Karlstor aus: "Bei uns bekommen die Kinder Filme auf Augenhöhe zu sehen, die auch ästhetischen Ansprüchen genügen."
Ziel müsse sein, dass Kinder im Kino nicht bloß konsumierten, sondern auch lernten, zu differenzieren, sagt Inka Gürtler, die das "KiKi" gemeinsam mit Schmitt ins Leben gerufen hat. "Wir wollen, dass die Kinder sich in Filme vertiefen, darüber nachdenken und sie beurteilen", so Gürtler. Kinder sollten lernen, dass es verschiedene Wahrnehmungen und Sichtweisen auf einen Film gibt - und damit auch auf die Welt an sich.
Ohnehin, meinen Schmitt und Gürtler, spielt die Kunst - und damit auch der Film - eine tragende Rolle für das Gemeinwesen. Heutzutage vielleicht sogar mehr denn je, sagt Schmitt: "Unsere demokratischen Werte gehen verlustig. Ich sehe es daher geradezu als Auftrag von Institutionen wie uns an, gewisse Werte zu vermitteln." Um diesen Auftrag erfüllen zu können, braucht es jedoch auch die entsprechende Unterstützung. "Aber im Vergleich zu anderen Institutionen sind wir in Heidelberg einfach unterfinanziert." Er wünsche sich immer wieder, dass die Politik auch verstehe und wahrnehme, was für eine wichtige Aufgabe das Karlstorkino eigentlich erfülle.
Von diesem Selbstverständnis sollen nun auch die jüngsten Gesellschaftsmitglieder profitieren. "Wir wollen die Kinder an ein Medium und damit auch an die Sprache heranführen", sagt Schmitt. Aus diesem Grund haben er und Gürtler ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt: Bis Dezember wird alle zwei Wochen jeweils ein Film gezeigt, darunter etwa der bekannte Streifen "Ronja Räubertochter". Darüber hinaus finden zwei Workshops statt: Am Samstag, 27. Oktober, 14 bis 18 Uhr, geht es darum, "Wie die Bilder laufen lernten". Gürtler begibt sich dabei mit den Kindern auf die Spuren der optischen Täuschung. Im zweiten Workshop am 22. Dezember, 14 bis 18 Uhr, steht die Kunst des Schattenspiels im Mittelpunkt.
Nach den Filmvorführungen werden die Kinder das Gesehene dann gemeinsam verarbeiten - in einem Theaterstück, musikalisch oder einfach nur, indem sie darüber reden. Das endgültige Programm, was um die Filme herum passiert, sei aber noch nicht festgezurrt, wie Gürtler betont. "Die Kinder dürfen natürlich selbst mitentscheiden."
Geht es nach Schmitt und Gürtler ist das Kinderkino keine Eintagsfliege. "Im Gegenteil: Wir wollen das auch im nächsten Jahr fortführen", sagt Schmitt. Man denke darüber nach, sogar mit Schulen, Kinderärzten und Kirchengemeinden zu kooperieren. Möglichst schon am kommenden Wochenende mit dabei sein sollen hingegen die Eltern. "Auch die können im Kinderkino etwas lernen", so Gürtler.
Info: Der Eintritt zu den Filmen - jeweils um 15 Uhr - kostet für Kinder sowie Begleitpersonen 3,50 Euro. Die Teilnahme an einem Workshop kostet sechs Euro. Das komplette Kinderkino-Programm gibt es im Internet unter www.karlstorkino.de/kiki.