Raoul Schmidt-Lamontain. Foto: privat
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Raoul Schmidt-Lamontain hat es geschafft. Am 1. Oktober wechselt der 43-Jährige von Dresden an den Neckar und wird Heidelbergs erster Klimabürgermeister. Im Gemeinderat setzte er sich im zweiten Wahlgang mit 26 zu 20 Stimmen gegen seinen Cuxhavener Amtskollegen Martin Adamski durch. Anja Folz, Abteilungsleiterin Regenerative Energieversorgungssysteme bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz erhielt trotz einer guten Bewerbungsrede im ersten Wahlgang nur sechs Stimmen und schied daher aus.
Bei der ersten Abstimmung hatte Schmidt-Lamontain die absolute Mehrheit klar verfehlt. 22 der 47 anwesenden Gemeinderatsmitglieder votierten in der geheimen Abstimmung für ihn, 18 für Adamski. Dabei war der Dresdner Baubürgermeister der Wunschkandidat der Grünen-Fraktion, die das Vorschlagsrecht für den neuen Posten hatten. Als sie mit 16 Stadträten als mit Abstand stärkste Kraft aus der Kommunalwahl hervorgingen, hatten die Grünen auch auf die Schaffung des neuen Dezernats gedrängt, in dem das Amt für Umweltschutz, das Landschafts- und Forstamt, die Abfallwirtschaft und die Stadtreinigung sowie das Amt für Verkehrsmanagement angesiedelt wird. Damit sind Stadtplanung und Tiefbauamt auf der einen Seite und der Verkehr auf der anderen künftig in verschiedenen Dezernaten angesiedelt.
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Schmidt-Lamontain zeigte sich nach der Wahl im Gespräch mit der RNZ erleichtert. "Vor solch einer Abstimmung ist man schon immer ein bisschen angespannt." Die Nervosität war ihm auch zu Beginn seiner sehr schnell abgelesenen Bewerbungsrede deutlich anzusehen. Kein Wunder, im Vorfeld hatten sich einige Stadträte kritisch gegen den Bewerber geäußert, der bei seiner Vorstellung in den Fraktionen nicht jeden überzeugen konnte.
Im Kreuzverhör mit den Stadträten schlug sich Schmidt-Lamontain aber gut. Auf die Frage, wie er mit den wechselnden und unsicheren Mehrheiten im Gemeinderat umgehen wolle, sagte er: "Ich versuche mit Argumenten zu überzeugen." Was den Verkehr angeht, will der Grüne den Rad- und den Fußverkehr stärken. Er verwies in diesem Sektor auch auf seine Erfolge in seinen letzten beruflichen Stationen Hannover und Dresden. Die zentrale Aufgabe der Stadt sei es, die Pendlerströme abzufangen, bevor sie in die Stadt gelangen.
Mitbewerber Adamski hatte ebenfalls vor dem Wahlgang für Irritationen gesorgt. Kurzfristig hatte er nämlich seine Kandidatur am Mittwochabend zurückgezogen, noch in der Nacht entschied er sich jedoch wieder um. Auf die Frage, wie es zu diesem Sinneswandel gekommen war, sagte Adamski: "Sie können jeden in Cuxhaven fragen –ich mache meine Sachen zu Ende." Er habe sich am Abend vor der Wahl emotional von Freunden und Bekannten hinreißen lassen, doch lieber im Norden zu bleiben. Zumal seine Familie in Cuxhaven verwurzelt sei. Aber dann habe ihn doch die Aufgabe in Heidelberg gereizt. "Ich kann mich von Ihrer Stadt nicht trennen."
Update: Donnerstag, 23. Juli 2020, 19.45 Uhr