Clubsterben in Heidelberg

Zum Jahresende ist Schicht in der "Nachtschicht"

Club auf Landfried-Gelände hat die Kündigung des Mietvertrages erhalten - "Nuzinger" plant dort ein Restaurant - Die Tanzschule zieht direkt nebenan ein

27.07.2017 UPDATE: 28.07.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Feiern in der Nachtschicht wird soll der Vergangenheit angehören. Archivfoto: Stefan Kresin

Von Steffen Blatt

Ein weiterer Traditions-Club in Heidelberg wird bald Geschichte sein: Die Diskothek "Nachtschicht" auf dem Landfried-Gelände in Bergheim soll zum Ende des Jahres schließen, der Mietvertrag wurde gekündigt. In Zukunft soll die Tanzschule Nuzinger die Räumlichkeiten nutzen - sie plant darin ein Gastronomie-Angebot mit Veranstaltungsraum.

"Wir haben einen Mietvertrag ab dem 1. Januar 2018", bestätigt Nuzinger-Geschäftsführer Ingo Schneckenberger der RNZ. In den Räumen der "Nachtschicht" sollen aber keine Tanzkurse veranstaltet werden, vielmehr soll dort ein Restaurant mit Bar sowie einem Bereich für Veranstaltungen entstehen, alles im amerikanischen Stil der 1930er Jahre. Auch einen Namen gibt es schon: "The Shag" soll die neue Einrichtung heißen. "Das ist zum einen der Name eines Swing-Tanzes aus den 30er Jahren, andererseits ist ,shag‘ das englische Wort für Feinschnitt-Tabak", erklärt Schneckenberger. Damit nimmt Nuzinger sowohl Bezug auf sein Kerngeschäft als auch auf die Geschichte des Landfried-Geländes als ehemalige Tabakfabrik.

Darum ist auch eine komplett verglaste Zigarrenlounge geplant - auf der Empore, wo früher der "Nachtschicht"-DJ seinen Platz hatte. Zudem werde man noch einen Bereich hinzunehmen, der von der "Nachtschicht" bisher nicht genutzt werde. Der Betrieb wird also größer. Beim Konzept nimmt man sich das "Ziegler" in der Bergheimer Straße zum Vorbild, also die Verbindung von Gastronomie und Eventbereich für Konzerte oder andere Veranstaltungen.

Damit wird Nuzinger gleich zwei Mal auf dem Landfried-Gelände vertreten sein. Denn in diesen Tagen beginnt der Umzug in das ehemalige "Asporta"-Fitnessstudio direkt daneben. Dort vergrößert sich die Tanzschule, die schon seit Jahren auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten in Heidelberg war. Auf über 700 Quadratmetern gibt es dann 410 Quadratmeter Tanzfläche in drei Sälen. Das Stammhaus in der Endemannstraße war mit der Zeit zu klein geworden, der logistische Aufwand mit der Filiale im Wieblinger "H+" am Hein-steinwerk zu groß. Teil der neuen Zentrale wird ebenfalls ein Gastro-Betrieb sein, der sich nicht nur an die Tanzschüler, sondern auch andere Gäste richtet. Wegen des "Asporta"-Gebäudes im englischen Land-hausstil wird er den Namen "Cottage" tragen. So werden in Großbritannien und Irland kleine Wohnhäuser auf dem Land bezeichnet.

Auch interessant
: Ende einer Ära: Schwimmbad-Musik-Club schließt zum Jahresende
Abrissarbeiten haben begonnen: Heidelberger Schwimmbad-Club ist endgültig Geschichte (plus Fotogalerie)
: Die letzte Erinnerung verschwindet: Heidelberger Schwimmbad Musik-Club wird abgerissen

"Wir hatten ohnehin vor, unsere Gastro- und Event-Sparte auszubauen und haben eine eigene GmbH dafür gegründet. Das ,Cottage‘ war als erster Schritt gedacht. In den Gesprächen mit Landfried Immobilien wurde uns dann auch die Nachtschicht angeboten", sagt Schneckenberger. Eine Tanzschule als Gastronomiebetreiber hört sich zunächst ungewöhnlich an. Doch schon seit längerer Zeit vermietet Nuzinger seine Räume nicht nur für Geburtstage oder Firmenfeiern, sondern organisiert solche Events auch selbst. Das sei aber bisher nur an den Standorten Schriesheim und Neckargemünd möglich gewesen. "In Heidelberg waren unsere Räume sieben Tage die Woche von den Tänzern belegt."

Dass nun nach dem "Asporta"-Gebäude auch die "Nachtschicht"-Räumlichkeiten frei wurden, ist ein glücklicher Zufall für Nuzinger - zumal die Familie in den 1980er Jahren schon einmal kurz davor war, auf das Landfried-Gelände zu ziehen. Die neue Tanzschule soll Anfang November dieses Jahres eröffnet werden, für "The Shag" peilt Schneckenberger den Sommer 2018 an, entweder vor oder nach den Sommerferien.

Und die "Nachtschicht"? Betreiber Helmut Heid hat sich mit dem Aus nach 23 Jahren abgefunden. Für ihn gehe es jetzt darum, alles vernünftig abzuwickeln, sagt er der RNZ. "Schließlich arbeiten hier 65 Leute." Ein Umzug kommt für ihn offenbar nicht infrage. "Ich habe andere Räumlichkeiten angeboten bekommen. Doch vor allem wegen der Brandschutzbestimmungen rechnet sich die Investition nicht", bedauert er. So wird nach dem "Schwimmbad Musik Club" nun ein weiterer Heidelberger Club mit langer Tradition wohl für immer verschwinden.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.