Der alte Sendemast in Wieblingen, über den das Programm des Rundfunksenders „American Forces Network“ (AFN) ausgestrahlt wurde, ist demontiert worden. Ursprünglich aufgebaut hatten ihn die Amerikaner. Foto: Philipp Rothe
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Mit seinen 65 Metern Höhe war der AFN-Sendemast weithin zu sehen und zeigte an: Hier ist Wieblingen. Ursprünglich von den Amerikanern betrieben, die von 1945 bis 2013 in Heidelberg stationiert waren, hatte er zuletzt keine Funktion mehr und wurde nun aus Sicherheitsgründen abgebaut. Doch der Mast stand nicht immer am Sandhofer Weg. Einige Wieblinger erinnerten sich, dass er vorher an einem anderen Ort in Heidelberg stand, wussten aber weder wo, noch wann der Umzug stattgefunden hatte. Die RNZ hat im Archiv recherchiert – und wurde fündig.
Mit schwerem Gerät wurde der Mast in mehrere Meter lange „Schüsse“ zersägt. Foto: Peter TrautmannDer Sendemast wurde schon Anfang der Fünfzigerjahre in Betrieb genommen. Anfangs stand er in der Nähe des Thermalbads und sendete für den Soldatensender American Forces Network (AFN) die Programme "AFN – The Power Network" und "AFN – The Eagle". Unter der Überschrift "Sendemast muß für den Straßenbau auswandern" berichtete die RNZ am 11. Juni 1968 von der Demontage des Masts in Bergheim und den Aufbau in Wieblingen. Das war "nicht ganz einfach", heißt es in dem Artikel: "Es erforderte exakte Vorarbeit, ehe die Spitze des Senders ,fallen‘ konnte. In vier Etappen (,Schüssen‘) von je 15 Metern Länge wird der rot-weiß gestreifte Stahlmast unter fachkundiger Aufsicht abmontiert. Ein zwölf Meter langer Hebebaum, mittels einer Seilwinde hochgezogen, wird zu diesem Zweck von zwei Monteuren am jeweils fälligen ,Schuß‘ in den Steigtritten des Mastes befestigt. Langsam werden dann Mastteil und Hebebaum auf den Boden der Tatsachen herabgelassen."
Am Ende landete die riesige Antenne im Schrottcontainer. Die Spitze hat sich der Stadtteilverein fürs Museum gesichert. Foto: Peter TrautmannGrund für den Umzug waren Bauarbeiten: Damals wurde die Bundesstraße 37 an der Ernst-Walz-Brücke hindurchgeführt, um einen "kreuzungsfreien Verkehrsknotenpunkt" zu erhalten. Einschließlich der östlichen Auf- und Abfahrtsrampe ist das damals neu gebaute Teilstück 1,4 Kilometer lang. "Die Vangerowstraße und auch das letzte Stück der Schurmanstraße, von der die neue B37 kurz vor der Kurve zum Radium-Solbad abzweigt, werden nach dem Abschluß der Bauarbeiten nur noch reine Anliegerstraßen sein", heißt es in der RNZ von 1968. Der AFN-Sendemast stand dabei im Weg. Und so nahm man ihn auseinander und baute ihn in Wieblingen, in der Nähe des damals neuen Sendehauses, wieder auf.
Gut 50 Jahre blieb der Mast dann in Wieblingen. Und deshalb hat sich der Stadtteilverein die etwa sieben Meter lange und eine halbe Tonne schwere Antennenmastspitze für das Ortsmuseum gesichert. Die rechtlichen drei Teilstücke waren etwa 20 Meter lang und wogen 1500 Kilogramm. Sie wurden am Boden in Stücke zerlegt und landeten in einem Schrottcontainer.