Im Caritas-Altenpflegeheim St. Michael in Handschuhsheim impft Arzthelferin Anja Donner vom DRK die Bewohnerin Ursula Gugau gegen Sars-CoV-2. Helmut Dörr, Koordinator Gert Bartmann und Stefan Bauer (v.l.) verfolgen die Aktion. Foto: Philipp Rothe
Von Sarah Hinney
Heidelberg. Im Laufe dieses Samstags wird es geschafft sein: Dann haben sämtliche Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeitenden aller 15 Pflegeheime im Stadtgebiet ihre erste Impfung gegen Sars-CoV-2 erhalten. Jedenfalls alle, die eine Impfung haben wollen – und das sind rund 2000 Menschen.
Ursula Gugau will. Um 12.30 Uhr bekommt sie am Freitag im Caritas-Altenpflegeheim St. Michael die erste Dosis. Die 75-jährige Bewohnerin ist Heimbeiratsvorsitzende. "Gott sei Dank", seufzt sie hinterher erleichtert. Für sie stand nie zur Debatte, sich nicht impfen zu lassen – und so ist es bei den meisten Heimbewohnern. Über 90 Prozent wollen geimpft werden. Bei den Pflegekräften ist die Bereitschaft deutlich geringer – sie liegt bei etwa 60 Prozent. Roswitha Lemme, Stabsstelle Abteilung Altenhilfe im Caritasverband Heidelberg, ist aber zuversichtlich, dass die Bereitschaft noch steigen wird.
"Da ist noch Luft nach oben", sagt auch Gert Bartmann, Leiter des städtischen Amts für Sport und Gesundheitsförderung. Bei ihm laufen sämtliche Fäden zusammen, denn er koordiniert die zwei mobilen Impfteams der Stadt, bestehend aus je fünf Personen. Am Freitagmittag ist er auch ein bisschen stolz. "Vom Zentralen Impfzentrum (ZIZ) aus wurde innerhalb von drei Wochen in vier Pflegeheimen geimpft. Jetzt haben wir in zweieinhalb Wochen die restlichen elf geschafft", sagt Bartmann erleichtert. St. Michael in Handschuhsheim ist die letzte Station für die Impfteams. Eigentlich wollte deshalb auch Oberbürgermeister Eckart Würzner an diesem besonderen Tag dabei sein, aber er war kurzfristig verhindert.
Die Erleichterung ist bei allen anderen zu spüren – ebenso wie eine große Dankbarkeit. Letztere richtet Susanna Re, Geschäftsführerin des Caritasverbands Heidelberg, auch ganz explizit an die Bundeswehr. Zwölf Soldaten und eine Soldatin leisten seit Wochen Hilfe in elf Pflegeheimen. Sie testen Personal, sie testen Besucher, und ohne sie wäre deshalb auch der Pressetermin am Freitag gar nicht möglich gewesen. "Wir sind dankbar für jeden Tag und jede Stunde. Wir sind absolut angewiesen auf ihre Unterstützung", richtet Re deutliche Worte an Oberstleutnant Jean-Jacques Wendorff. Noch bis 14. Februar unterstützen die Soldaten in Heidelberg. Eventuell auch länger, "darüber finden auf Führungsebene gerade Gespräche statt", sagt Wendorff. Er betont, dass sich seine Truppe sehr wohl bei ihrem Hilfseinsatz fühle.
Dass die vergangenen Wochen und Monate trotz Unterstützung ein gewaltiger Kraftakt waren, betonen alle. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an ihre Grenzen gegangen und darüber hinaus. Überstunden, Zusatzschichten, Urlaub, der ausfällt – die Belastung ist enorm", sagt Susanna Re. Pflegeheimleiterin Marianne Wolf ist froh, dass sich in St. Michael kein Bewohner und keine Bewohnerin mit Corona infiziert hat – und sie ist zuversichtlich, dass das auch so bleibt. Sie hofft aber, dass die Impfbereitschaft beim Personal noch steigt.
Ursula Gugau raucht – frisch geimpft – jedenfalls erst mal in Ruhe eine Zigarette vor der Tür. "Ich bin niemand, der jammert, aber die letzten Wochen waren schon schlimm", gibt die 75-Jährige zu. In den kommenden Wochen werden die beiden Impfteams die Zweitimpfung in den Pflegeheimen verabreichen. In drei Wochen ist dann auch Ursula Gugau wieder dran. Dann blühen im hübschen Garten von St. Michael auch ganz sicher schon die ersten Frühlingsboten und spenden zusätzlich Hoffnung auf einen entspannteren Sommer für jene, die am schutzbedürftigsten sind. Denn von den 53 Menschen, die in Heidelberg nach einer Corona-Infektion gestorben sind, lebten 27 in Pflegeheimen.