Trümmerfeld am Heidelberger Czernyring wird zum Platz

Verbindung zwischen Bahnstadt und Bahnhof mit neuen Problemen - Gemeinderat wünscht Sichtbeziehung

07.08.2016 UPDATE: 08.08.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Derzeit werden die alten Gebäude der US-Army abgerissen. Im Hintergrund ist der Querbahnsteig zu sehen. Fotos: Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Noch ist es ein Trümmerfeld. Nichts deutet darauf hin, dass hier eine Freifläche mit Aufenthaltsqualität entstehen soll, die mit ihren 4500 Quadratmetern so groß wird wie der Universitätsplatz. Dort, zwischen Bahngleisen und Czernyring, wo derzeit noch die alten Gebäude der US-Army abgerissen werden, soll der südliche Bahnhofsvorplatz entwickelt werden. Es wird das Scharnier, das die Bahnstadt mit dem restlichen Heidelberg verbindet - mit direktem Zugang zum Querbahnsteig des Hauptbahnhofs.

Was die Verwirklichung dieses ehrgeizigen Vorhabens angeht, hat Christoph Czolbe vom Stadtplanungsamt gute Neuigkeiten zu vermelden. Ein Investor hat großes Interesse daran, die flankierenden Baufelder B1 und B2 zu entwickeln. Czolbe: "Wir sind bereits in tieferen Gesprächen." Doch bis dem Gemeinderat ein Vorschlag unterbreitet werden kann, muss das Stadtplanungsamt erst einmal eine knifflige Aufgabe lösen. Die Stadträte fordern, dass die Verbindung vom Bahnhof in die Bahnstadt möglichst optimiert werden soll. Und dieses könnte die Größe und Dichte der Baufelder verändern.

Nach den bisherigen Plänen schauen die Fahrgäste, die mit dem Zug in Heidelberg ankommen, vom Querbahnsteig auf die Fassade des Baufeldes B2. Um auf den großzügigen Platz zu treten, werden sie nach rechts über einen weiteren kleineren Steg um die Ecke geschickt. Städtebaulich sei es aber schöner, wenn die Besucher schon von Weitem das Konferenzzentrum und die neue Straßenbahnhaltestelle am Czernyring sähen, betonte SPD-Stadträtin Monika Meißner in der Gemeinderatssitzung. Zumindest müsse geprüft werden, ob dies umsetzbar sei. Die Mehrheit schloss sich diesem Antrag an. Das neue Konferenzzentrum ist auf dem Baufeld T1, auf der gegenüberliegenden Seite des Czernyrings, geplant. Für eine freie Sicht steht auch hier das Gebäude B2 im Weg.

Bis auf diesen ungeklärten Zugang zur Bahnstadt stehen die anderen Eckpunkte der Stadtplaner. Der Vorteil: Querbahnsteig und Czernyring liegen auf einem Niveau. So können der Querbahnsteig etwas verlängert und im Anschluss ein zweigeschossiges Parkhaus gebaut werden. Auf dessen Dach entsteht der Platz.

Bei früheren Planungen war auf dem Baufeld T1a ein schlanker 60-Meter-Turm vorgesehen. Für ein Konferenzzentrum mit Hotelnutzung wäre dies jedoch ungeeignet. Daher soll nun ein elfstöckiges Hochhaus auf dem geänderten Baufeld B1 entstehen. Auf der Zacke des Gebäudekomplexes, die auf den Bahnhofsvorplatz Süd ragt. Es wird ein Gegenpol zur BG-Chemie und Print Media Academy auf der anderen Seite der Bahngleise darstellen. Und so wird die Bahnstadt auch aus der Ferne besser wahrnehmbar.

Ursprünglich war an dieser Stelle eine Fuß- und Radwegebrücke über die Gleise geplant, mit einem markanten Pylon einer Harfenbrücke auf der Bahnstadtseite. Doch diese Verbindung wurde aus Kostengründen vom Gemeinderat zurückgestellt. Theoretisch wäre eine veränderte Brückenkonstruktion aber immer noch möglich, beruhigt Czolbe. Denn im Baufeld B1 ist eine kleine Fuge mit einem zweigeschossigen Durchgang vorgesehen.

Der Rest klingt wie ein großer Wurf. Die Fernbusse werden zwischen den Baufeldern B2 und B3 über den Max-Planck-Ring geleitet und halten künftig auf Gleisebene. Dadurch wird auch der Willy-Brandt-Platz im Norden des Bahnhofs entlastet. Da die Gebäude nun wesentlich luftiger geplant sind, entstehen Innenhöfe, sodass die Neubauten nicht nur für eine Büronutzung und Einzelhandel, sondern auch für Wohnungen genutzt werden können.

Czolbe hofft, dass bis Ende des Jahres ein Betreiberkonzept für die Bereiche B1 und B2 vorgelegt werden kann, und dass sich der Investor auf einen Architektenwettbewerb einlässt. "Er ist grundsätzlich bereit dazu. Und das ist in dieser zentralen Lage wichtig." Im Sommer 2017 könnte dann der Wettbewerb entschieden sein, danach sei mit einem anderthalbjährigen Bebauungsplanverfahren und zwei Jahren Bauzeit zu rechnen. Wenn alles gut läuft, können die Bahnstädter also bereits 2021 auf ihrem neuen Platz im Café sitzen.

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