Freiburger Modell statt Präsidium

Doch mehr Polizisten für Heidelberg?

Am Freitag stellen Polizeipräsidium, Stadt und Land eine Sicherheitspartnerschaft vor - Kriminalität explodiert

05.02.2018 UPDATE: 06.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 40 Sekunden
Polizei
Polizisten. Foto: Silas Stein/Illustration

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Der sprunghafte Anstieg der Kriminalität in Heidelberg hat erste Konsequenzen: Die Stadt erhält eine Sicherheitspartnerschaft. Am Freitag treffen sich Oberbürgermeister Eckart Würzner, Polizeipräsident Thomas Köber und Landesinnenminister Thomas Strobl, um die Vereinbarung vorzustellen. Alle Bemühungen der RNZ, vorab etwas zu erfahren - vor allem, was eine bessere personelle Ausstattung der Polizei angeht - wurden im Vorfeld abgeblockt.

Die geplante Sicherheitspartnerschaft ist eine Art Entschädigung dafür, dass Heidelberg im vergangenen Jahr kein eigenes Polizeipräsidium erhielt. Bereits im Juli hatte der Weinheimer Grünen-Landtagsabgeordnete Uli Sckerl die Idee aufgebracht - und nannte Freiburg als Modell.

Tatsächlich gibt es dort seit einem knappen Jahr genau das - und daran werden sich die Ergebnisse für Heidelberg messen lassen. Die wichtigste Messlatte ist die Frage, wie viele Polizisten es zusätzlich geben wird. Damals hatte Sckerl vorgeschlagen, einen zusätzlichen Zug Bereitschaftspolizei, also 30 Mann, "bei Kriminalitätslagen" nach Heidelberg abzuordnen.

Gemessen an dem Zuwachs an Polizei in der Breisgau-Metropole wäre das allerdings ein Witz: 25 zusätzliche Beamte waren bereits im Dezember 2016 dorthin versetzt worden, neun Monate später folgten zehn weitere. Außerdem schickte das "Polizeipräsidium Einsatz" eine Reiter- und eine Radstaffel. Schließlich wurde im Sommer eine Einsatzhundertschaft in die nahe Gemeinde Umkirch verlegt.

Auch interessant
Kein Präsidium in Heidelberg: "Wir wollen jetzt mehr Polizisten"
Polizeireform Baden-Württemberg: Grün-Schwarz will mehr Polizisten einstellen

Alles in allem erhielten nach Sckerls damaliger Rechnung die 226.000 Freiburger über 130 Mann auf Dauer, die 160.000 Heidelberger 30 nur im Notfall. Am wahrscheinlichsten ist, dass Heidelberg kaum eine derart hohe und dauerhafte personelle Aufstockung auf den Revieren erhält, aber deutlich mehr Hilfe durch die Bereitschaftspolizei, als Sckerl vor einem halben Jahr angedeutet hatte.

Allerdings gibt es durchaus Unterschiede zwischen den Städten: In Freiburg werden traditionell die meisten Straftaten pro Einwohner in baden-württembergischen Großstädten registriert - vor Mannheim, Karlsruhe und Heidelberg. Aber der einst so große Unterschied in der Kriminalitätsbelastung zwischen Freiburg und Heidelberg ist geschrumpft: 12.745 Straftaten pro 100.000 Einwohner dort, 10.321 hier (zum Vergleich 2012: Freiburg 11.451, Heidelberg 8394). Denn im Gegensatz zu Südbaden explodierte in Heidelberg in den letzten Jahren geradezu die Kriminalität: Während dort die Anzahl aller Delikte 2016 um vier Prozentpunkte zurückging, stieg sie hier um 6,1 Prozent - in den letzten fünf Jahren insgesamt um ein Drittel.

Und doch ist das subjektive Sicherheitsempfinden in Freiburg deutlich labiler als in Heidelberg - vor allem wegen der besonders hohen Zahl von Tötungsdelikten: 15 wurden 2016 gezählt - in Heidelberg gab es gar keinen Mord. Darunter war ein Fall, der bundesweit Schlagzeilen machte: Ein afghanischer Flüchtling hatte im Oktober eine 19-jährige Studentin vergewaltigt und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Sie ertrank in der Dreisam. Daraufhin ging eine Welle der "gefühlten Unsicherheit" durch die Stadt, die Stadt und Land mit der Sicherheitspartnerschaft kontern wollten.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.